Lennestadt. Gabriel Bazaga-Mena arbeitet im Landhotel Voss in Saalhausen, muss oft aufgebrachte Kunden beruhigen. Er möchte Gastro-Jobs attraktiver machen.
Die Zeiten für die Gastronomie sind hart. Erst die Pandemiezeit mit all ihren Problemen, jetzt der Personalmangel, eine mögliche Wirtschaftskrise und vieles mehr kommen zusammen. Gabriel Bazaga-Mena (40), gastronomischer Leiter im Landhotel Voss in Saalhausen ist seit 24 Jahren im Gastronomiegeschäft und hat – wie er sagt – schon viele Höhen und Tiefen erlebt und durchlebt. Dass die Gastronomie derzeit in einem so negativen Licht dastehe, ärgert ihn. Denn Gastronomie sei toll und ein Traumjob. Warum das so ist und was ihn bewegt, erzählt der Vollblut-Gastronom im Gespräch mit der Redaktion.
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Traumjob Gastronomie in diesen Zeiten, das müssen Sie erklären. Warum ist das Ihrer Meinung nach so?
Ich habe mehrere Restaurants geleitet, Bars geführt, Caterings und Großevents organisiert, Hotels und Restaurants eröffnet und viele Menschen, Gäste, Kollegen und Mitarbeiter glücklich gemacht. Ich kann mich kreativ austoben, verrückte Ideen ausprobieren und mich ausleben. Ich liebe neue Trends, in meinem Job wird es nie langweilig. Neuer Cocktail-, neuer Foodtrend? Mega! Ich bin dabei! Nirgendwo habe jeden Tag mit so vielen verschiedenen Menschen zu tun.
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Von denen aber einige über die steigenden Preise in der Gastronomie klagen, oder?
Viele Gäste kommen mit nicht realisierbaren Erwartungen in Restaurants und Hotels. Die Preise für gutes Essen und Trinken explodieren derzeit. Aber die Probleme, die ich lösen muss, haben selten mit Geld, sondern vor allem mit Gefühlen und Emotionen zu tun. Das macht sie lösbar. Gastronomie führt Menschen zusammen und ist genau das, was Menschen vor allem nach und in der Pandemie brauchen: Essen, Trinken, Schlafen und andere Menschen. Das vertrat auch schon Maslow in seiner Bedürfnispyramide. Was kann man denn Schöneres machen als den Menschen genau so etwas zu bieten?
Leider sehen das viele nicht so, in vielen Häusern läuft das Personal weg, bzw. kommt nach der Pandemie nicht wieder. Was will man dagegen tun?
Um ein guter Gastgeber zu sein, reicht es nicht, nur gutes Essen und Trinken zu servieren. Die Zeiten von „der Kunde/Gast ist König“ sind vorbei. Gastronomie sollte nichts mehr mit Herablassung zu tun haben. Gastronomie ist viel mehr zu einem Erlebnis geworden. Zeitgemäß sind flache Hierarchien, nicht nur zwischen Gast und Mitarbeitern, sondern auch im Team. Die Arbeit in der Gastronomie sollte meiner Meinung nach wie das Zusammenleben in einer großen Familie sein. Natürlich braucht es Mama und Papa oder Opa und Oma, die das Grundgerüst bilden, den Rahmen zusammenhalten und das letzte Wort haben, dennoch hat jedes Familienmitglied, also Mitarbeiter bzw. Mitarbeiterin, das Recht und irgendwie auch die Pflicht, sich einzubringen. So kann eine Arbeitsatmosphäre entstehen, die durch Leidenschaft geprägt ist. Eigene Ideen können ausprobiert werden, so hat jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin die Chance, zu einem kleinen Star zu werden. Das ist moderne Gastronomie. So kann Gastronomie funktionieren und das Wichtigste ist allen, sowohl den Mitarbeitern als auch den Gästen, Freude zu bereiten. Jeder Gastronom weiß, dass er abends, nachts, am Wochenende, in den Ferien usw. arbeiten muss. Doch wenn die Leidenschaft da ist oder wieder da ist, dann ist das okay.
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Was wollen Sie tun, um die Jobs in der Gastronomie wieder „schmackhaft“ zu machen?
Wir Gastronomen müssen unseren Traumberuf wieder attraktiver machen. Selbstverständlich können „problematische“ Arbeitszeiten nicht abgeschafft werden, doch durch transparente, frühzeitige, digitale Dienstplangestaltung mit der Möglichkeit auf „wunschfrei“ etc. können diese durchaus optimiert werden. Was jedoch geändert werden kann, ist die Sichtweise auf die Gastronomie, bei den Gastronomen, bei der Mitarbeiterführung und vor allem bei den Gästen.
Was meinen Sie damit konkret?
Als sich vor kurzem ein Gast bei mir bezüglich des immensen Anstiegs des Weizenbierpreises auf 5,90 Euro beschwerte und dies mit dem 9,99 Euro Angebotspreises im Supermarkt verglich, gab ich ihm zu bedenken, ob bei diesem Angebot auch die Lieferung, ein frisch gespültes Glas, ein gepflegter Garten mit sauberem Tisch, Stuhl und Deko in liebevoller Atmosphäre, eine Bedienung, die das gekühlte Bier nicht nur bringt, später wieder abräumt und das Gefäß säubert und sich in einem netten Gespräch über das derzeitige Empfinden erkundigt, dabei gewesen wäre. Deshalb: „Lieber Gast, seien Sie nett zu unserem Personal. Es ist einfacher an Gäste zu kommen als an neues Personal.“