Sundern. Rudolf Müller erinnert an die Bombardements der Alliierten 1943/44 und deren Auswirkungen auf den Sorpedamm. Animationsfilm soll auch in Sundern laufen.
„Mich belastet die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg sehr. Aber es ist trotzdem wichtig auf die Verbrechen und das Leid, das damals passiert sind, hinzuweisen. Manchmal wünschte ich mir, dass Kriegstreiber wie Putin selbst mal so etwas mitgemacht hätten, damit sie jetzt vielleicht anders agieren würden“, sagt Rudolf Müller. Der gebürtige Sunderner hat den Zweiten Weltkrieg als Schüler miterlebt. Einschneidend waren für ihn die Bombardements der Alliierten 1943 und 1944.
Auch interessant
Für Aufsehen hatte zuletzt eine Filmvorführung in Neheim gesorgt. Der Lehrer Meinolf Padberg hatte dort den britischen Animationsfilm „Attack on Sorpe Dam“ gezeigt, der den Fliegerangriff Royal Air Force auf den Sorpeseestaudamm in Langscheid im Mai 1943 skizziert. Die Veranstaltung erfreute sich einer großen Resonanz in der Bevölkerung. Sowohl aus Arnsberg als auch aus Sundern waren Geschichtsinteressierte nach Neheim gekommen, um sich einen Eindruck von dem britischen Angriff auf den Damm zu verschaffen. Lange Zeit war dieses Bombardement im Vergleich zur Möhnekatastrophe von den Historikern etwas vernachlässigt worden. Das lag aus nachvollziehbaren Gründen an den jeweiligen Auswirkungen. Während bei der Möhnekatastrophe tatsächlich die Möhnetalsperre zerstört und in der dadurch ausgelösten Flutwelle über 1500 Menschen ums Lebens kamen, blieb der Sorpedamm standhaft und es gab auch sonst keine Opfer zu beklagen. Zumindest was diesen Angriff betraf, denn im darauffolgenden Jahr gab es einen weiteren Angriff auf die Sorpetalsperre.

Rudolf Müller hat seine Erinnerungen und Erlebnisse in einem Tagebuch festgehalten, das 2015 im Magazin „Woll“ veröffentlicht wurde. „Am 17. Mai 1943 flogen um Mitternacht zehn englische viermotorige Bomber des Typs Lancaster zur Möhnetalsperre und fünf Bomber zur Sorpetalsperre in Sundern. Jedes Flugzeug trug eine fünf Tonnen schwere Rollbombe unter ihrem Rumpf“, berichtet Müller. Nicht alle der für Sundern eingeplanten britischen Kampfflugzeuge erreichten die Sorpe. „Ein Bomber ist von der Flugabwehr in Dortmund abgeschossen worden, ein Bomber hat bereits vorher abdrehen müssen und ein Bomber ist im Tiefflug mit einem Hochspannungsmast kollidiert.“ Zwei Bomber seien tatsächlich bis zur Sorpe durchgekommen, aber beim Versuch, den Erdwall am Damm zu zerstören, gescheitert.
Auch interessant
Im Bereich des Sorpedamms habe es damals noch keine Flugabwehr der Deutschen gegeben. Diese sei im Herbst als Antwort auf den britischen Luftangriff installiert worden. „Hier wurden zahlreiche Jugendliche als Luftwaffenhelfer eingesetzt und an Geschützen ausgebildet“, so Rudolf Müller, der selbst noch zu junge war, um für den Dienst eingesetzt zu werden. Im Oktober 1944 gab es dann in der Tat einen weiteren Angriff der Briten. Diesmal kamen wohl auch aufgrund der deutschen Verluste in der Luftabwehr sowie bei der Luftwaffe mehrere Kampfflugzeuge der Briten bis an ihr Ziel und warfen ihre Bomben ab. „Eine Bombe hatte den Damm schwer getroffen, aber erneut nicht zerstört. Eine weitere ist in das Becken gefallen, aber nie detoniert. Sie wurde erst Ende der 1950er Jahren Arbeiten im Becken entdeckt.“

Beim zweiten britischen Angriff hatte es jedoch Opfer auf deutscher Seite gegeben. „Drei Zivilisten sind ums Leben gekommen sowie zwei der jungen Luftwaffenhelfer“, sagt Rudolf Müller. Er meine sich erinnern zu können, dass diese von den Erdmassen des Walls, die durch den Bombenabwurf aufgewirbelt wurden, lebendig begraben worden seien und erstickten. Später hatte Rudi Müller sogar Fotos von den Beschädigungen des Erdwalls angefertigt.
Auch interessant
Herbert Müller, 1. Vorsitzender des Museumsverein Stadt Sundern e.V., war bei der Filmvorführung in Neheim anwesend, weil den Heimathistoriker dieses Ereignis sehr interessiert. Im Museum „Alte Kornbrennerei“ Sundern hat Müller zusammen mit den Mitstreitern des Vereins sogar einen kleinen Bereich zu den Angriffen auf den Sorpedamm eingerichtet. Man kann das Museum ab sofort wieder donnerstags von 10 bis 12 Uhr sowie sonntags von 14 bis 16 Uhr besuchen und weitere Informationen zu den damaligen Ereignissen vor Ort erfahren. „Ich habe bereits Kontakt zu Meinolf Padberg aufgenommen und es laufen auch bereits Planungen, den Film im Frühjahr auch in Sundern der Öffentlichkeit zu präsentieren“, verspricht Herbert Müller.
Mehr Nachrichten? Folgen Sie der WP Arnsberg/Sundern in den sozialen Medien:
- Folgen Sie uns auf Facebook: Westfalenpost Arnsberg/Sundern
- Bekommen Sie neue Einblicke auf Instagram: @wp_arnsberg_sundern
- Die WP Arnsberg/Sundern auf WhatsApp: WP Arnsberg/Sundern
- Das tägliche Update per E-Mail: Der WP Arnsberg Newsletter