Olpe/Kreis Olpe. Eines steht nach der langen Corona-Pause fest: Die jungen Musiker des Kreisjugendblasorchesters haben nichts verlernt. Ein gelungenes Comeback.
Sie haben nichts verlernt, die Musikerinnen und Musiker des Kreisjugendblasorchesters Olpe (KJBO). Fast genau zwei Jahre nach dem letzten Konzert im Meggener PZ feierte das Auswahlorchester der Blasmusikvereine im Kreismusikverband Olpe am Samstag in der Stadthalle der Kreisstadt ein gelungenes Comeback.
Dirigent Dominik Wagner ist es gelungen, in kurzer Zeit den Spirit der Vor-Corona-Zeit wieder zu aktivieren und mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein höchst anspruchsvolles und doch unterhaltsames Musikprogramm zu erarbeiten – und das in nur drei Sonntagsproben und einem Probenwochenende in der Musikakademie des Landes in Bad Fredeburg.
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Das Ergebnis konnte sich mehr als hören lassen. Wie ein Uhrwerk meisterte das Ensemble die Schwierigkeiten der Stücke, sowohl Solistinnen und Solisten als auch das Gesamtorchester präsentierten sich virtuos und mit einem ausgewogenen Klang und es wäre unfair, eines der Register herauszuheben. Die Werke, die Dominik Wagner ausgesucht hatte, waren genau die richtigen, um einerseits das Leistungsvermögen der jungen Künstler zu dokumentieren, andererseits das Publikum nach der langen Konzertpause mit zu schwerer Kost zu irritieren.
Eine akustische Weltreise
Dafür eignen sich am besten Werke aus der Programmmusik. „Global Variations“ von Nigel Ness erzählt eine akustische Weltreise, die mit dem Glockengeläut des Big Bens in London beginnt, in der aber auch Motive aus den Pippi Langstrumpf-Filmen und die Marseillaise anklingen. In der „Selection from Mass“ von Leonard Bernstein nimmt das Orchester das Publikum mit in einen Gottesdienst. Bevor das Stück mit einem vom gesamten Orchester zart gesungenen „Amen“ ausklingt, ertönen Melodien aus Jazz, Blues, Rock, Broadwaystil und sogar Zwölftontechnik – ein rhythmisch wie harmonisch sehr anspruchsvolles Werk.
Viele Ehrengäste dabei
Die Liste der Ehrengäste war lang und dokumentiert den Stellenwert des Auswahlorchester. Neben Landrat Theo Melcher und Kreisdirektor Philipp Scharfenbaum hatten die Bürgermeister bzw. deren Stellvertreter Tobias Puspas (Lennestadt), Uli Berghof (Drolshagen), Peter Nelles (Kirchhundem), Bernd Clemens (Wenden) und Peter Weber (Olpe) die Einladung angenommen. Bernd Clemens (Schlagzeug, Tuba) und Peter Weber (Tuba, E-Bass) spielten selber viele Jahre aktiv in den Musikvereinen Gerlingen bzw. Neuenkleusheim. Das Kreisjugendblasorchester pflegt zum einen die traditionelle Blasmusik, legt aber auch einen Schwerpunkt auf die Originalliteratur für sinfonisches Blasorchester sowie herausragende Arrangements klassischer Musik, Musicals, Filmmusik oder interessante Rock- und Pop-Bearbeitungen.
Wie der Dschungel am Amazonas klingt, dokumentierte das Orchester mit „Libertadores“ von Oscar Navarro. Eine unglaubliche Klang – und Geräuschkulisse steckt in den Notenblätter und wer genau zuhörte, konnte viele Bewohner des Regenwalds gut raushören. Auch bei diesem Stück mussten die jungen Instrumentalisten mit ihrer Stimme ran, was Leo Fischer, der charmant durch das Programm führte, feststellen ließ: „Ich glaube, Dominik mag das, wenn wir singen.“ Riesenapplaus für ein fulminantes Stück.
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Johannes Sondermann, Vorsitzender des Kreismusikverbands, sagte in seiner Begrüßung, was viele Besucher dachten. „Es ist eine große Erleichterung und Freude für uns, wieder ein Konzert besuchen zu dürfen und für die Musikerinnen und Musiker wieder vor einem Publikum auftreten zu dürfen.“ Peter Weber, Olpes Bürgermeister und somit Hausherr in der Stadthalle, blickte ebenfalls auf die letzten rund 18 Monate zurück, in denen den 42 Blasmusikvereinen im Kreis ein durchgängiges „tacet“ bzw. eine Generalpause verordnet wurde, jedenfalls, was die Konzerttätigkeit angeht.
Dank vom Bürgermeister
„Die letzten eineinhalb Jahre waren gerade für junge Menschen eine große Belastung. Ich möchte mich bei den Musikvereinen bedanken.“ Während der Pandemie die Motivation hoch zu halten, sei eine unglaubliche Herausforderung gewesen. „Danke an alle, die sich hier mit ganz vielen kreativen Ideen eingebracht haben“, sagte der Bürgermeister. Im zweiten Konzertteil ließ Dominik Wagner sein Faible für die Filmmusik durchblicken. Neben der bekannten „Star Wars Saga“ von John Williams entstammen auch „Little Mermaid“ von Alan Menken, Soundtrack des Disney-Films „Arielle, die Meerjungfrau“, und „At worlds end“, Musik aus dem Blockbuster „Piraten der Karibik“ diesem Genre. Der „Entry march of Boyars“, der im Pianissimo beginnt sich und zu einem musikalischen Spektakel durch alle Register aufbaut sowie das Werk „Lux Aurumque“ von Eric Whitacre, ein choralartiges, harmonisches Klanggewebe komplettierten den zweiten Teil.
Die rund 350 Zuhörerinnen und Zuhörer honorierten das begeisternde Konzert mit Riesenbeifall und Bravo-Rufen. Fest steht: Der Kreismusikverband muss sich auch nach der Pandemie um den Nachwuchs in seinen Mitgliedsvereinen keine Sorgen machen.