Helfe. Das Schwimmbecken im Helmut-Turck-Zentrum – lange der Öffentlichkeit zugänglich – wird dicht gemacht. Wann und wieso – die Hintergründe.

Nun ist es offiziell. Das Warmwasserbecken im Keller des durch die AWO betriebenen Helmut-Turck-Zentrums in Helfe wird spätestens Ende März stillgelegt. Damit endet vor allem auch der Kampf der Nutzer aus dem Hagener Norden, die die Nähe zu dem Becken und die einfache Nutzbarkeit sehr zu schätzen gewusst und sich auch in der Öffentlichkeit dafür eingesetzt haben. Der AWO-Vorstand hat die Stilllegung ganz formal mit einem Beschluss hinterlegt.

Das Helmut-Turck-Zentrum im Hagener Ortsteil Helfe.
Das Helmut-Turck-Zentrum im Hagener Ortsteil Helfe. © Michael Kleinrensing

In dem von der AWO betriebenen Pflegeheim wird seit 1975 – damals wurde die Einrichtung eröffnet – die Möglichkeit, in angenehm temperiertem Wasser zu schwimmen, angeboten. „Die Wahrscheinlichkeit, dass wir unser Warmwasserbecken schließen, ist in Anbetracht der weltweit steigenden Energiekosten groß“, räumt Ulrich Goldmann, Einrichtungsleiter des Helmut-Turck-Zentrums, auf Nachfrage unserer Zeitung bereits im vergangenen Oktober ein. In ganz NRW seien derartige Bäder stillgelegt worden. Der Bereich sei chronisch defizitär.

David Lopez mit Interesse

Leise Hoffnung bestand zuletzt noch, weil der Hagener Physiotherapeut David Lopez Interesse bekundet hatte. Ganz konkret an einer Kooperation, „sodass Kosten mindestens halbiert werden könnten“. David Lopez hatte in dieser Sache auch mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten und AWO-Unterbezirksvorstand Wolfgang Jörg gesprochen und deutlich gemacht, wie wichtig der Erhalt des Bades für Hagen und seine Bürger ist und wäre. „Nicht nur im Hinblick auf Senioren, Gesundheits- und Rehasport, sondern im Besonderen auch in Hinblick auf Baby- und Kinderschwimmen“, so Lopez. Jörg selbst hatte bekräftigt, bei einer möglichen Finanzierungs- oder Spendersuche behilflich zu sein.

+++ Lesen Sie auch: Eingesperrt – Verwahrloster Junge (5) kauert auf Dach +++

Nun hat er das Ende des Bades selbst mitbeschlossen. Jörg bedauere diese Entscheidung, erklärt jedoch, dass sie „unvermeidlich“ sei. Der Betrieb des auf über 30 Grad Wassertemperatur geheizten Therapiebeckens sei seit Jahren defizitär. Ursprünglich sei das Bad in den 1970er-Jahren als Teil einer integralen Nachsorge gedacht gewesen, um älteren Menschen nach einer OP die Rückkehr in ihr häusliches Umfeld zu ermöglichen. Seinerzeit sei dies ein weitsichtiger Ansatz gewesen, der heute dem Angebot der Kurzzeitpflege entspreche.

Vermietung wurde geprüft

Heutige Bewohner könnten dieses Becken aufgrund ihrer Multimorbidität (Anm.d. Red: mehrere Krankheiten gleichzeitig) allerdings nicht mehr nutzen, wie Ulrich Goldmann, Leiter der Einrichtung erklärt – „und wenn, dann wäre ein so hoher Personaleinsatz erforderlich, dass er sich gegenüber den Pflegekassen nicht abbilden ließe“.„Wir haben geprüft, das Bad an Dritte vermieten zu können“, schildert AWO-Geschäftsführerin Birgit Buchholz die Bemühungen des Verbandes. Man trenne sich nicht leichtfertig von der Bäderabteilung – schon bei einer Immobilien-Bewertung vor sechs Jahren habe man trotz einer negativen wirtschaftlichen Prognose an dem Angebot festgehalten.

Die in die Jahre gekommene Technik und hohe Auflagen an Hygiene, Infektionsschutz, Belüftung und Sicherheit des Bades würden Investitionen nach sich ziehen, die sich zum finanziellen Risiko für das gesamte Helmut-Turck-Zentrum ausgewachsen hätten. An die Stelle des Beckens, das aus Sicherheitsgründen zeitnah verfüllt werden muss, sollen Flächen für Sport- und Bewegungsangebote treten, um das im Turck-Zentrum angesiedelte Physiotherapie-Angebot aufrecht zu erhalten.