Sundern. Deutsche Wirtschaft hofft auf eine neue Regierung, die Impulse setzt. Hotel-Unternehmerin Marion Steinberg vertraut lieber auf eigene Initiativen.
Wenige Wochen vor der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 äußern sich allerorts Verbände und Interessenvertretungen und erhoffen sich von einer neuen Regierung eine Wirtschaftswende. Bei der Vorstellung der Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Hellweg-Sauerland in Arnsberg widerspricht die Hotel-Unternehmerin Marion Steinberg aus Sundern da zwar nicht, will aber irgendwie nicht ganz ins Bild passen. „Am Ende darf man sich nicht darauf verlassen, dass irgendetwas vom Himmel fällt“, sagt sie mit Blick auf Erwartungen an die Politik, „man braucht eine positive Einstellung. Selbst ist der Betrieb!“
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Und so reiht sich die Unternehmerin aus dem kleinen Ferienort Wildewiese nicht in den Jammer-Chor ein und gibt zu. „Uns geht es gut“, sagt sie und räumt zugleich ein, „kleinere Betriebe aber haben es schwer“. Klein sind die Steinbergs wahrlich nicht mehr. 49 Feststellen zählt der Betrieb - alles in allem verdienen 72 Menschen ihr Geld bei den Steinbergs im Hotel, im Restaurant und in der Almhütte. Das Hotel hat 32 Zimmer. Der Familienbetrieb wurde 1954 gegründet, inzwischen sind drei Kinder der dritten Generation im Unternehmen beschäftigt.
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An Parametern, die das Gastgewerbe vor Herausforderungen stellen, kann Politik nicht immer etwas ändern. „Unsere Branche hat einen extremen Wandel durchgemacht“, erzählt Marion Steinberg. Kleine Betriebe würden wegfallen. „Und es geht hin zu großen, innovativen Betrieben“, so der Unternehmerin. Die Steinbergs setzten beim Hotelbetrieb voll auf das Thema Nachhaltigkeit, bauten entsprechend neu und um und verschaffen sich so Alleinstellungsmerkmale. „Mit innovativen Konzepten muss man auf allen Ebenen auf den Wandel in der Gesellschaft reagieren“, sagt sie. Das gelte sowohl im Hotel- als auch im Restaurantbetrieb.
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Und wie kann die Politik helfen? Da will Marion Steinberg gar keine lange Liste aufmachen, sondern reagiert eher auf Zuruf. „Das Mehrwertsteuerthema würde uns schon helfen“, sagt sie. Aus ihrer Sicht sei es schwer verständlich, wieso Mitnahme-Speisen und Fastfood reduziert besteuert werden, während nachhaltiges Servieren von Speisen im Haus auf Tellern den vollen Mehrwertsteuersatz zu zahlen hat.
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„Wichtiger ist ihr aber ein anderes Thema. Nämlich Personalgewinnung sowie Anerkennung und Wertschätzung von Arbeit. „Mit Mindestlohn fange ich bei neuen Mitarbeitern gar nicht erst an, die kriegen alle mehr“, sagt sie. Ohnehin müssten die Steinbergs in Vorleistung gehen, um ihre Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten. Angesichts der Probleme auf dem Wohnungsmarkt bauen die Steinbergs gerade ein Haus mit Wohnraum für das Personal. „Und auch das recht teuer nach Standards der Nachhaltigkeit“, sagt sie. Gewinn mache man damit nicht.
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Und dann fällt ihr doch noch etwas ein, was eine neue Regierung ändern könne. Sie spricht von „einem Ruck der durch Gesellschaft gehen muss, um Arbeit und vielen Berufen wieder die nötige Anerkennung“ zukommen zu lassen. „Arbeit muss sich wieder lohnen“, sagt sie und schon wandelt sie diesen Spruch ein wenig, aber in der Botschaft durchaus entscheidend um: „Oder besser: Nicht arbeiten darf sich nicht lohnen!“ Nur so würde Arbeit wieder die Wertschätzung erhalten, die ihr zusteht.
Das würde insbesondere dem Gastronomie- und dem Tourismusgewerbe helfen, das in vielen Bereichen stark unter Personalmangel zu leiden habe. „Und gesunder Tourismus ist gut für jede Region“, so Marion Steinberg.
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