Hohenlimburg/Iserlohn. Ob die Bagger für den Trassen-Ausbau von Amprion in Hohenlimburg rollen, ist noch unklar. Jenseits der Stadtgrenze wird derweil schon gebaut:
Ob und wann die Bagger für den Ausbau der Stromtrasse von Netzbetreiber Amprion in Hohenlimburg anrollen, ist noch unklar – aber wie dieser Ausbau aussehen wird, hierzu lässt sich ein Vorgeschmack bereits sehen. Im weiteren Verlauf der Trasse hinter der Stadtgrenze am Ochsenkopf, von Oege aus auf der anderen Lenneseite gelegen, wird von dem Netzbetreiber bereits der Ausbau vorangetrieben.
Dort liegt ein Planfeststellungsbeschluss bereits vor, eine Klage wurde abgewiesen. Was passiert da jenseits der Lenne? Und was heißt das für den geplanten Trassen-Ausbau durch Elsey?
Seit vielen Jahren wohnt Karl-Wilhelm Stadler neben großen Strommasten, in direkter Nähe zum Umspannwerk in Oege. Seit längerem schon beobachtet er, wie im weiteren Trassenverlauf, auf dem Berghang jenseits der Lenne, Bagger und Baumaschinen in den Wäldern unterwegs sind. „Die Lastwagen fahren die Serpentinen hoch“, berichtet er. Gearbeitet werde oft auch bis in die Abenddämmerung. Was der Oeger im Blickfeld hat, ist der Beginn des Abschnitts B der Amprion-Leitung zwischen Kruckel und Dauersberg.
Dieser Abschnitt zieht sich von dem Punkt am „Ochsenkopf“ auf Iserlohner Grund bis nach Attendorn. Anders als in dem umstrittenen Trassenabschnitt A2, der über Hohenlimburg führt und sich noch in der Prüfung durch die Bezirksregierung Arnsberg befindet, hat Amprion für den Abschnitt B bereits seit dem 27. Januar 2022 einen Planfeststellungsbeschluss in der Tasche und darf die bestehende Trasse zu einer 380-Kilovolt-Freileitung ausbauen – und das tun sie auch.
Denn was Karl-Wilhelm Stadler und viele andere Oeger aus ihren Fenstern dieser Tage und Wochen sehen, sind die Arbeiten an einem Ersatzneubau aus provisorischen Masten, der die Stromversorgung während des anschließenden Baus der neuen Masten für die 380-Kilovolt Freileitung sichern soll.
Provisorische Masten
Rund die Hälfte der provisorischen Masten in dem Trassenabschnitt B zwischen Ochsenkopf und Attendorn seien bereits errichtet „und nach aktuellem Planungsstand gehen wir davon aus, in diesem Jahr eine Inbetriebnahme des Provisoriums zu realisieren“, so Mariella Raulf, Projektleiterin bei Amprion, auf Anfrage. Um die provisorischen Masten zu errichten, werden Wege und Schotterplateaus eingerichtet und die Provisorien montiert. „Dort wo wir keine provisorischen Masten errichten, werden wir sogenannte Baueinsatzkabel als Provisorium verlegen. Das wird am Ochsenkopf (Iserlohn) und rund um Oevenscheid / Großendrehscheid passieren.“ Zudem starte man mit Gründungsarbeiten und Mastmontagen für die Neubaumaste, die unabhängig vom Provisorium bereits errichtet werden können.
Klage aus Attendorn gescheitert
Gegen den Bau dieser provisorischen Stromtrasse hatte ein betroffener Bürger aus Attendorn geklagt – erfolglos. Am 21. Februar 2023 hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig die Klage abgewiesen. In der Klage von Mitgliedern einer Bürgerinitiative aus Kreuztal gegen den Planfeststellungsbeschluss zum Abschnitt B zwischen Ochsenkopf und Attendorn ist dagegen noch kein Urteil gesprochen.
Und auch in Hohenlimburg, wo der Ausbau der Trasse nun räumlich immer näher an die Grenzen rückt, geben sich Kritiker weiter kämpferisch: „Amprion versucht, Fakten zu schaffen“, sagt Claudia Scholten von der Bürgerinitiative Hohenlimburg unter Höchstspannung. Sie und ihre Mitstreiter kritisieren seit Jahren den geplanten Verlauf der Trasse, der den Ausbau der bestehenden Leitung quer durch Henkhausen und Elsey vorsieht. Sollte hier ein Planfeststellungsbeschluss aus Arnsberg vorliegen, werde man sich diesen genau anschauen und dann sorgfältig abwägen, ob eine Klage lohnt.
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Ob und wann dieser Beschluss vorliegt, das ist derweil noch unklar. Man befinde sich in der Prüfung, teilt Anna Carla Springob, Sprecherin der Bezirksregierung Arnsberg, auf Anfrage zum aktuellen Stand des Planfeststellungsverfahrens für den Trassenabschnitt durch Hohenlimburg mit. Einen Zeithorizont nannte sie nicht.
Derweil finden seitens Netzbetreiber Amprion im hiesigen Abschnitt zwischen Garenfeld und Ochsenkopf bisher nur an einigen Stellen Untersuchungen des Baugrunds für die neuen Strommasten statt. Außerdem wurden an der Bestandstrasse einzelne Bäume gefällt und Baumkronen gekürzt, in Absprache mit den Eigentümern. „Dies war in dieser Freischnittperiode zwingend erforderlich, da wir für den Sommer dort eine Gefahr erkannt haben“, so Amprion-Projektleiterin Mariella Raulf.