Menden. Seit der Neuausrichtung der Wirtschaftsförderung hat sich viel getan in Menden. Ein Überblick zu Vorzeigeprojekten – und eine Zukunftsvision.
Mit dem Zentrenmanagement geht ein Baustein der heimischen Wirtschaftsförderung 2023 ins vorerst letzte Jahr. Dabei ist das nur ein Teil der Neuausrichtung Mendens hin zu einer Stadt der Zukunft. Wie diese Zukunft aussehen soll – und was sich vor allem in den vergangenen zwei Jahren getan hat.
Erste sichtbare Ergebnisse
Seit der Neuaufstellung der Wirtschaftsförderung Anfang 2020 hat sich einiges getan in Menden. Vor allem, betont Wirtschaftsförderin Carina Gramse, da es nach zahlreichen Konzepten und Vorschlägen „jetzt endlich die ersten greifbaren Ergebnisse gibt“. Am offensichtlichsten wird das derzeit nirgends so sehr wie am Nordwall. Stück für Stück knabbern die Bagger das ehemalige Dielergebäude ab, inzwischen ist fast nur noch das Gerippe des Baus zu erkennen. Die WSG vermittelte seinerzeit, suchte mitsamt den früheren Eigentümern nach Lösungen. Wie entscheidend gerade diese Entwicklung ist, macht WSG-Geschäftsführer Tim Behrendt deutlich: „Wir wollen die Besucher dort künftig in Empfang nehmen. Das ist das Entrée der Stadt.“ Auf der anderen Seite markiert der Nordwall auch die Veränderung der Innenstadt: Die Zeiten von reinen Einkaufsstädten sind längst vorbei. Je weiter Besucher vom Nordwall in Richtung Rathausplatz schlendern, desto mehr stehen Gastronomie und Aufenthaltsqualität im Mittelpunkt. In Richtung südlicher Hauptstraße wird das Angebot kleinteiliger.
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Das alles, sagt Tim Behrendt, folge einem klaren Konzept. „Wir müssen da auf Kurs bleiben.“ Auch oder gerade weil das vermutlich nicht allen beteiligten Akteuren passt. Mit der „Perspektive Innenstadt“, die aus einer Master-Arbeit von Lea Depenbrock von der Technischen Universität Dortmund hervorgegangen ist, steht diese Richtung – und vor allem die Weiterentwicklung fest. Teil dieses Prozesses ist zudem das Zentrenmanagement (WP berichtete). Das geht 2023 ins vorerst letzte Jahr. Weitere Neuansiedlungen in Leerständen sind über dieses Landesförderprogramm im kommenden Jahr nicht zu erwarten. Für eine unterjährige Förderung sei der bürokratische Aufwand schlichtweg zu hoch. Dennoch gibt es bereits ein Jahr vor Ende der Förderung erste Erkenntnisse für die WSG. „Wir wissen jetzt, was nachgefragt wird. Wir wussten aber auch von Anfang an, dass das Programm eine politische Dimension hat, die nicht jeder gut findet“, betont Behrendt. Heißt: Auch wenn sich einige der Angebote vermutlich nicht werden halten können, ist es doch ein Mehrwert für die Stadt. Ohnehin sei die Stoßrichtung gewesen, keine Bestandssicherung zu betreiben, sondern ein Experimentierfeld zu schaffen.
Kein Zeitdruck in Hämmer
Eines hat die Landesförderung schon jetzt ergeben: Mieter und Vermieter kommen schneller und vor allem auf Augenhöhe zusammen. Das, so ist zumindest die Hoffnung der WSG, soll auch über 2023 hinaus so bleiben. „Es kommt darauf an, den Kontakt zu allen zu halten. Die Kommunikation ist entscheidend“, sagt Sascha Diemer, der das Zentrenmanagement bei der WSG koordiniert. Zu Beginn des Programms gab es in der Mendener Innenstadt noch 34 Leerstände. Das Ziel seinerzeit: 14 leere Ladenlokale mit neuem Leben zu füllen. Inzwischen sind es allerdings 19 Leerstände in der Mendener Innenstadt und zwei in Lendringsen, die über das Landesprogramm neue Mieter gefunden haben. Vom Bubble-Tea-Geschäft, Eiscafé, Pflegedienst, Filetwerk über den Einzelhandelskonzern NKDbis hin zu einem Tattoo-Studio oder Barista reicht dabei die Bandbreite.
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Auf eine drohende Konkurrenzsituation für das Gewerbegebiet Hämmer hingegen sieht der Mendener Wirtschaftsförderer Tim Behrendt hingegen gelassen. Bekanntlich bastelt auch die Nachbarstadt Fröndenberg an einem Gewerbegebiet – allerdings in unmittelbarer Nähe zur A-44-Auffahrt (WP berichtete). Gut ein Drittel des Gewerbegebietes Hämmer sind inzwischen vermarktet. Mit der Firma Schürholz kehrt nach 30 Jahren sogar ein Mendener Unternehmen zurück. Die Strategie der Vermarktung gehe bislang voll auf, heißt es. Spitzenverbände hatten Stadt und WSG dafür sogar ausgezeichnet. Allerdings rechnet Behrendt in den kommenden Monaten mit abflachenden Anfragen aufgrund der konjunkturellen Unwägbarkeiten. „Das ist aber nur aufgeschoben, nicht aufgehoben“, ist er sich sicher. Einen zeitlichen Rahmen, bis wann das gesamte Gebiet vermarktet sein soll, gibt es derweil nicht. „Das wäre ein großer Fehler, und das haben wir auch nicht nötig.“ Denn: Auch Hämmer müsse mit wirtschaftlich stabilen und zukunftsträchtigen Unternehmen ausgestattet werden.
Brücke hin zu den Bürgern
Während Selbstständige in Menden neue Entfaltungsmöglichkeiten über das Zentrenmanagement und Wirtschaftsunternehmen in Hämmer erhalten, wird Leader zudem die Brücke zu den Bürgern schlagen. Projektideen gibt es in Menden, Hemer und Iserlohn schon, berichtet Carina Gramse, die das Thema Leader maßgeblich mit vorangetrieben hat. Vor allem Vereine könnten von der Leader-Region Hemer-Iserlohn-Menden profitieren. Was und vor allem wie es gehen kann, zeigt ein Blick über die Ruhr. Mit dem Dorfgemeinschaftshaus in Ardey ist ein gänzlich neuer Treffpunkt samt inklusivem Spielplatz entstanden. Zu großen Teilen gefördert über Leader. Passen die Ideen nicht ins Konzept, kann allerdings auch an die passenden Stellen oder Förderprogramme vermittelt werden.
Von goldenen Zeiten für Menden will bei der WSG dennoch niemand sprechen. „Wir sind aber auf einem guten Weg“, sagt Tim Behrendt. Es gelte daher, weiter auf Kurs zu bleiben – auch wenn es mal holprig sein sollte.