Hüsten. Der Kirchturm in Hüsten feiert 975-jähriges Bestehen. Bald können Besucher einen Bereich betreten, der sonst für die Öffentlichkeit nicht offen ist.

Es ist ein echter Hingucker und lockt derzeit den ein oder anderen zusätzlichen Besucher in den Abendstunden nach Hüsten. „Ich kenne im Freundes- und Bekanntenkreis Menschen, die die Bilder in den sozialen Medien teilen und kommentieren“, sagt Dorothee Westerhoff als Vorsitzende des Pfarrgemeinderates in St. Petri Hüsten. Gemeint sind mit den Bildern Aufnahmen der neuen Fassadenprojektion auf dem Kirchturm.

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Seit dem 2. Februar sind auf die Fassade des Turms von St. Petri abends von 17 bis 22 Uhr verschiedene Geschichten und Segenssprüche projiziert. Mittelpunkt dieser Geschichten bilden zwei Protagonisten - eine Maus und eine Spinne. Die Maus trägt den Namen „Dinah“ und die Spinne heißt „Retifex“. „Diese beiden leben ihren Glauben trotz aller Verschiedenheit und erfahren, dass es am Ende nur gemeinsam geht: Im Leben und im Glauben. Die Maus ist bunt und steht für die Lebendigkeit und Vielfalt, die Spinne wiederum dunkler. Sie repräsentiert das sehr konservative Bild in der Kirche“, erklärt Pfarrer Daniel Meiworm.

Kirchturm St. Petri Hüsten
Jeden Abend ist auf der Fassade des Hüstener Kirchturms ein Teil der Geschichte zu sehen. © Eric Claßen | Eric Claßen

Um den Faden in den Geschichten, trotz wechselnder Bilder, nicht zu verlieren, gebe es die Möglichkeit, sich die einzelnen Geschichten der Woche noch einmal im Detail auf Leinwänden im Kirchturm anzuschauen, heißt es von den Verantwortlichen der Pfarrei. „Die ersten Reaktionen der Menschen sind sehr positiv. Nicht nur, dass abends viele Fotos gemacht werden oder man die Bilder in seinem Status bei WhatsApp teilt, ich bin auch bereits angesprochen worden von Gemeindemitgliedern, die mir sagten, dass ihnen die Bilder und Sprüche auf der Fassade gut getan haben“, berichtet Meiworm.

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Die Geschichten ausgedacht haben sich Birgitta Weber-Bange, Ulrich Steinwender und Josef Epping. Für die künstlerische Umsetzung zeichnet Michael Feldmann verantwortlich und an der Erstellung sowie Aufbereitung der Segenssprüche waren Maria Eggenhofer, Dorothee Westerhoff, Tristan Schulte und Martin Schulte beteiligt.

975 Jahre Kirchturm St. Petri Hüsten
Im Innern des Kirchturms kann man die aktuelle Geschichte noch einmal in Ruhe anschauen. © Eric Claßen | Eric Claßen

Doch warum ist die Idee zu solch einem Projekt überhaupt entstanden? Dafür hat Pfarrer Daniel Meiworm eine simple Erklärung. „Wir feiern in diesem Jahr 975 Jahre Kirchturm St. Petri“, sagt der Geistliche. Durch eine sogenannte dendrochronologische Untersuchung der in dem Kirchturm verbauten Hölzern im Jahr 1994 konnte der Bau des Gebäudes auf zirka 1050 datiert werden. Archäologen können mit dieser weltweit anerkannten und sehr zuverlässigen Messmethode anhand der Jahresringe im Holz Datierungen vornehmen.

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Der prägnante und von weitem sichtbare Turm wurde nachweislich deutlich vor der zweiten Kirche in St. Petri, deren Grundsteinlegung im Jahr 1150 erfolgte, erbaut. Dadurch werde die Bedeutung von Kirchtürmen gerade in dieser Zeit als Rückzugsort, Landmarke, Aussichtspunkt und deutliches Zeichen für den Glauben ersichtlich, heißt es in einer Mitteilung der Pfarrei. Anlässlich des Kirchturm-Jubiläums hat die Gemeinde eine ganze Reihe von Aktionen und Feierlichkeiten geplant. Das aktuelle Fassadenprojekt, bei dem vier verschiedene Geschichten präsentiert werden, stellt dabei den Auftakt des Festjahres dar.

975 Jahre Kirchturm St. Petri Hüsten
Die Projektion ist bis Anfang April jeden Abend von 17 bis 22 Uhr zu sehen. © Achim Benke | Achim Benke

Es ist sei kein Zufall, erklärt Kirchenvorstand-Mitglied Martin Schulte, dass das Fassadenprojekt mit dem in Hüsten so beliebten Käsemarkt am 6. April ende. „Im Rahmen des Marktes wird es Führungen im Turm geben. Derzeit wird alles soweit vorbereitet, dass Kleingruppen zusammen mit einem Gästeführer die Stufen erklimmen und mehr zur Turmgeschichte erfahren können“, so Schulte. Oben angekommen, kann man die historischen Glocken und den mittelalterlichen Dachstuhl besichtigen. Wer an den Führungen teilnehmen möchte, muss trittsicher und fit auf den Beinen sein und sich beeilen, denn die Teilnahme wird aufgrund der beengten Bedingungen im Turm begrenzt sein.

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Am 4. Juli startet dann eine Ausstellung zur Turmhistorie im Inneren der Kirche - inklusive eines Vortrags durch Bernhard Padberg. Derzeit laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, betont Dorothee Westerhoff. Bis zum 11. Oktober könne man mehr zur Geschichte des alten Mauerwerks erfahren. Viele der gezeigten Informationen fußen dabei auf die geschichtliche Sammlung des mittlerweile verstorbenen Heimatforscher Werner Saure. Zum Fest Hüstener Herbst gebe es dann noch einmal spezielle Kirchturmführungen. „Außerdem haben anlässlich des Jubiläums noch ein, zwei weitere Aktionen überlegt, die wir etwas später im Jahr vorstellen werden“, deutet Pfarrer Meiworm an, ohne zu viel verraten zu wollen.

Ein eigenes Glückwunsch-Video drehen

Heimatverbundene Menschen haben bereits jetzt die Möglichkeit, dem Kirchturm in Hüsten digital einen Geburtsgruß zu senden. Und so funktioniert es: Man muss eine digitale Aufnahme mit einer Maximallänge von 60 Sekunden im Dateiformat mp4 (Normalformat) erstellen. Verwendet werden können das Smartphone oder eine Kamera. Als Bildformat sollte das Hochformat 9:16 ausgewählt werden.

Die Aufnahme muss dann per E-Mail an livestream@st-petri-huesten.de geschickt werden. Falls Unterstützung benötigen wird, steht das StreamTeam der Pfarrei gerne hilfreich zur Verfügung. Einfach livestream@st-petri-huesten.de anschreiben und zum Beispiel eine Aufnahme terminlich abstimmen.

Unendlich dankbar sind die Organisatoren über die Unterstützung durch örtliche Vereine wie dem Thankgrim-Verein, den Hüstener Gewerbetreibenden sowie lokalen Partnern und Sponsoren. „Das zeigt, wie wichtig den Menschen hier der Kirchturm auch als verbindendes Element und Symbol der Heimat ist“, betont Michael Schulte. „Wir möchten die Lebendigkeit der Kirche herausstellen“, so Daniel Meiworm.

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