Kreis Olpe. Am Sonntag wurden einige Menschen mit einem Termin für die Booster-Impfung an der Impfstelle abgewiesen. Der Kreis Olpe erklärt die Hintergründe.
Nachdem die Impfstelle des Kreises wieder ihren Betrieb aufgenommen hat, kehren auch die kritischen Stimmen zurück. Vereinzelt berichten Booster-Impfwillige auf der Facebook-Seite des Impfzentrums, dass sie weggeschickt wurden – obwohl sie zuvor einen Termin über das Online-Buchungssystem gebucht hatten. Der Grund: die zweite Impfung lag weniger als sechs Monate zurück. Ausnahmen, wonach die Auffrischungsimpfung auch schon mal nach fünf Monaten erfolgen kann, gibt es aktuell nicht, wie Andreas Sprenger, Leiter des Corona-Krisenstabs des Kreises Olpe, betont.
Impfstelle orientiert sich strikt an den Vorgaben der STIKO
„Wir müssen uns an die Vorgaben der STIKO halten. Und die sagt momentan, dass eine Auffrischungsimpfung frühstens nach sechs Monaten erfolgen soll“, erklärt Sprenger. Eine Verkürzung sei zwar nach individueller ärztlicher Aufklärung möglich, aber: „Dafür haben wir in der Impfstelle keine personellen Kapazitäten. Wer vor dem Ablauf der sechs Monate eine Booster-Impfung bekommen möchte, sollte in die Arztpraxen gehen.“
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Die Impfstelle sei weiterhin ein zusätzliches Angebot, die Hauptlast sollte bei der niedergelassenen Ärzteschaft liegen. Die Impfstelle sei für diejenigen die richtige Anlaufstelle, wenn die Zweitimpfung schon sechs Monate zurückliege und die Booster-Impfung nun dringend erforderlich sei.
Das Problem: Auch wenn der Kreis Olpe auf seiner Homepage darauf verweist, dass frühestens nach sechs Monaten nach der Impfserie eine Auffrischungsimpfung erfolgen soll, ist eine frühere Terminbuchung über das Online-Portal möglich. Das Datum der letzten Impfung wird nicht abgefragt. Erst vor Ort, bei Überprüfung der Unterlagen, wird auf die Impfserie geschaut. „Jetzt nachzurüsten und quasi eine digitale ‘Stop-Funktion’ im Buchungssystem zu programmieren, wäre sehr aufwändig“, meint Sprenger. Allerdings erkennt er das Verwirrungspotenzial: „Wir könnten unter dem Buchungsreiter ‘Auffrischungsimpfung’ noch mal dahintersetzen, dass zwingend ein Mindestabstand von sechs Monaten einzuhalten ist.“
Knapp 500 Dosen in vier Stunden verimpft
Am Anfang der Woche werden die Termine für das kommende Wochenende – freitags wird von 14 bis 18 Uhr und samstags und sonntags jeweils von 10 bis 18 Uhr geimpft – freigeschaltet. „Weil wir aber eine sehr hohe Impfnachfrage haben, sind die Termine, wie schon beim letzten Mal, sehr schnell vergriffen.“
Am Wiedereröffnungstag am Sonntag konnten innerhalb von vier Stunden 498 Impfungen verabreicht werden, darunter 240 Booster-Impfungen. Nachdem Erst- und Zweitimpfungen zunächst ohne Termin angeboten worden waren, soll auch hier wieder eine Terminvergabe erfolgen. „So können wir die Impfstoff-Bereitstellung besser im Voraus planen“, sagt Sprenger. Für Erstimpfungen soll es jedoch auch ohne Termin noch Kapazitäten geben – mit entsprechend längerer Wartezeit vor Ort.
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Nach dem Erlass des NRW-Gesundheitsministerium sollen in der Impfstelle in Attendorn 1500 Dosen pro Woche verimpft werden. Mit knapp 500 Impfungen am ersten Tag sei schon ein guter Wert erreicht, so Sprenger. Die Prozesse sollen jetzt noch weiter optimiert werden. „Diese Maßgabe des Ministeriums werden wir nach unserer bisherigen Erfahrung bei Weitem übertreffen.“
>>> KOMMENTAR
FRUST UM BOOSTER-IMPFUNG: KREIS SOLLTE BESSER KOMMUNIZIEREN
Vorschriften können Prozesse sehr verlangsamen. In einer Zeit, in der wir mit der vierten und bisher heftigsten Welle kämpfen, kann das von Nachteil sein. Andererseits geben Vorschriften auch einen Orientierungsrahmen. Sie sorgen für Ordnung in einer Zeit, in der wir von täglich steigenden Rekord-Infektionszahlen bombardiert werden.
Einer dieser Rahmen ist die Empfehlung der Booster-Impfung nach sechs Monaten. Dieser Rahmen wurde solange akzeptiert, bis die Berichterstattung über das Infektionsgeschehen wieder dramatischer wurde. „Mit Booster-Impfung die vierte Welle brechen“ oder „Booster-Impfung auch schon nach fünf Monaten“ sind Schlagzeilen, die Eindruck hinterlassen. Oder auch Angst. Das verleitet, in eine „Was wäre wenn“-Gedankenschleife zu geraten. Was wäre, wenn ich mit meiner Booster-Impfung dran bin und es gibt nicht genügend Impfstoff? Dann lieber vorsorgen und schon einen Termin nach fünf statt sechs Monaten buchen. Sicher ist sicher.
In Arztpraxen mag das mit Aufklärungsgesprächen funktionieren. In der Impfstelle offenbar nicht. Verständlich, dass der Frust groß ist, wenn man einen Termin ergattert hat und vor Ort abgewiesen wird, weil ein Tag zur Vollendung der sechs Monate fehlte. Die Menschen haben auf Kulanz vertraut und wurden enttäuscht. Vorschrift ist Vorschrift. Die Impfstelle hätte vorher in aller Deutlichkeit kommunizieren sollen, dass sie so strikt vorgeht. Wenn schon „Vorschrift ist Vorschrift“, dann für alle.