Hagen. Das Publikum hat sich verändert. Das Verhalten auch. Zwei Bademeister über die Sicherheitslage in den Hagener Bädern.
Mittlerweile jedes Jahr die gleichen erschreckenden Nachrichten, Bilder und Videos. In deutschen Großstädten kommt es zu Gewaltszenen, Personen werden gejagt, riesige Menschentrauben bilden sich, prügeln aufeinander ein. In Berlin schlagen Schwimmmeister unter anderem Alarm, die dortigen Bäderbetriebe haben eine Ausweispflicht fürs Freibad aufgelegt. Für den Besuch eines Freibades wohlgemerkt. Immer entzünden sich dabei Debatten um kulturelle Unterschiede, Migrationshintergründe, das Aufeinanderzurasen unterschiedlicher Mentalitäten. Und in Hagen? Nun, da hört man eine Geschichte, die anders ist. Was man als erfreulich bezeichnen darf und was mit handelnden Personen zu tun hat.
Hartwig Kuhlmann (62) und Daniel Wehlus (26) nicken sich an. Der eine, Hartwig, macht den Job seit über 30 Jahren. Der andere, Daniel, seit acht. Sie nicken, weil Hartwig gerade gesagt hat: „Die Leute im Bad haben sich verändert.“ Nun mag diese Aussage schnell dazu verleiten, dass auch mit Blick auf die Hagener Freibader ziemlich zügig eine Debatte über Migrationshintergründe geführt werden müsste. So hat Hartwig Kuhlmann das aber nicht gemeint. „Hagen war, zumindest in meiner Zeit, immer eine Stadt mit vielen unterschiedlichen Menschen. Das ist auch ein, aber nicht das große Thema.“
„Es herrscht weniger Respekt heute“
Was Hartwig Kuhlmann meint, zielt auf das Verhalten ab. „Die Leute sind heute diskutierfreudiger, und es herrscht weniger Respekt“, macht der erfahrene Schwimmmeister einen gesellschaftlichen Wandel in diesem Bereich aus. „Früher, als ich noch junger Schwimmmeister im alten Ischelandbad war, da haben wir was gesagt und die Leute waren ruhig oder haben sich angemessen verhalten. Heute gehört es mit zu unserem Beruf, dass man in Deeskalation geschult ist.“Es liege immer mal Ärger in der Luft in Hagens Freibädern. Wobei man den Fokus mehr auf das Freibad Hestert und das Westfalenbad legen müsse. „Im Freibad in Hengstey sieht man ganz andere Menschen als in den anderen beiden Bädern. Es ist ein Familienbad“, sagt Daniel Wehlus.
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Alles etwas ruhiger. Übrigens auch etwas leerer, wenn man auf die Zahlen blickt. „Wir kriegen aber nahezu alle Auseinandersetzungen gut geregelt“, sagt Hartwig Kuhlmann. Schwere Vorfälle gebe es nicht. Und das ist kein Bauchgefühl. Das ist ist auch eine polizeiliche Tatsache. Denn Übergriffe, Gewalt oder Körperverletzungen weist die Statistik der vergangenen Jahre nicht auf. Zumindest gab es keine Einsätze vor diesem Hintergrund und keine Anzeigen. Szenen wie in Berlin oder anderen deutschen Großstädten gebe es aus polizeilicher Sicht in Hagen nicht, heißt es aus dem Polizeipräsidium.
Das Smartphone als Herausforderung
Klingt erfreulich. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass in den Hagener Bädern seit 2022 ein Sicherheitsdienst tätig ist, der dann einschreitet, wenn es mit vernünftiger Ansprache nicht mehr klappt. „Davor war es deutlich stressiger“, sagt Hartwig Kuhlmann. In Hengstey gibt es diesen Sicherheitsdienst nicht. Ein großes Thema ist das des Filmens ins Freibädern geworden. „Für die Leute ist es total normal geworden, mit den Dingern am Beckenrand rumzulaufen“, sagt Hartwig Kuhlmann. Und mit Dingern meint er Smartphones. Filmen aber ist in den Freibädern strengstens verboten.
Nicht wenige Diskussionen ranken sich darum. „Wir gehen sehr individuell auf die Leute ein“, sagt Schwimmmeister Daniel Wehlus. Vielleicht liege es auch an der Qualität des Teams, dass in Hagen nicht mehr passiere. Allein im Westfalenbad seien vier Aufsichtskräfte pro Schicht im Einsatz. Zwei im Freizeit- und zwei im Sportbereich. Daniel Wehlus macht in diesem Zusammenhang noch auf ein anderes Thema aufmerksam: Nichtschwimmer. Zum einen kämen viele Schulen zum Schwimmunterricht mit Kindern, die nicht schwimmen können. „Und im Freizeitbereich werden viele Nichtschwimmerkinder mit Westen oder Flügeln ins Wasser gelassen, ohne dass sie richtig beaufsichtigt sind.
Rettungsschwimmer-Kampagne
Hagenbad wirbt übrigens intensiv um Rettungsschwimmer, die das Team in Teilzeit oder auf 520-Euro-Basis Basis unterstützen wollen. Zuletzt mit Erfolg. Von zuletzt elf vakanten Stellen konnten acht besetzt werden. „Fünf davon über die Kampagne, die wir aktuell fahren“, sagt Hagenbad-Sprecherin Alicia Pieper. In den Bädern wird mit der „Beckenrand-Boss“-Kampagne geworben. Interessierte werden auch beim Erwerb des Rettungsschwimmer-Scheins unterstützt. Den benötigt man logischerweise: in Silber.