Vorstellung im Ausschuss: Das wird der nächste Balver Windpark
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Balve. Im Balver Wald planen zwei Projektentwickler den nächsten Windpark. Im Ausschuss stellten sie ihre Planungen vor und auch, wie die Bevölkerung profitieren kann.
„Wir bekommen ja reichlich Windkraft in Balve“, stellte der Ausschussvorsitzende Lorenz Schnadt (UWG) in seinen einführenden Worten fest. Balve und die Nachbarschaft weisen den Löwenanteil der im Regionalplan festgelegten Windvorrangflächen im Märkischen Kreis auf, durchaus zum Missfallen von Politik und Verwaltung in der Hönnestadt.
Städte haben kein Planungsrecht
Ändern kann man vor Ort aber wenig daran, die Städte haben keine Planungsrecht, wie Bürgermeister Hubertus Mühling noch einmal betonte. So wird mittlerweile an vielen Stellen fleißig geplant oder auch schon gebaut, südlich von Langenholthausen, im Balver Wald bei Garbeck oder auch am Stadtgebiet von Hemer, unmittelbar an Balve angrenzend.
Nordwestlich der Innenstadt im Balver Wald soll ebenfalls ein neuer Windpark entstehen. Zwei Projektentwickler haben sich dafür zusammengetan: PNE und Westfalenwind. Im Ausschuss für Umwelt, Stadtentwicklung und Bau der Stadt Balve stellten sie jetzt ihre Pläne und den aktuellen Stand vor.
Planungen rufen Skepsis hervor
Der Ausschussvorsitzende Lorenz Schnadt dankte den drei Verantwortlichen ausdrücklich dafür und bat um Verständnis, dass jede weitere Planung in Balve natürlich auch mit einer gewissen Skepsis gesehen werde, was aber nicht persönlich an die Firmen gerichtet sei. „Sie bauen ja an absolut exponierter Stelle. Jeder auf der Hauptstraße wird diese Windräder sehen“, sagte Schnadt zu der optischen Wahrnehmung.
Geplant sind nordwestlich der Innenstadt im Balver Wald hier eigentlich sechs Anlagen. Nach einer Korrektur im Regionalplan liegen nur noch fünf in der Windvorrangzone. Man gab sich aber optimistisch, auch das sechste Windrad noch errichten zu können. Jedes wird insgesamt 261 Meter hoch sein, eine Leistung von 7,2 Megawatt haben und im Jahr 17 bis 20 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen.
„Das ist kein kleiner Windpark. Das wird eine große Baustelle.“
Sechs Windräder mit entsprechenden Fundamenten sind alles andere als ein Pappenstiel. „Das ist kein kleiner Windpark“, sagte Martina Blumenstein von der PNE AG. „Das wird eine große Baustelle.“ Den Anfahrtsweg dafür und der Bau und Ausbau der Wege und Trassen wird aber weniger Balve betreffen, sondern die Nachbarstadt Hemer, erklärten die Projektentwickler im Ausschuss, neben Blumenstein noch Christian Henner und Benjamin Nowak.
Anlieferung durch das Stephanopler Tal
Die Anlieferung werde über die A45 bis Hemer erfolgen, dann durch die dortige Innenstadt und durch das Stephanopler Tal in den Balver Wald. Mit hunderten Lkw-Fahrten, wie bei jeder so einer Baustelle, sei dabei zu rechnen. Genauer konnten es die Beteiligten in der Sitzung nicht eingrenzen.
Die Beteiligung von zwei Firmen gemeinsam am neuen Windpark biete als Vorteile viele Synergien, auch beim Bau notwendiger Kabeltrassen, Zuwege oder eines Umspannwerkes. „Es geht auch darum, Eingriffe zu minimieren“, erklärte Martina Blumenstein. Eine Kabeltrasse soll dann vom Windpark runter in die Helle führen.
Hoffnung auf Genehmigungen im Frühsommer 2025
Und wie sieht der Zeitplan aus? Die Projektentwickler hoffen auf die Genehmigungen im Frühsommer 2025 und rechnen von da an bis zur Fertigstellung mit zwei bis zweieinhalb Jahren. Je nachdem auch, wie sich Lieferengpässe auf dem Markt entwickeln, so Blumenstein. Geplant ist neben dem Park auch der Bau einer großen Löschwasserzisterne, der im Fall des Falles auch bei Bränden außerhalb der Windräder genutzt werden kann.
Stadt profitiert finanziell
Bevölkerung, Politik und Verwaltung befürchten die „Verspargelung“ der Umgebung und eine bedrückende Wirkung vieler neuer Windenergieanlagen. Fakt ist aber auch, dass jede Kommune finanziell davon profitiert. 0,2 Cent pro Kilowattstunde erhält jede Stadt gesetzlich garantiert von einem Windrad auf ihrem Gebiet.
Daneben machen viele Entwickler weitere freiwillige Angebote. Auch hierfür sei man offen und gesprächsbereit, betonten die drei Gäste im Ausschuss. Eine Möglichkeit für Bürger, selber als Risikokapitalgeber in die Windparks einzusteigen, mache man bewusst aber nicht, im Gegensatz zu anderen Investoren. Das betonte Christian Henner, denn das empfinde man als sozial ungerecht, könnten sich das doch nur sowieso schon wohlhabendere Bürger erlauben.
„Welcome to Fabulous Amigos Garbeck“
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Es gäbe andere Möglichkeiten, über Stiftungen, weitere Zahlungen an die Stadt oder eine direkte Beteiligung der Kommune an den Windrädern. Das erklärte auch Bürgermeister Hubertus Mühling. Und betonte nochmal, darüber mit allen Projektentwicklern zu sprechen, die in Balve aktiv sind. „Und dann werden wir es mit dem einen so machen und mit dem anderen so.“
Disput zweier ehemaliger Parteifreunde
Schließlich kam es noch zum Disput zweier ehemaliger Parteifreunde. Heinrich Stüeken, mittlerweile parteiloser Ratsherr und Ausschussmitglied, beklagte die Informationspolitik der Stadt Balve. Die habe über die öffentliche Auslegung der Pläne zu diesem Windpark nichts verlauten lassen.
Ausschussvorsitzender Lorenz Schnadt von Stüekens ehemaliger Fraktion UWG ging in dessen Ausführungen dazwischen, wollte sofort Klarheit schaffen und Stüekens nächste Anmerkung nach hinten schieben. Stüeken aber wollte gerne zu Ende sprechen, es kam zum Wortgefecht. „Merkst du nicht, dass ich dir eben schon das Wort entzogen habe“, haute Ausschussvorsitzender Schnadt irgendwann verbal auf den Tisch.
Bauamtsleiter Sven Rothauge antwortete Heinrich Stüeken, die Pläne liegen sehr wohl im Rathaus offen, und zwar noch bis Mitte Dezember. Aber verantwortlich dafür sei wegen der Planungshoheit der Märkische Kreis. „Wir selber können und dürfen das gar nicht bekannt geben.“ Seine letzte, noch fehlende Anmerkung wollte Stüeken danach nicht mehr mit der Runde teilen.
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