Balve. Balve braucht mehr Platz, um zugewiesene Flüchtlinge unterzubringen. Die Rathauschefs Mühling und Bathe sehen die Stadt an der Belastungsgrenze.

„Wir kommen an die Kapazitätsgrenze bei Unterbringung und Betreuung“, schilderte Michael Bathe, der allgemeine Vertreter des Bürgermeisters, in der Ratssitzung am Mittwoch in Balve die aktuelle Flüchtlingssituation der Stadt. Die Zahl der Zuweisungen sei in den letzten Wochen „sprunghaft gestiegen“ mit 30 Zugängen im August und nun auch schon deren 15 im September, Stand zur Ratssitzung. „Und es ist mit weiteren Zuweisungen zu rechnen.“

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Insgesamt sind im Moment 370 Menschen in Balve untergebracht, das seien deutlich mehr als bei der Migrationswelle in 2015. 162 leben in Übergangswohnheimen, die anderen in privaten oder städtischen Wohnungen. Bathe schlüsselte die Zahlen auch weiter auf: 150 davon seien vor dem Krieg aus der Ukraine geflohen, danach folgten statistisch mit großen Vorsprung Menschen aus Syrien, dann aus Afghanistan. Im Sonderklassentrakt der alten Hauptschule leben ausschließlich Ukrainer, was auch so bleiben solle.

Im Sondertrakt der Hauptschule Balve sind ausschließlich Ukrainer untergebracht.
Im Sondertrakt der Hauptschule Balve sind ausschließlich Ukrainer untergebracht. © WP | jürgen overkott

In der Helle sollen fünf Container aufgebaut werden

Die größte Unterkunft ist die in der Helle mit aktuell 72 Geflüchteten. „Die ist auch voll“, teilte Michael Bathe mit, wohingegen es anderswo noch kleine Kapazitäten gebe. Nichtsdestotrotz muss die Stadt neuen Platz schaffen. Deshalb will sie fünf Container in der Helle aufbauen, die Platz für 16 bis 20 Menschen bieten. Die Container kommen aus Herscheid, wo man sie wegen Ankauf eines Gebäudes nicht mehr benötige, teilte Bürgermeister Hubertus Mühling in der Ratssitzung mit, und seien in einem „nur minimal gebrauchten Zustand.“ Die Stadt rechnet mit Kosten dafür von etwa 150.000 Euro.

Auch das reicht aber noch nicht. Im Moment prüfe die Verwaltung zusammen mit den Pächtern die Nutzung einer Pension in Balve. Und jeweils bis zu sechs Personen können in der alten Volkringhauser Schule und den dort nicht mehr genutzten Unterrichtsräumen der Feuerwehr unterkommen. Diese Räume sollen entsprechend hergerichtet werden, auf dem Außengelände möchte die Stadt dazu einen Sanitärcontainer aufstellen. Weiterer Wohnraum für zugewiesen Flüchtlinge sei noch im Untergeschoss des Eisborner Kindergartens, wo eine Wohnung schon mal entsprechend genutzt war, vorhanden. Das sei aber nicht in den Räumen des Trommlerkorps, betonte Hubertus Mühling.

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Wenn irgend möglich, nicht wieder Sporthallen für Unterbringung nutzen

Weiter in Benutzung sind die Unterkünfte in Beckum (Zum Langeloh) und Garbeck (Am Pickhammer), wobei letztgenannte zwischenzeitlich auch schon mal leergezogen war. Darauf besteht im Moment aber wohl keine Aussicht. Michael Bathe und Hubertus Mühling sprachen im Stadtrat die gesellschaftliche veränderte Stimmungslage, etwa durch die Messerattentate, an. Sie appellierten aber dennoch an die Bevölkerung, bei entsprechender Möglichkeit auch weiteren Wohnraum der Stadt für die Unterbringung anzubieten. Gleichzeitig, so Mühling, müsse unbedingt der soziale Friede gewahrt bleiben, in dem etwa, wenn irgend möglich, nicht wieder Sporthallen für die Unterbringung genutzt werden müssen.

„Wir brauchen eigentlich eine weitere größere Einheit.“

Hubertus Mühling
Bürgermeister

Deutlich machten mehrere Ratsmitglieder in ihren Beiträgen die Problematik der Stadt: Mehrere Standorte der Unterkünfte sind eigentlich anders verplant. Am Schulzentrum soll ein Kindergarten entstehen, am Pickhammer in Garbeck ist der Neubau des Feuerwehrgerätehauses geplant und in Volkringhausen sieht man dringenden Bedarf für Wohnraum, wozu die Fläche der alten Schule und Feuerwehr genutzt werden kann, wenn auch das Gerätehaus in Sanssouci fertig ist. Stadtoberhaupt Hubertus Mühling wollte die missliche Situation nicht leugnen. Im Moment gehe es nicht anders, als auf Sicht zu fahren und auf sinkende Zuweisungszahlen zu hoffen. In den Haushaltsberatungen für 2025 müsse man sich kreativ über große Lösungen Gedanken machen. „Wir brauchen eigentlich eine weitere größere Einheit“, sagte Mühling mit Blick auf Unterkünfte.

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Gleichzeitig betonten mehrere Redner, man wolle bei den Fragen der Unterkünfte konkret vor Ort nicht die einzelnen Ortsteile gegeneinander ausspielen. UWG-Chef Lorenz Schnadt weitete seinen Blick auf ein allgemeines Problem, das er schon mehrfach angesprochen hat: „Uns fehlen generell Sozialwohnungen.“