Menden. Ohne Menschen wie Schwester Beate wären viele Senioren im Alltag aufgeschmissen. So hilft die 45-jährige Altenpflegerin ihren Patienten.

Menschen wie Schwester Beate helfen Seniorinnen und Senioren, sich ein Stück mehr Selbstständigkeit zu bewahren. Sie sorgen dafür, dass ein Umzug in ein Alten- und Pflegeheim erst mal kein Thema ist. Und bringen Abwechslung und Struktur in den Alltag.

Mit einem Lächeln schließt Beate Nowak, Altenpflegerin beim Pflegedienst Kampmann auf der Platte Heide, die Tür des großen Hauses in Menden auf und ruft eine Begrüßung Richtung Wohnbereich, so dass die Patientin weiß, dass es der tägliche Besuch ihrer Pflegekraft ist. Die Seniorin kommt ihr in ihrem Rollstuhl langsam entgegen.

Mit einer großen Herzlichkeit geht Beate Nowak auf ihre Patienten zu, hat immer einen fröhlichen Spruch auf Lager, ist zugewandt und strahlt Ruhe aus. „Ich freue mich immer so, wenn Schwester Beate zu mir kommt“, sagt die 81-jährige Mendenerin, die namentlich nicht genannt werden möchte. Nach einem Sturz habe sie Angst, erneut zu fallen und wartet morgens, bis eine Pflegekraft vorbeikommt. „Ich kann noch viel alleine, aber ich habe einfach Angst, dass ich im Bad hinfalle.“

Marco Kampmann betreibt den Pflegedienst Kampmann auf der Platte Heide seit etwa einem Jahr.
Marco Kampmann betreibt den Pflegedienst Kampmann auf der Platte Heide seit etwa einem Jahr. © WP Menden | Corinna Schutzeichel

Dreimal am Tag kommen Schwester Beate oder eine ihrer Kolleginnen zu der Seniorin. Unterstützung bei der Körperpflege und der Medikamentengabe, Blutzucker messen. Ein kleiner Piks in den Finger, ein Tropfen Blut und der Blutzucker-Wert steht fest. „Ein bisschen hoch.“ Beate Nowak trägt den Wert in die Dokumentationsmappe ein. Lakritz ist die Leidenschaft der Seniorin, wie diese lächelnd eingesteht.

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„Die Schwestern sind eigentlich alle immer lieb und nett – und machen auch mal einen Spaß“, sagt die 81-Jährige. „Die meisten kommen schon mit einem Lachen rein.“ Sich einzugestehen, dass sie Hilfe im Alltag braucht, sei nicht einfach für sie gewesen, „aber ich bin froh, dass jetzt jemand vorbeikommt“.

Ähnlich ergeht es auch Rudi Pantel: „Ich bin froh, dass ich sie hab’“, sagt der 85-Jährige mit Blick auf Schwester Beate. Einmal in der Woche wird er beim Duschen unterstützt, täglich bei der Medikamenten-Einnahme. „Ich bin der Rudi“, habe er zu Beate Nowak anfangs gesagt. „Mit manchen Patienten duze ich mich, mit anderen nicht“, erklärt die 45-jährige Mendenerin.

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Seit 57 Jahren wohnt Rudi Pantel in seinem Zuhause, hat es einst selbst mitgebaut. Vor einigen Jahren hat er einen Schlaganfall gehabt. Um die Treppen zur Wohnung in der zweiten Etage zu bewältigen, greift er zum Stock. Beim Einkaufen unterstütze ihn ein Nachbar, erzählt Rudi Pantel: „Und dann nehme ich meinen Rollator mit.“ Auf den Besuch von Schwester Beate freue er sich immer: „Sie ist immer so hilfsbereit, und ich kann mich auch mit ihr unterhalten.“

Zwischenzeitlich waren Kapazitäten erschöpft

Wie den beiden Senioren geht es zahlreichen Mendenerinnen und Mendenern. Ambulante Pflegekräfte sorgen dafür, dass sie so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben können. Marco Kampmann, der seinen Pflegedienst vor nunmehr einem Jahr auf der Platte Heide eröffnete, freut sich, dass er ausreichend Personal gefunden hat: „Wir haben zum Glück sehr gutes Personal erwischt.“ Zwischenzeitlich habe er keine neue Patienten mehr aufnehmen können, weil die Kapazitäten erschöpft gewesen seien.

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Rückkehr in den ambulanten Pflegebereich

Für Schwester Beate ist die Rückkehr in die ambulante Pflege nach Jahren im stationären Pflegebereich einer Klinik ein Gewinn. Seit nunmehr einem Jahr arbeitet sie (wieder) im ambulanten Bereich: „Im stationären Bereich waren die Patienten oft unzufrieden. Jetzt – in den eigenen vier Wänden – ist der Patient der König. Da ist es klar, dass die Patienten ganz anders drauf sind.“

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Austausch im Team ist immens wichtig

Auch wenn sie alleine zu den Patienten fährt, sieht sie sich nicht als Einzelkämpferin. Eher im Gegenteil. Der Austausch innerhalb des Teams sei mindestens so wichtig wie im stationären Bereich. Bei vielen Patienten hat das Pflegeteam einen Schlüssel, bei anderen wird zweimal geklingelt, bei wieder anderen dreimal. Bei einigen Patienten müssen die Schuhe draußen ausgezogen werden, bei anderen gibt es Schuhüberzieher, die vor der Tür stehen. „Die Kommunikation, die Übergabe, muss im Team stimmen“, sagt Marco Kampmann.

Erste Praktika in der Altenpflege während der Schulzeit

Dass sie Altenpflegerin werden will, stand für Beate Nowak schon seit Schulzeiten fest: „Das wusste ich einfach immer schon.“ So sei auch klar gewesen, dass sie Praktika während der Schulzeit in Altenheimen absolvierte. Angehörige hätten ihr damals nahegelegt, lieber ein Praktikum in einem anderen Berufsfeld zu machen. „Aber das wollte ich auf keinen Fall, ich wollte immer in die Altenpflege.“ Und warum hat sie sich die Altenpflege ausgesucht? „Ich weiß nicht. Vielleicht weil ich einfach etwas Gutes tun will.“