Oelinghausen. Das ist selten: Eine umfassende Sanierung bleibt tatsächlich im Kostenrahmen. Die Klosterkirche erstrahlt frisch geputzt und hat ganz besondere Fenster.
Das laute Röhren des Staubsaugers schallt durch das alte Kirchengemäuer, überall wuseln fleißige Männer und Frauen durch das Kirchenschiff, schrubben den Boden, wischen die alten Holzbänke ab. Mitten in dieser Hektik ist Restauratorin Heike Wehner mit den letzten Arbeiten an den Wänden beschäftigt. Sorgfältig arbeitet sie mit einem Pinsel. Die Restaurierungsmaßnahmen am Kloster Oelinghausen gehen ihrem Ende entgegen.
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Seit September 2023 ist die Kirche für Publikumsverkehr und Gottesdienste gesperrt. „Nach den ganzen Vorarbeiten hat die Sanierung im Februar 2024 begonnen“, berichtet Alfred Hilbig vom Gemeindeteam Oelinghausen. Ein knappes Jahr später sind fast alle Maßnahmen abgeschlossen. „Ich bin froh, dass das alles so zügig und reibungslos funktioniert hat“, sagt Hilbig. Er beobachtet die Reinigung des Innenraus durch die freiwilligen Helferinnen und Helfer aus der Gemeinde. „Von Anfang 30 bis Mitte 70 ist alles hier zu finden. Jung und Alt helfen gemeinsam. In zwei Schichten kümmern sich insgesamt 17 Personen ehrenamtlich um die Reinigung, viele neben ihrer eigentlichen Arbeit.“
Neben Alfred Hilbig stehen Holzens Ortsheimatpfleger und Oelinghausen-Experte Bernhard Padberg sowie Norbert Hollmann, Kirchenvorstand der Pfarrei St. Petri Hüsten, der die Klosteranlage zugeordnet ist. „Ich bin begeistert über das Ergebnis der vergangenen zwölf Monate. Wir haben den Zeitplan, den wir uns selbst gesteckt haben eingehalten - und vor allem das Budget, was heutzutage längst nicht mehr selbstverständlich ist“, sagt Hollmann. „Großes Lob an Alfred Hilbig und Bernhard Padberg, die die Bauleitung mit übernommen haben und regelmäßig in der Kirche präsent waren. Aber natürlich auch großes Lob an die vielen Helferinnen und Helfer, an die Ordensschwestern sowie die beauftragten Restaurierungsexpertinnen und -experten“, sprudelt es aus dem Kirchenvorstand förmlich heraus.
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Wichtige Rollen bei der Sanierung der Kircheninnenräume kamen dabei vor allem Frauen zu. Neben Restauratorin Heike Wehner, die unterstützt wurde von Lydia Klaiß und Nanna Kehr lag die Verantwortung bei Architektin Judith Kellersmann. Dr. Bettina Heine-Hippler von der Denkmalpflege des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe hatte die Sanierungsmaßnahmen denkmalrechtlich begleitet. „Die Beratung war sehr gut und hat bei den Arbeiten hier vor Ort enorm geholfen“, betont Alfred Hilbig. Regelmäßig hatte er die Baufortschritte fotografiert und dokumentiert.
Insgesamt 1,1 Millionen Euro wurden in die Restaurierung investiert. Davon waren rund 350.000 Euro öffentliche Mittel sowie 120.000 Euro Eigenmittel der Gemeinde Oelinghausen. „Sie stammen aus dem Topf für die Baurücklagen“, sagt Bernhard Padberg. Das restliche Geld in Höhe von rund 630.000 Euro wurde vom Erzbistum Paderborn beigesteuert. Dr. Günter Bertzen, Vorsitzender des Freundeskreises Oelinghausen, ist dankbar für die finanzielle Unterstützung. „So viele öffentliche Mittel sind nicht selbstverständlich. Wir freuen uns, dass das geklappt hat.“
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Erstmals wurden Fenster im Kirchenschiff eingesetzt, die man öffnen kann, um ein Querlüften zu ermöglichen. „Das ist wichtig, damit die Feuchtigkeit nicht in der Luft bleibt und für Schimmelbildung an den Wänden und in der Decke sorgt“, so Heike Wehner. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen hatte die 53-Jährige die Patina von den Wänden und der Decke der Kirche entfernt. Als Hilfsmittel dienten in erster Linie Latexschwämme und Pinsel. Allein für die Pflege der Christopherus-Wandmalerei hatte die Expertin mehrere Wochen benötigt.
„Wir haben gesäubert und an der ein oder anderen Stelle wieder frischen Kalk aufgebracht. Wichtig war vor allem, dass ein einheitliches Bild entstand. Frische weiße Farbe auf die Kirchenwände zu bringen, stand nicht zu Debatte, weil der Raum dann eine unnatürlich helle Farbe erhalten hätte. Vor allem im Vergleich zu den Decken mit den wertvollen Ornament-Malereien. Das hätte sonst nicht zueinander gepasst“, sagt Heike Wehner. In Absprache mit den Denkmalpflegern hatte der Heilige Christopherus einen blauen Himmel erhalten. Zuvor waren über der Malerei Schimmelflecken entdeckt und beseitigt worden.
Durch die aufwendigen Restaurierungsmaßnahmen haben die Beteiligten die Kirche an der ein oder anderen Stelle neu entdeckt, wie sie selbst berichten. So wurden in der ehemaligen Katharinenkirche, einem der ältesten Bereiche des Bauwerks Freskenmalereien freigelegt. „Die Kapelle ist neben der Klosterkirche errichtet worden und hatte einen separaten Zugang. Ihre Ursprünge gehen auf 1260 oder 1270 zurück“, berichtet Bernhard Padberg. Zuletzt wurde die einstige Kapelle als Sakristei genutzt. „Hier soll künftig eine multifunktionale Lösung her. Wir denken an kleinere Andachten, Beichtgespräche oder andere Angebote. Das alte Mobiliar der Sakristei wird nicht wieder eingebaut, weil man dadurch zu wenig von der Kapelle sah. Trotzdem soll hier auch weiterhin die Sakristei bleiben“, betont Alfred Hilbig. „Der Raum soll aber anders als zuvor der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden“, sagt Norbert Hollmann.
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Im Zuge der Sanierung gab es auch ganz praktische Fragestellungen. „Wir haben uns für die modernen Anforderungen der Zeit entschieden und neue Elektroleitungen sowie WLAN einrichten lassen. Das ist allein schon aus praktischen Gründen notwendig, denn viele Updates in der Elektronik funktionieren heutzutage ausschließlich über das Internet“, sagt Alfred Hilbig. „Ich hoffe, dass wir jetzt mit den nächsten Sanierungen etwas Ruhe haben“, erklärt Norbert Hollmann. Bei solchen Maßnahmen rechne man immer in verschiedenen Zyklen. „Außen muss man alle 50 Jahre sanieren, innen alle 40 Jahre - immer vorausgesetzt, dass nichts Unerwartetes passiert“, so Alfred Hilbig.
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