Dortmund. Direkt neben dem Dortmunder Hauptfriedhof finden Haustiere ihre letzte Ruhe. Friedhofsgärtner Norbert Meier erzählt, wie eine Bestattung dort abläuft.

  • Am Rennweg in Wambel hat die Genossenschaft der Dortmunder Friedhofsgärtner im Jahr 2004 den zweiten Dortmunder Tierfriedhof angelegt.
  • In der Nähe des Hauptfriedhofs sind dort mehr als 600 Tiere begraben, es gibt auch ein Urnenfeld.
  • Die Beisetzungen ähneln denen von Menschen und sind oft sehr bewegend.

Wäre da nicht das Schild „Tierfriedhof“, könnte man meinen, es sei der Eingang zu einem Schrebergarten oder einer Parkanlage. Ein Blockhäuschen steht am Eingang, daneben eine Hundehütte. Große Bäume beschatten das 8000 Quadratmeter große Areal, im Sommer grasen Schafe auf der Wiese: eine Idylle, in der die Gräber von mehr als 600 Tieren liegen.

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Auf einer nicht mehr genutzten Fläche der Stadtgärtnerei hat die Genossenschaft der Dortmunder Friedhofsgärtner im Jahr 2004 den zweiten Dortmunder Tierfriedhof angelegt. Das Gelände am Rennweg grenzt direkt an den Hauptfriedhof, einen Durchgang gibt es aber bislang nicht.

Die Friedhofsgärtner in Dortmund erlauben auch Doppelbelegungen

Der Tierfriedhof ist eingezäunt – wer ein Grab gepachtet hat, kommt abends und am Wochenende mit einem Schlüssel hinein. Tagsüber ist der Bereich meist für Besucher geöffnet. „Probleme mit Diebstahl oder Vandalismus haben wir nicht“, sagt Friedhofsgärtnermeister Norbert Meier und zeigt auf die vielen bunten Beigaben, die unangetastet auf den Gräbern liegen.

Tierfriedhof Dortmund Rennweg am Hauptfriedhof
Auf dem Sternenfeld werden Urnen beigesetzt. Silberne Namensschilder am Baum, die Gärtnermeister Norbert Meier hier zeigt, erinnern an die verstorbenen Tiere. © Funke Medien NRW | Britta Bingmann

Während Hund und Katze im vorderen Bereich noch getrennt nach Größe und Gattung in geraden Reihen liegen, wird das Areal nach hinten hin offener. Der Weg ist geschwungen, eine Baumbank zum Verweilen steht auf einem Steinkreis. „Das Modell, die Gräber so zu trennen, hat sich nicht bewährt“, erklärt Meier. Viele Halter hätten mehrere Tiere, die sie im Laufe der Zeit an der gleichen Stelle beerdigen wollten. Einen großen und einen kleinen Hund etwa, oder Hund und Katze. „Das ist jetzt möglich, Doppelbelegungen erlauben wir.“

Tierfriedhof Dortmund Rennweg am Hauptfriedhof
Seit 2004 gibt es den Tierfriedhof am Rennweg, ganz in der Nähe des Dortmunder Hauptfriedhofs. © Funke Medien NRW | Britta Bingmann

Wer sein Tier statt in einer abgeteilten Grabstelle lieber in einem naturnah gehaltenen Bereich beerdigen möchte, kann auch das tun. Außerdem gibt es das Sternenfeld, wo Urnen „halb-anonym“ bestattet werden. Nur silberne Namensschilder an einer großen Konifere in der Mitte verraten, wer hier schon seine letzte Ruhe gefunden hat.

Muslime sind eine große, wachsende Kundengruppe

Der allergrößte Teil der Tiere, die am Rennweg bestattet wurden, sind aber zuvor nicht eingeäschert worden. „Die Tierhalter, die bei uns ein Grab pachten, möchten einen Platz, wo sie trauern können, aber haben keinen Garten, um das Tier dort zu beerdigen“, weiß Meier. Deswegen finden auch Wellensittiche und Hamster am Rennweg ihre letzte Ruhe. „Bei Kindern machen wir das zum Taschengeldpreis.“

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Eine weitere große und wachsende Kundengruppe sind Muslime. „Sie lassen die Körper aus religiösen Gründen ja nicht gern einäschern“, sagt der Friedhofsgärtner. „Und sie trauern sehr um ihre Tiere. Ich habe schon eine Beerdigung erlebt, da ist der Mann schluchzend auf Knien bis zum Grab gekrochen.“

Überhaupt erlebt Meier auf dem Tierfriedhof viele Emotionen. „Die Beisetzungen sind oft sehr bewegend.“ Dabei wird die Grabstelle vorbereitet und geschmückt, der Kadaver im Pappsarg oder Leintuch herabgelassen, die Trauernden – oft alle in Schwarz – werfen Blumen ins Grab. Manchmal geben ganze (Hunde-)Gruppen dem Tier das letzte Geleit. „Alles wie bei einer Human-Beerdigung, nur ohne Pastor“, sagt Jola Nowakowski, die Prokuristin der Dortmunder Friedhofsgärtner. Wobei: Ansprachen gibt es manchmal auch. „Da kommen selbst mir manchmal die Tränen“, gibt Norbert Meier zu.

Tierfriedhof Dortmund am Rennweg
In der Blockhütte können die Trauernden Abschied von ihrem Tier nehmen. © Funke Medien NRW | Britta Bingmann

Ganz viel Mitgefühl ist von ihm auch in der Blockhütte gefragt. Im hinteren Teil haben die Friedhofsgärtner eine kleine „Trauerhalle“ eingerichtet, dort können sich die Halter – wenn sie es denn möchten – noch einmal ganz in Ruhe von ihrem Tier verabschieden, das im Körbchen vor einer beleuchteten Wand aufgebahrt wird. Meier und seine Kollegen geben den Kunden, die Zeit, die sie dafür brauchen. Wer kein Tier hat, kann darüber vielleicht nur mit dem Kopf schütteln, Hundebesitzer verstehen hingegen wahrscheinlich Dagmara, die derzeit täglich weinend am Grab von Yorkshire-Hündin Lea steht: „Es zerreißt mir das Herz, sie war doch meine Felltochter.“

Mehr Infos: Tierbestatter für Dortmund

Kinder zahlen ein „Taschengeld“

Die Kosten für Bestattung oder Einäscherung richten sich in der Regel nach dem Gewicht des Tieres.

Eine Einzelkremierung kostet bei den „Tierbestattern für Dortmund“ zwischen 135 und 350 Euro, eine Sammeleinäscherung zwischen 80 und 230 Euro. Hinzu kommen gegebenenfalls Kosten für Abholung (je nach Entfernung und Zeit 30 bis 60 Euro) und ein Energiekostenzuschuss von 15 Euro.

Die Bestattung auf dem Friedhof kostet zwischen 280 und 680 Euro, das Nutzungsrecht der Grabstellen läuft drei Jahre (bei großen Hunden fünf Jahre) und kann beliebig verlängert werden. Für Kleintiere von Kindern bis 13 Jahre bieten die Dortmunder Tierbestatter die Beisetzung zu einem ‚Taschengeldpreis‘ an.

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