Neheim. Dr. Alexandra Hengsbach-Stange führt Neheimer Frauenarzt-Praxis als Mutter eines zehn Monate alten Kindes weiter.

Die Praxis kennt sie schon ihr Leben lang. „Ich bin hier groß geworden“, sagt Alexandra Hengsbach-Stange. Die 34-Jährige ging schon als Kind in den Räumen ein und aus, schaute nach Kindergarten und Schule vorbei und erlebte ihren Papa bei der Arbeit. Jetzt übernahm sie zu Jahresbeginn die gynäkologische Praxis ihres Vaters Franz-Ludger. Der Kreis hat sich geschlossen.

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Den 71-jährigen Mediziner, der vor über 33 Jahren in der Engelbertstraße die Praxis „von Null auf Hundert“ gegründet hatte, macht das stolz. „Alexandra lief schon als Kind immer mit dem Doktorkoffer rum“, erzählt er, „und jetzt ist es schön, dass es hier weitergeht und die eigene Tochter übernimmt“. Er selbst hilft nur noch stundenweise aus - aus Liebe zum Beruf und für langjährige Patientinnen und auch, um seine Tochter zu unterstützen. Die ist nämlich gerade erst vor zehn Monaten Mutter eines Sohnes geworden.

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Eine Zeitreise zurück: Franz-Ludger Hengsbach ist gebürtiger Neheim-Hüstener, machte am Franz-Stock-Gymnasium 1972 sein Abitur und studierte in Münster. Zunächst Jura, weil er den Numerus Clausus für Medizin knapp gerissen hatte, dann als fertiger Jurist in der Medizin. 1986 legte er sein medizinisches Staatsexamen ab und promovierte in der Rechtsmedizin. Vor der Gründung der eigenen Praxis arbeitete er unter anderem im Johanneshospital in Neheim und half dort als verantwortlicher Arzt seiner eigenen Tochter zur Welt. „Es war kein anderer da“, erzählt er heute.

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Seine Tochter wuchs in Praxisnähe auf, besuchte die Kita-Zipfelmütze, die Mühlenbergschule und das St. Ursula-Gymnasium in Neheim. Nach dem Abitur 2009 studierte sie zunächst Zahnmedizin, wechselte dann als Quereinsteigerin in das Medizinstudium, wo sie über Leipzig und Magdeburg in Essen landete. Dort machte sie ihr Examen (2017) und promovierte später auch (2021).

Alexandra Hengsbach-Stange sammelte Erfahrungen im Klinikum Essen-Mitte, in den Sana-Kliniken in Duisburg und in Dinslaken, qualifizierte sich in der gynäkologischen Onkologie, forschte zum Thema Eierstock-Krebs und sammelte Erfahrungen in der Brustchirurgie, bei Mehrlings- und Risikoschwangerschaften. „Ich wollte alles schon einmal gesehen haben“, erzählt die junge Frau.

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Zurück im Sauerland

Seit September 2022 arbeitet Alexandra Hengsbach-Stange wieder in Neheim. „Es war eigentlich immer der Plan, dass ich zurück ins Sauerland komme“, erzählt sie. Das tat sie und brachte ihre Kompetenzen in die Praxis des Vaters ein. Zu Beginn des Jahres übernahm sie die Praxis ganz. „Es ist schön für die Patientinnen, dass sie wissen, wie es weitergeht“, freut sich Vater Franz-Ludger.

Dass das funktioniert, obwohl die Ärztin gerade erst vor zehn Monaten Mutter ihres ersten Kindes wurde, ist nicht selbstverständlich. „Mir war aber immer wichtig, im Job zu bleiben“, sagt Alexandra Hengsbach-Stange, „dafür braucht es jetzt halt viel Organisation.“ Das Kind wird tagsüber von einer Tagesmutter betreut, ansonsten helfen die Großeltern. „Man braucht eine gute Familie“, so die 34-Jährige, „dann klappt das“.

„Alle haben den Wunsch nach einer perfekten Schwangerschaft und wollen viel mehr als früher schon vorher wissen.“

Alexandra Hengsbach-Stange
Neheimer Frauenärztin

Ihre neue Rolle als Mutter und die gerade hinter sich gebrachte Schwangerschaft trägt dazu bei, dass die Ärztin mit ihren Patientinnen auf Augenhöhe ist. Sie weiß halt, wovon sie spricht - aus Erfahrung. Tatsächlich spielt das Thema Schwangerschaft, neben vielen anderen, wie Vorsorge- und Untersuchungsaufgaben zum Thema Brust-, Gebärmutterhals- oder Eierstockkrebs, eine wesentliche Rolle in der gynäkologischen Praxis. „Alle haben ja den Wunsch nach einer perfekten Schwangerschaft und wollen viel mehr als früher schon vorher wissen“, so Alexandra Hengsbach-Stange. Die Praxis bietet so auch die erweiterten Ultraschalluntersuchungen und 3D-Bilder des ungeborenen Kindes an. In bestimmten Fällen auch Missbildungsdiagnostik. „Doch das ist auch mit einer großen Verantwortung verbunden“.

Die Frauenärztin begleitet die schwangeren Frauen und das wachsende Leben auf einer faszinierenden Reise. „Das ist schon ein kleines Wunder: vom kleinen Punkt auf dem Ultraschall bis zu einem richtigen Menschen“, sagt sie. Die Geburten überlässt sie anderen, Belegbetten im Klinikum hat sie nicht. „Entbindungen sind schön“, sagt sie. Diese unvorhersehbaren Dienste aber lassen sich mit ihrer eigenen Familie dann doch kaum vereinbaren.

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