Balve. Der November bringt im Kolpingforum einen medizinischen Schwerpunkt. Das Thema Schlaganfall ist aktueller als sich mancher Besucher vorstellte.
Nichts ist wichtiger als die Gesundheit, aber auch ein ernstes Thema darf man mit etwas Humor auflockern. „Kommen Sie zu Ranft, der behandelt Sie ganz sanft“, reimte Dr. Alexander Ranft zu Beginn seines Vortrags am Montagabend im Balver Pfarrheim St. Blasius. Der Mediziner ist Chefarzt der Klinik für interventionelle Radiologie und Neuroradiologie am Krankenhaus in Hüsten. Und seine heitere Anregung dreht sich um eine noch junge Therapiemethode für eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland.
Therapie bereits praxiserprobt
Dr. Alexander Ranft weiß, wovon er spricht. Zuvor hatte er die Therapiemethode schon an einem Krankenhaus in Dortmund und dann seit 2020 am Klinikum Hochsauerland angeboten: die endovaskuläre Therapie bei Schlaganfällen. Das ist in Deutschland hinter dem Herzinfarkt die zweithäufigste Todesursache, so der Referent. Und damit ist klar, dass das Thema auch eine breite Masse an Menschen betrifft, viele versterben innerhalb eines kurzen Zeitraums danach oder leben weiter mit gravierenden Folgen.
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Dr. Alexander Ranft machte aber auch Hoffnung: „Wenn ein Patient in einem guten Zeitfenster kommt, dann hat er bombastische Aussichten.“ Wie auch in anderen medizinischen Notfällen heißt es auch hier: jede Minute, jede Sekunde zählt. Oder wie Neurologen sagen und wie es auch Ranft am Montag zusammenfasste: „Time is brain“. Denn je schneller gehandelt wird, desto besser sind die Chancen, dass das Gehirn wenig bis gar nicht von dem Schlaganfall geschädigt wird. Immer wieder gelinge es auch, dass Menschen letzten Endes ohne Nachwirkungen einen Schlaganfall überstehen, erklärte Ranft. Er hatte das Beispiel von einer jungen Mutter mitgebracht, die nun gerade quasi ihren zweiten Geburtstag feiern könne.
Und was genau ist nun die endovaskuläre Therapie, die Ranft und sein Team in Hüsten anbieten können? Wenn Blutgerinnsel nicht durch ein gerinnungslösendes Medikament behandelt werden können, dann bietet die endovaskuläre Therapie als Alternative zu einem operativen Eingriff mit seinen größeren Risiken und Nebenwirkungen die Möglichkeit, das Blutgerinnsel minimalinvasiv zu behandeln. Durch die Leiste wird ein kleiner Katheter in die Blutbahn des Patienten eingeführt. Das Blutgerinnsel kann entweder direkt an Ort und Stelle gestoppt und unschädlich gemacht werden, oder es wird aus dem Körper entfernt, auch Thrombektomie genannt.
„Wenn ein Patient in einem guten Zeitfenster kommt, dann hat er bombastische Aussichten.“
Fraglos kein Thema beim Kolpingforum, um sich wie nebenbei ein bisschen berieseln zu lassen, setzte es doch große Aufmerksamkeit und auch das ein oder andere medizinische Wissen voraus. Aber wie so oft schon: die monatliche Vortragsreihe zieht neben so manchen Stammgästen auch immer wieder fachlich interessiertes Publikum zum jeweiligen Thema an, so auch dieses Mal Mediziner und Ärzte aus Balve und Umgebung. Und die warfen in der anschließenden Diskussions- und Fragerunde auch die örtliche Frage dieser medizinischen Behandlung auf.
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Bekanntlich könnte sich die Krankenhauslandschaft durch die geplanten Reformen auf Bundes- und Landesebene deutlich verändern. Gerade im ländlichen Raum wird eine Verschlechterung der Gesundheitsversorgung befürchtet. So erwähnte eine Besucherin beim Kolpingforum auch ausdrücklich den Fortbestand der „Stroke Unit“ für Schlaganfallpatienten am Mendener St.-Vincenz-krankenhaus, die nach den Reformplänen zur Disposition steht (wir berichteten im Sommer und Herbst auf den Mendener Seiten der WP). Das Krankenhaus in der Nachbarstadt wiederum möchte für den Erhalt kämpfen. Weitere „Stroke Units“ in der Umgebung gibt im MK-Südkreis in Lüdenscheid, für Balve und Menden in näherer Entfernung auch noch in Unna. Inzwischen ist jedoch klar, dass die Nachbarstadt Menden die wichtige Schlaganfall-Abteilung für die Region wohl behalten wird.
Dr. Alexander Ranft sprach freilich vor allem über seine Einrichtung in Hüsten, die rund um die Uhr zur Verfügung stehe. Als wichtig erachtet er vor allem die Vernetzung der entsprechenden Einrichtungen, vor allem auch dann, wenn sie nicht so auf dem neuesten Stand ausgerüstet sein können wie bei ihm. „In Hüsten haben wir alle Möglichkeiten“, betonte der Referent auch mit Blick auf die Frage, wohin Patienten im Notfall transportiert werden sollen. Und er gab einen ganz wichtigen Rat, sollte man Symptome wie Lähmungen, Schwindel und Co. verspüren: „Gehen Sie nicht damit ins Bett.“ Schnelles Handeln sei dann geboten. Grundsätzlich seien Auftreten und Auswirkungen aber bei jedem Menschen unterschiedlich.
Der November gehört beim Kolpingforum traditionell der Medizin, vorbereitet vom Balver Arzt Dr. Jürgen Schmitz, auch 2025 wieder, wie schon jetzt angekündigt wurde. Aber auch das Team der Kolpingsfamilie, welches die anderen Abende - immer der erste Montag im Monat – vorbereitet, war wieder fleißig. „Wir basteln am Programm für 2025“, berichtete Bernward Midderhoff. „Die Themen und Referenten stehen schon.“ Er versprach neben dem angesprochenen Gesundheitsbereich auch wieder christliche und politische Themen, aber auch Unterhaltsames und Heimatliches mit Kathrin Heinrichs. Am 2. Dezember nun werden im gemütlichen Rahmen Adventslieder gesungen, am 7. Dezember ist die traditionelle Nikolausfeier.