Kreis Olpe. Bei der Bundestagswahl stehen so viele Kandidaten wie nie im Kreis Olpe auf dem Wahlzettel. Was die neun Bewerber voneinander unterscheidet.

So groß war die Auswahl noch nie: Neun Kandidatinnen und Kandidaten wollen sich im Kreis Olpe bei der Bundestagswahl am 26. September um das Direktmandat bewerben. Doch nicht nur deshalb dürfte der Kampf um die Erststimmen in diesem Jahr besonders interessant werden. Denn was noch hinzukommt: Matthias Heider (CDU), der den Wahlkreis Olpe – Märkischer Kreis I bislang als direkt gewählter Abgeordneter in Berlin vertrat, hatte bereits im vergangenen Jahr angekündigt, nicht erneut kandidieren zu wollen.

So groß war auch die Vielfalt noch nie: Auf dem Wahlzettel stehen drei Frauen, dazu erstmals zwei Unter-40-Jährige. Zwei Kandidaten sitzen bereits im Deutschen Bundestag, über die Landeslisten ihrer Parteien. Drei Vertreter gehören Kleinparteien an, die (noch?) gar nicht im Bundestag vertreten sind. Sechs Bewerber sind politisch im Kreis Olpe beheimatet, drei im Märkischen Kreis.

Eine Übersicht:

Florian Müller.
Florian Müller. © WP | Christian Feldmann

Florian Müller: Als CDU-Kandidat nimmt der 33-Jährige die Favoritenrolle ein. Der Vorsitzende des CDU-Stadtverbands Drolshagen arbeitet als Referent für Strategie und Regulierung bei der Lufthansa. Bundestagserfahrung sammelte er zuvor vier Jahre lang als Büroleiter bei Matthias Heider. Parteiintern hatte er sich auf einer Wahlversammlung in Elspe gegen zwei Mitbewerber durchgesetzt. Worauf zu achten sein wird: Wird er wie Matthias Heider vor vier Jahren die absolute Mehrheit der Erststimmen im Kreis Olpe holen?

Nezahat Baradari.
Nezahat Baradari. © WP | INGA HAAR

Nezahat Baradari: Vor vier Jahren trat die Attendornerin erstmals als SPD-Kandidatin für den Bundestag an, verfehlte das Direktmandat jedoch deutlich. Durch einen vorderen Platz auf der Landesliste rückte die Kinderärztin Anfang 2019 ins Parlament nach. Nach viel kritisierten Äußerungen über Jesiden hatte auch sie einen parteiinternen Gegenkandidaten, erhielt bei der Aufstellungsversammlung der SPD aber die Mehrheit der Stimmen. Worauf zu achten sein wird: Wird sie trotz schlechterem Listenplatz als vor vier Jahren wieder in den Bundestag einziehen?

Johannes Vogel. 
Johannes Vogel.  © WP | Privat

Johannes Vogel: Bundesweit am bekanntesten ist der FDP-Kandidat: Der 39-Jährige ist seit diesem Jahr stellvertretender Bundesvorsitzender seiner Partei, in der Fraktion ist er Sprecher für Arbeitsmarkt-, Sozial- und Rentenpolitik. 2009 war er erstmals in den Bundestag eingezogen. Nachdem die FDP vier Jahre später an der Fünf-Prozent scheiterte, arbeitete er bei der Bundesagentur für Arbeit, bis er 2017 wieder in die Bundespolitik zurückkehrte. Worauf zu achten sein wird: Wird er nach der Wahl eine Rolle in der neuen Bundesregierung spielen?

Klaus Heger
Klaus Heger © WP | Unbekannt

Klaus Heger: Wie SPD und FDP schickt auch die AfD denselben Kandidaten ins Rennen wie vor vier Jahren. Seit dem vergangenen Jahr vertritt der Wendener seine Partei bereits im Olper Kreistag und führt dort die zweiköpfige Fraktion. Außerdem leitet er auf Landesebene den AfD-Fachausschuss für Finanzen, Währung und Steuern und gehört auf Bundesebene dem Fachausschuss Wirtschafts- und Finanzpolitik an. Worauf zu achten sein wird: Wird er wieder so viele Protestwähler mobilisieren können wie vor vier Jahren?

Otto Ersching.
Otto Ersching. © Privat | Privat

Otto Ersching: Der 56-Jährige kandidiert für die Linken, die er bereits im Rat der Stadt Lüdenscheid vertritt. Der Maschinenbautechniker ist verheiratet und hat drei Söhne. Im Kreis Olpe ist er als Redner auf der Demonstration gegen die Kundgebung der Nazi-Partei „III. Weg“ erstmals öffentlich in Erscheinung getreten. Worauf zu achten sein wird: Wird er den fünften Platz seiner Vorgängerin unter den Direktkandidaten im Kreis Olpe verteidigen können?

Holger Thamm.
Holger Thamm. © WP | Grüne Olpe

Holger Thamm: Für die Grünen steht erstmals der 48 Jahre alte Olper auf dem Wahlzettel. Der dreifache Familienvater lebt seit 2012 in der Kreisstadt. Der Diplom-Ingenieur arbeitet bei einem mittelständischen Heizungshersteller im Bereich Public Affairs. Den Grünen gehört er seit 2019 an, außerdem engagiert er sich im Vorstand des Landesverbandes Erneuerbare Energien. Worauf zu achten sein wird: Wird er angesichts der guten Umfragewerte seiner Partei um den zweiten Platz konkurrieren können?

Sabrina Dieckmann.
Sabrina Dieckmann. © IKZ | Privat

Sabrina Dieckmann: Erstmals bewerben sich auch die Freien Wähler im Kreis Olpe um Erststimmen bei einer Bundestagswahl. Die 41 Jahre alte Handelsassistentin lebt in Iserlohn-Oestrich, ist also nicht im Wahlkreis beheimatet. In Iserlohn ist sie stellvertretende Vorsitzende der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWG) und gehört dem Stadtmarketingbeirat sowie dem Ausschuss für Bürgeranregungen und Beschwerden an. Worauf zu achten sein wird: Wie viele Stimmen wird sie den Kandidaten der im Bundestag vertretenen Parteien abnehmen können?

Engelbert Prevorcic.
Engelbert Prevorcic. © WP | Privat

Engelbert Prevorcic: Nachdem er bei der Bürgermeister-Wahl in Lennestadt im Vorjahr als Kandidat der Linken mit 1,6 Prozent der Stimmen auf dem letzten Platz landete, will der selbstständige Schreiner dieses Mal als Kandidat der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) für den Bundestag kandidieren. Dafür hat er genügend Unterstützter-Unterschriften gesammelt. Doch ob er antreten darf, ist mindestens, nachdem der Bundeswahlausschuss die DKP nicht als Partei zur Bundestagswahl zugelassen hat. Sie hatte Rechenschaftsberichte immer wieder verspätet eingereicht. Die Partei hat Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht eingereicht. Worauf zu achten sein wird: Wird er überhaupt auf dem Wahlzettel stehen?

Dagmar Welz: Die 55 Jahre alte Lüdenscheiderin tritt für die Basisdemokratische Partei Deutschlands („Die Basis“) an, die sich rund um die Proteste gegen die Corona-Maßnahmen gebildet hat. Die selbstständige Lebensberaterin ist Mutter von drei erwachsenen Kindern. Der Partei wird eine Nähe zu den so genannten „Querdenkern“ nachgesagt, viele tonangebende Parteimitglieder arbeiten nach Tagesspiegel-Angaben im Bereich der Alternativmedizin, sind Corona-Verharmloser oder Verschwörungsideologen. Worauf zu achten sein wird: Wie viele Protestwähler kann sie mobilisieren?