Arnsberg. Das Prinzip Hoffnung wollen sie nicht aufgeben. Die Konjunkturumfrage der IHK Hellweg-Sauerland zeigt die schlechte Grundstimmung der Unternehmen.
Ein Versuch ist es ja wert. Präsident Andreas Knappstein von der Industrie- und Handelskammer Hellweg-Sauerland bemüht sich darum, die Vorstellung der Ergebnisse der Konjunkturumfrage zu Jahresbeginn nicht zu einer Jammer-Veranstaltung werden zu lassen. „Es ist etwas Hoffnung da“, sagt er zu Beginn, „wir wollen den Blick nicht nur auf das Negative richten.“
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Das aber ist nicht einfach, wenn man dann auf die Folien und Umfrage-Details schaut. Stefan Severin (IHK) sieht zwar noch aus den noch leicht positiven Lagebeurteilungen des Gastgewerbes, der Privatverkehrs und des Dienstleistungssektors, „dass der Konsument noch funktioniert“, muss dann aber auch die Liste der besorgniserregenden Signale aufmachen. Wenn auch leicht verbessert gegenüber dem Herbst, sei vor allem die Lage-Einschätzung der Industrie „besorgniserregend“. Ebenso die sinkende Zuversicht der Baubranche.
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„Der Bau schwächelt stark“, sagt auch Verena Adler. Sie ist Geschäftsführerin von Westkalk Warstein und steht am Anfang der Lieferketten für Bau und Industrie. Dass ihr Betrieb nach schwachem Start dennoch ein besseres zweites Halbjahr hinlegen konnte, lag vor allem daran, dass sie die Diversifizierung der Kundschaft vorangetrieben hat. Grundsätzlich hofft sie auf eine „Wirtschaftsfreundlichkeit“ der neuen Regierung.
Aktuell sind die Erwartungen der Wirtschaft nämlich sehr gedämpft. Nur 10,1 Prozent der 435 gefragten Unternehmen und Betriebe erwarten eine Verbesserung der Lage. Immerhin zieht gegenüber der vergangenen Umfrage im Herbst die Erwartung im Exportgeschäft in Industrie und Großhandel an. „Das aber ist noch kein Wachstumsmotor“, so Stefan Severin.
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Der heimischen Wirtschaft brechen Umsätze und Erträge weg. Nur noch etwas mehr als die Hälfte beurteilen ihre Finanzlage als unproblematisch. 23,3 Prozent verzeichnen einen Eigenkapitalrückgang, und gar 2,5 Prozent sprechen von einer „drohenden Insolvenz“. Das spürt zunehmend auch Ingo Ritter, Vorstand der neu fusionierten Sparkasse Mitten im Sauerland. „Je länger die Krise dauert, desto schwächer werden auch die noch robusten Unternehmen im Sauerland“, sagt er.
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Als Vorstand eines große Flächen im Sauerland abdeckenden Geldinstituts, hat er den Einblick in viele Branchen und ist nah an der Stimmung in der Wirtschaft. Explodierende Baupreise, ein fehlender Lückenschluss der Autobahn 46 zwischen Olsberg und Brilon und viele Risiken für Existenzgründer - das alles schwäche die Wirtschaft der Region.
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Weniger Investitionsabsichten erklären 38,8 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen. Auch das, so sind sich alle einig, sei ein Zeichen der Verunsicherung. „Der Mittelstand ist der Motor der Wirtschaft. Er muss gestärkt werden“, sagt Verena Adler. Das bestätigt auch IHK-Präsident und Möbel-Mittelständler Andreas Knappstein. „Wir brauchen ein Bekenntnis zur Wirtschaft“, sagt er, „es wäre schön, wenn sich nach der Wahl zwei Parteien zusammenfinden, die etwas auf den Weg bringen.“ Die AfD schloss er in der Aufzählung der dafür in Frage kommenden Parteien aus.
Und schon werden Forderungen an eine neue Regierung formuliert. Dialog, Vertrauen, weniger Regulierung und günstigere Energie. „Wir wollen ja keine Subventionen, sondern brauchen Entlastung“, sagt der Hüstener Spediteur Hubertus Gössling. Und all das zusammen, ist sich IHK-Geschäftsführer Jörg Nolte sicher, werde dann schon die dringend benötigte Dynamik auslösen.
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Gastronomin Marion Steinberg aus Sundern macht die erhoffte Wirtschaftswende nicht allein an politischen Entscheidungen fest. „Es geht auch um Anerkennung und Wertschätzung für harte Arbeit“, sagt sie. Hier könne Politik nur die Vorlagen geben. „Es muss da aber vor allem ein Ruck durch die Gesellschaft gehen“, so die Unternehmerin.
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