Menden. Das Holzhackerfest ist seit über 50 Jahren eine Party an der von Ketteler Straße. Wie die Tradition inzwischen bis nach Amerika gekommen ist.

Am Obsthof an der von Ketteler Straße gibt es sie: die gute und gepflegte Nachbarschaft. Seit mehr als fünfzig Jahren halten die Anwohner dort zusammen und feiern als Gemeinschaft.

Vom Straßenfest bis hin zur Geburtstagsdelegation

Als die 34 Bauherren sich Anfang der 1970er Jahren in der Baugemeinschaft Heilig Kreuz zusammenschlossen, wurde gerade der damalige Hombergssiepen gerodet und für die neuen Häuslebauer erschlossen. Bäume mussten gefällt werden, damit die Familien mit der Errichtung ihrer Heime beginnen konnten. Zu der Zeit trafen sich die Nachbarn zum ersten Mal, um gemeinsam zu feiern, das Fest bekam den Namen „Holzhackerfest“.

Der Name dieses Nachbarschaftsfestes ist aber nicht das einzige, was in den fünf Jahrzehnten geblieben ist. „Vieles hat sich verändert in Menden und in der Welt, aber unsere gute Nachbarschaft, die ist geblieben“, sagt der 81-jährige Hubert Hermes und Ehrenvorsitzende des einstigen Bauherrenvereins. Er zählt zu den Gründungsmitgliedern und weiß, wie wichtig Zusammenhalt und gegenseitige Hilfe unter Nachbarn ist. Genau aus diesen Gründen haben die Anwohner dafür gesorgt, dass regelmäßige Treffen und Feste stattfinden, um die Gemeinschaft zu stärken und zu erhalten. Inzwischen reihen sich die Veranstaltungen rund um den Jahreskreis. Feste Bestandteile sind das Schmücken eines Maibaums, das große, zweitägige Holzhackerfest im Sommer, ein Kartoffel- und ein Glühweinfest, sowie das Aufstellen eines Weihnachtsbaumes. An der von Ketteler Straße kennt man sich gut und nimmt teil am Leben in der Nachbarschaft. Bei runden Geburtstagen oder anderen Jubiläen kommt eine Delegation, um zu gratulieren.

Beim traditionellen Holzhackerfest jedoch, sind alle dabei und es wird in großer Runde gefeiert. Dass sich dieses Modell der gelebten Nachbarschaft bewährt, beweist unter anderem, dass inzwischen die zweite Generation der ehemaligen Baugemeinschaft die Traditionen ihrer Eltern übernommen hat. Andreas Lenze, Thorsten Schwermann und Kathrin Heckmann gehören zum Organisationsteam, das für die Gestaltung der Zusammenkünfte verantwortlich ist. Das gute Verhältnis zwischen Alt und Jung wird immer wieder unter Beweis gestellt und die Generationen profitieren voneinander. So wissen die Senioren, wie Josef Schnurbus, 91 Jahre, und Alfred Menze, 90 Jahre, viel von früher zu berichten. Menze erinnert sich noch ganz genau an das Holzhackerfest 1972, bei dem es einen solchen Sturzregen gab, dass das Wasser die Keller eines Anwohners flutete. Damals wie heute ließ man sich den Spaß nicht verderben und nachdem sichergestellt war, dass nichts zu schaden gekommen war, feierte man an der von Ketteler Straße weiter.

Auch an diesem Wochenende beim 51. Holzhackerfest schlägt das Sommerwetter Kapriolen und von starken Regenschauern bis zu strahlendem Sonnenschein ist alles dabei. Doch die Organisatoren sind gut gerüstet für alle Wetterlagen. Schnell kommen am Samstagnachmittag die Anwohner zusammen und lassen es sich gut gehen bei Salaten und Gegrilltem. Vor allem die selbst gemachte Waldmeister-Zitronen-Bowle findet bei den Damen guten Absatz und nicht nur sie sorgt für reichlich Stimmung, auch Daniela Florack trägt mit ihrem Akkordeon dazu bei.

Holzhacker-Auszeichnung über den großen Teich

Die Kinder können toben und spielen, Mandalas selbst gestalten, Glitzertattoos kreieren und mit Pfeilen auf Luftballons werfen. Zu den absoluten Höhepunkten für die Kleinen zählt eindeutig das Kasperletheater, „Oma, wo sind die Räuber“, fragt Helmut Rauer Rohländer, der nicht nur den Puppen seine Stimme verleiht, sondern auch der Autor der Geschichte ist. Für die Erwachsenen steht jedoch noch ein anderes Highlight auf dem Programm. Das „Nagelkloppen“ gehört seit jeher dazu und alle sind darauf aus, sich die Urkunde des Siegers beim Holzhackerfest zu sichern. „Diese Urkunde hängt sogar in Lee Samet in der Nähe von Kansas City in Amerika“, weiß Rauer Rohländer. Seine Frau, Petra Rohländer, pensionierte Lehrerin des Gymnasiums an der Hönne, hatte vor ein paar Jahren eine Kollegin aus Amerika während eines Schüleraustausches zu Gast und diese schaffte es tatsächlich, Siegerin des Holzhackerfestes zu werden und erhielt die begehrte Urkunde. Ein Jahr darauf, als der Gegenbesuch der Schule in Amerika anstand, staunte Petra Rohländer nicht schlecht, als sie an der Wand der Partnerschule die Urkunde sah.

So hat es dieses Fest einer großartigen Nachbarschaft sogar auf den amerikanischen Kontinent geschafft. „Wir werden unsere Tradition weitergeben an unsere Kinder und hoffen, dass auch sie genauso viel Freude daran haben nachbarschaftliche Gemeinschaft zu leben“, sagt Andreas Lenze