Hagen-Mitte. Sie ist ein stiller Zeuge einer mächtigen Zeit. Über die Magie der alten Elbersstiege, einer geheimnisvollen Treppe in Hagen.
Es gibt Treppen auf dieser Welt, die ziehen Menschen an. Die Treppenanlage hoch zu Sacré-Cœur de Montmartre in Paris zum Beispiel. Die Spanische Treppe in Rom. Die Montagne de Bueren in Lüttich. Lösen wir uns mal einen Moment davon, dass das touristische Weltorte sind. Blicken wir nur darauf, welchen architektonischen Kontext die Treppen haben, welche Aussicht oben wartet oder ganz einfach, welchen Zauber sie haben. Wer alles drumherum ausblendet und sich auf eine dieser drei Dinge einlassen kann, der wird diesen Treppenzauber auch in Hagen finden. An einem vergessenen Ort: der Elbersstiege.
Die uralte Treppe, um die es geht, verbindet die Straße Elbersstiege an der Käthe-Kollwitz-Schule mit der Buschhofstraße, die als Stichstraße neben dem CVJM und der Suppenküche vom Märkischen Ring abzweigt. Genau an dieser Ecke stand einst die Villa, in der die mächtige Fabrikantenfamilie Elbers lebte, die in ihrer Textildruckerei auf dem heutigen Elbersgelände, wie ausgehfreudige Hagener es mit dem alten Kessel- und Turbinenhaus heute kennen, in Spitzenzeiten Anfang des 20. Jahrhunderts 750 Mitarbeiter beschäftigte. Die Villa (man sieht sie auf der historischen Aufnahme) verfügte über einen prächtigen Terrassengarten und war ein Blickfang an dieser Stelle. (Lesen Sie auch: 48 Jahre alte Kult-Bar „Simpl“ in Hagen ist immer noch da)
Die Villa wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, nahezu zerstört. Ohnehin stellte die Gebrüder Elbers AG im Sommer 1931 die Zahlungen ein, legte die Produktion still und entließ die Belegschaft bis auf einen kleinen Teil, der die Fabrikanlagen beaufsichtigte und betriebsfähig bzw. verkaufsfähig erhielt. Das Fabrikgelände fiel Ende 1931 in die Hände der Stadt Hagen, die mitunter an das neu gegründete Unternehmen „Gesellschaft für Elbersdrucke mbH“ verpachtete, das mit dem Elbers-Produktionszweig der Stoffdruckerei bis 1996 noch existierte. (Auch interessant: Die 10 mysteriösesten Lost Places in Hagen)
Etliche Fachwerkhäuser
Stiller Zeuge dieser alten Glanzzeit in Hagen ist die Stiege hinauf zum Käthe-Kollwitz-Kolleg, die quasi in dem prachtvollen Garten endete, den die Familie Elbers rund um ihre Villa unterhielt. Eine historische Aufnahme zeigt, wie wundervoll die Aussicht von der oberen Elbersstiege oberhalb der Öwen-Witt-Halle über das noch unzerstörte Hagen mit seinen klassizistischen Gebäuden, aber auch seinen Fachwerkhäusern war. Eine weitere Szene zeigt wie Kinder auf der alten Elbersstiege spielen. Blick hinunter in die Stadt. Es wirkt unbeschwert und schön.
Heute gibt es rund um die Treppe zwei Herausforderungen. Zunächst bauliche: Die links an die Treppe angrenzende Stützwand ist laut Wirtschaftsbetrieb Hagen in einem schlechten Zustand. Ein Bauzaun wurde zur Sicherung aufgestellt. Beabsichtigt ist, die Wand bis auf Oberkante des Erdniveaus abzubrechen, um so der Gefahr eines Einsturzes vorzubeugen. So könne der Handlauf besser genutzt werden. Das Treppenpodest in der Mitte der Anlage soll instandgesetzt werden. Die Arbeiten sollen voraussichtlich in diesem Frühjahr beginnen.
Das zweite Problem ist der Müll. Außer der Hangterrasse und der kleinen Bewaldung, die man noch sieht, erinnert nichts mehr an den herrlichen Elbers-Garten. Wilder Müll wird einfach von der Treppenanlage in die Botanik geworfen.