Hagen. Das Käthe-Kollwitz-Berufskolleg in Hagen will weg vom Image der Puddingschule. Für Hauswirtschafterinnen bietet sich ein neuer Ausbildungsgang.
Kochen, putzen, abwaschen – dem Beruf der Hauswirtschafterin haftet ein verstaubtes Image an. Dabei beinhaltet diese Tätigkeit vielfältige Einsatzmöglichkeiten, die die überbrachte Voreingenommenheit geradezu konterkarieren: „Das ist ein Job, in dem Managementqualitäten gefordert sind“, sagt Astrid Wittkowski, Bildungsbeauftragte am Käthe-Kollwitz-Berufskolleg in Hagen.
Eine gelernte Hauswirtschafterin (oder ein gelernter Hauswirtschafter, denn dieser Beruf ist durchaus auch für Männer attraktiv) kann nicht nur einen Staubsauger anschmeißen oder ein Bad einlassen. Sie muss wissen, was Allergiker essen dürfen, was eine Nährstofftabelle bedeutet und wie man mit behinderten Menschen umgeht. Sie kümmert sich um die Alltagsbedürfnisse der von ihr betreuten Menschen schlechthin – um Verpflegung, um Wäsche, um ein behagliches Wohnumfeld. „Ich sage immer: Hauswirtschafterinnen (und Hauswirtschafter) sind Glücklichmacher“, sagt Babette Erfurth, Hauswirtschaftsmeisterin und Lehrerin am Kollwitz-Kolleg.
Kreativität ist gefragt, deshalb hat sich auch Philipp Kuhlmann (25) zu einer Ausbildung als Hauswirtschafter entschieden: „Ich mag es, Blumengestecke zu arrangieren oder Feierlichkeiten zu organisieren.“
Zu wenig Nachwuchs, zu wenig Ausbildungsplätze
Doch immer weniger Frauen und Männer wollen Glücklichmacher werden wie er. Obwohl es zahlreiche berufliche Perspektiven gibt – in Altenheimen, Kantinen, Großküchen, Kindergärten oder Schulen –, geht die Zahl der Interessenten an diesem uralten Beruf seit Jahren zurück. Gleichzeitig gibt es immer weniger Betriebe, die einen Ausbildungsplatz anbieten. Die Folge: „Es werden ungelernte Kräfte beschäftigt, obwohl damit immer ein Qualitätsverlust einhergeht“, sagt Babette Erfurth.
Um dem entgegenzuwirken, möchte das Käthe-Kollwitz-Kolleg im nächsten Schuljahr neben dem dualen Ausbildungsberuf den Bildungsgang zur/zum Hauswirtschafter/in in Vollzeit anbieten. Heißt: die dreijährige Ausbildung in Theorie und Praxis findet komplett in der Schule statt, mit der die Absolventen auch den Ausbildungsvertrag schließen.
Da das Kollwitz-Kolleg vier Hauswirtschaftsmeisterinnen und eine Küchenmeisterin beschäftigt und in der Schulcafeteria ein wirklichkeitsnahes Agieren möglich ist, sind die Voraussetzungen für einen vollwertigen Abschluss gegeben, findet Schulleiterin Bettina Hund: „Zumal es hinsichtlich der prognostizierten Entwicklung der Pflegebedürftigen in den nächsten Jahren einen großen Bedarf an Fachkräften in der Hauswirtschaft geben wird.“
Kein besonderer Schulabschluss erforderlich
Der neue Bildungsgang könnte vor allem für junge Leute, die in der Schule keine Überflieger waren und die bei einer herkömmlichen Bewerbung um einen Ausbildungsplatz, bei der das Zeugnis eine ausschlaggebende Rolle spielt, kaum Chancen hätten, eine Perspektive bieten. Denn die vollzeitschulische Ausbildung erfordert keinen besonderen Abschluss, sondern nur die Erfüllung der allgemeinen Schulpflicht.
Am Ende der Ausbildung steht die Abschlussprüfung vor der Landwirtschaftskammer und die Aussicht auf einen Job als Fachkraft mit entsprechender Bezahlung statt einer Entlohnung als geringfügig Beschäftigte, wie sie heute in vielen Einrichtungen gang und gäbe ist.
Das sagt eine junge Auszubildende
Zu den jungen Menschen, die sich entschieden haben, Glücklichmacher zu werden, gehört Janika Peters (18), die die Doppelwertigkeit des Hauswirtschafterinnendaseins mit dem interessanten Tätigkeitsfeld einerseits und dem ethischen Anspruch andererseits sehr gut zusammenfasst: „Im Alten- und Pflegeheim werde ich mit immer neuen Situationen konfrontiert, die mich zum Nachdenken bringen. Gleichzeitig erfahre ich, wie es ist, für viele Menschen Verantwortung zu tragen.“
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Wer mehr für das Exotische empfänglich ist, kann auch abseits sozialer Einrichtungen sein Glück machen (und andere glücklich machen). Hauswirtschafter/innen können auch in Restaurants, auf Kreuzfahrtschiffen und bei vermögenden Familien Karriere machen – übers Kochen und Putzen geht die Tätigkeit auch dort weit hinaus.