Menden. Zum letzten Mal hat das Café Lödige am Sonntag Kuchen, Torten und Brötchen verkauft. Wie Kunden den letzten Verkaufstag erlebt haben.
Auf diesen Abschied konnten sich die Menschen in Menden lange vorbereiten – und dennoch fällt er vielen unglaublich schwer. Mit dem Café Lödige hat ein Betrieb geschlossen, der in der Hönnestadt eine ungeheure Tradition hat. Kein Wunder, dass sich das Team um Konditormeister Christoph Trippe über einen Mangel an Stammkundschaft nie beklagen musste.
1951 eröffnete das Café Lödige in Menden – damals allerdings noch unter dem Namen Café Jordan. Wie viele Menschen seither dort Kaffee getrunken, Kuchen genossen und miteinander gefeiert haben, lässt sich nur erahnen. Hinzu kommen die vielen Kundinnen und Kunde, für die ein Gang zu Lödige dazu gehörte. Ein Sonntag ohne ein Stück Torte von dort – undenkbar.
Abschied lange angekündigt
Schon im November 2022 aber stand fest: Der 25. Juni 2023 wir der letzte Tag sein, an dem Lödige öffnet. Mit jedem Tag weniger wuchs die Trauer bei denen, die dort ein und aus gingen. Doch dazu mischt sich Dankbarkeit. „Das sind hier wirklich unglaubliche Zustände. Wir bekommen Umschläge mit Dankeskarten und Frühstücksgutscheinen. Unsere Frauen bekommen Blumen. Hier ist unglaublich viel los“, berichtete Christoph Trippe bereits am Freitag. Und da stand ihm und seinem Team noch das große Abschlusswochenende bevor. Von 7 bis 17.30 Uhr am Samstag und dann noch einmal von 8 bis 18 Uhr am Sonntag – fast das gesamte Team war im Einsatz.
Auch an dem riss der Ansturm nicht ab. Jedem, der angesichts der sommerlichen Wetters das Freibad Leitmecke ansteuerte, wurde beim Anblick der Schlangen vor dem Café klar, dass dort etwas Besonderes stattfindet. Kunden kennen die Lödige-Beschäftigten schon lange. Man begrüßt sich mit dem Vornamen – nicht nur im Café, sondern auch bei zufälligen Begegnungen.
Wie riesig die Solidarität mit dem Café Lödige ist, das beweisen die Nachbarn um Manfred Weisweiler. Er, seine Frau und ein paar Freunde haben die gesamte Nachbarschaft am Heimkerweg zusammengetrommelt für den letzten Tag im Café Lödige. Gut 35 sind seiner Einladung am Sonntagmorgen gefolgt. „Es ist extrem schade, dass sie jetzt bald weg sind. Es ist einfach ein irres Angebot. Solche Torten gibt es nicht mehr so oft“, sagt Weisweiler. Bei jedem Sonntagsbrötchen, jedem Stück Torte habe man die Qualität förmlich schmecken können.
Mit seinem Loblied steht er keinesfalls alleine dar. Eine Kundin, die das Café gerade voll bepackt mit Kuchen und Teilchen verlässt, sagt: „Ist das traurig. Jetzt gehe ich hier zum letzten Mal raus.“ Und wie ihr geht es vielen Menschen am Sonntag. „Es geht ein Stück Lebensqualität verloren“, sagt ein Mendener vor dem Café, ehe er seine letzten beiden Stücke Käse- und Pflaumenkuchen ordert.
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Ob Kommunion, Konfirmation oder Beerdigungskaffee – auch bei Familienfeiern war Lödige gefragt. Und nicht zuletzt nutzen auch viele Menschen, die zum nahe gelegenen Amtsgericht mussten und dort Wartezeiten überbrücken mussten, das Lokal gerne für einen Besuch. All das ist jetzt Vergangenheit, denn einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin wird es nicht geben. „Das ist nun eben so“, sagt Christoph Trippe, überwältigt von dem großen Zuspruch in den letzten Verkaufswochen. Wo einst das Café als Treffpunkt diente, wird neuer Wohnraum entstehen. Das Lödige-Team wird nicht mehr zusammen arbeiten. Aus den Augen verlieren werden sich die, die den Mendenern so viele Wünsche erfüllt haben aber sicher auch nicht.
Schluss nach mehr als 70 Jahren
So dankbar die Kunden sind, so sehr ist es auch Christoph Trippe: „Es ist toll, dass die Menschen uns und unsere Arbeit so sehr schätzen.“ Dennoch: Nach mehr als sieben Jahrzehnten ist Schluss. Er kommt auch am letzten Tag nicht umher, zumindest hin und wieder aus der Backstube in den Verkaufsraum zu schlendern. Am liebsten, so macht es den Eindruck, würde er jeden Kunden persönlich begrüßen und verabschieden wollen. Um 15.30 Uhr ist es dann soweit. Der Ofen ist aus, Christoph Trippe zieht die letzten Wurstbrötchen aus dem Rohr. 1200 hat er von den beliebten Snacks alleine in seiner letzten Woche gebacken – vier mal so viel wie üblich.
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Für Christoph Trippe und seine Frau stehen nun erst einmal ruhigere Zeiten an. Geplant ist eine kleine Tour durch Deutschland und einfach etwas Erholung.