Kreis Olpe. Ohne einen neuen kompletten geschäftsführenden Vorstand droht das Aus für den Kreismusikverband Olpe. Jetzt kommt es auf die Vereine an.
Seit zwei Jahren steht Johannes Sondermann aus Rhode dem Kreismusikverband vor. Mit seiner Wahl im Februar 2020 konnte das seit 2017 vakante Amt des 1. Vorsitzenden endlich wieder besetzt werden. Doch das Dauerproblem des Verbands, die Besetzung der wichtigsten Vorstandspositionen, war damit nur kurzfristig gelöst. ln der Jahreshauptversammlung am Freitag, 29. April, geht es wiederum ums Personal. Unsere Zeitung sprach mit Sondermann im Vorfeld der Sitzung über die aktuelle Situation.
Sie haben im Vorfeld der Jahreshauptversammlung alle Mitgliedsvereine angeschrieben und um Unterstützung geworben. Wo liegt diesmal das Problem?
Johannes Sondermann: Das Problem der personellen Besetzung im Kreismusikverband Olpe hat sich leider in den letzten Jahren nicht verändert. Den Vorständen der 56 Mitgliedsvereine unseres Verbands scheint nicht bewusst zu sein, was für alle Vereine und deren Zukunft damit verbunden ist, dass der Dachverband des Kreises Olpe zu scheitern droht. Sollte die Jahreshauptversammlung am 29. April keinen geschäftsführenden Vorstand wählen, bleibt folglich nur die Liquidation des Kreisverbandes.
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Wie haben die Vereine reagiert, gab es konstruktive Vorschläge um die Personallage zu entschärfen?Die Reaktionen der Mitgliedsvereine waren leider äußerst dünn, man muss leider sagen, es gab kaum konstruktive Reaktionen.
Wäre es eine Option, zum Beispiel für bürokratische Tätigkeiten wie das Abrechnungswesen Honorarkräfte zu beauftragen?
Diese Überlegungen gab es innerhalb des Vorstandes selbstverständlich auch schon. Aber für diesen Gedanken, geschweige denn dessen Umsetzung, konnte sich niemand wirklich begeistern. Abgesehen von der Tatsache, dass die Kosten im Laufe der Zeit davon eilen würden, muss eines klar und deutlich festgehalten werden. Alle Musikerinnen und Musiker, die ich im Laufe meiner zweijährigen Amtszeit zu diesem leidigen Thema sprechen konnte, haben mir bestätigt, dass es in den Vereinen und deren gewählten Vorständen um ehrenamtliche Tätigkeiten geht. Das soll auch in Zukunft so bleiben.
Welche Konsequenzen würde es für die Mitgliedsvereine haben, wenn es keinen Kreismusikverband mehr geben würde?
Die Konsequenzen sind derzeit überhaupt nicht alle abzusehen. Fest steht aber: Die Vereine werden keine Vertretung mehr im Landesverband NRW haben. Das heißt unumstößlich, dass das Zugabteil, in dem der Kreisverband für alle Mitgliedsvereine sitzt, abgehängt wird und der Zug der lnteressengemeinschaft ohne den Kreis Olpe weiterfahren wird. Dazu gehört insbesondere das Kreisjugendblasorchester, als das Aushängeschild für hohes, musikalisches Niveau der Weiterbildung, es wird ebenfalls aufgelöst. Es wird kurzum ,,herrenlos und führungslos“ sein, was nur zur Auflösung führen kann.
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Wie sieht es mit den D-Lehrgängen aus, die der KMV Olpe seit Jahrzehnten erfolgreich und mit hoher Akzeptanz durchführt?
Die D-Lehrgänge als zweites Standbein der Aus- und Weiterbildung unserer jungen Nachwuchskräfte werden ebenfalls und nicht mehr stattfinden. Ebenso werden alle über den Verband organisierten Möglichkeiten entfallen. Dazu zählen die über den Landesverband möglichen Vereinbarungen und Sonderkonditionen mit der Sparkassenversicherung. Ehrungen verdienter Vereinsmitglieder und Auszeichnungen mit Verbandsplaketten, -medaillen und -urkunden gehören der Vergangenheit an. Für die Mitgliedsvereine werden viele Möglichkeiten und Chancen, die heute noch gar nicht abzusehen sind, entfallen. Ohne einen Kreisverband wird der Kontakt und der Anschluss an den Landesverband des Volksmusikerbundes schlicht und einfach nicht mehr existent sein.
Glauben Sie, dass ohne Kreisjugendblasorchester und D-Lehrgänge die gute musikalische Qualität der Vereine auf Dauer leiden würde?
Ja, das Niveau, auf das die Vereine im Kreis Olpe zu Recht mit Stolz blicken dürfen, wird folglich abfallen. Die jungen Musikerinnen und Musiker des Kreisjugendblasorchesters erhalten in ihren Proben und Probenwochenenden eine zusätzliche, fundierte Aus- und Weiterbildung, die die einzelnen Vereine nur schwer selbst bewerkstelligen können. Das kostet zusätzlich viel Zeit und Intensivierung der Probenarbeit. Die Jugendlichen untereinander in dieser großen und stimmungsvollen Konstellation erleben immer wieder hervorragenden Austausch unter- und miteinander. Diese Spiegelung ist übrigens nicht meine persönliche Wiedergabe, sondern ich zitiere, was mir die jungen Menschen anlässlich der obigen Veranstaltungen selbst immer wieder bestätigen. Das gleiche gilt in ähnlicher Weise und Umfang für die Teilnehmer der D-Lehrgänge. Wie sollen diese Veranstaltungen zukünftig auf Kreisebene organisiert und durchgeführt werden?
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Warum ist es so schwer, Aktive aus den Vereinen für die Verbandsarbeit zu begeistern? Auf Vereinsebene scheint dies zu gelingen?Die Antwort auf diese Frage kenne ich selbst nicht. Ja, es ist richtig, dass die Vereine selbst auch immer wieder Anstrengungen unternehmen müssen, um ihre Vorstandsämter mit Nachwuchs besetzen zu können. Hierzu haben wir bereits Anstrengungen unternommen, uns mit den Vereinsvorständen auszutauschen und zu diskutieren. Workshops werden hierzu ebenso angeboten wie Gesprächsrunden mit der Politik. Die Resonanz der Mitgliedsvereine ist leider enttäuschend. Die allgemeinen Probleme, die in fast allen Vereinen existieren, könnte man sehr wohl im Interesse aller diskutieren und an Lösungen arbeiten. An der Arbeitszeit und dem Arbeitsaufwand, den die Ämter im Kreisvorstand abverlangen, kann es nicht liegen. Das sind nur wenige Stunden auf das Jahr verteilt. Und übrigens, das kann ich aus eigener Erfahrung berichten: die Vorstandsarbeit auf Kreisebene macht, trotz der schlechten Resonanz, wirklich richtig Spaß.