Stockum. Ortsvorsteher Reimund Klute schlägt Alarm. Für den Bau des Windparks Waldeshöhe sollen noch mehr Lkw-Transporte eingeplant sein als offiziell genannt.

Die Informationsveranstaltung der Stadt Sundern gemeinsam mit den beiden Projektierern Trianel und Enertrag zum Bau des Windparks Waldeshöhe zwischen Hagen, Wildewiese und Stockum schlägt noch immer hohe Wellen in der Stadt. Bei der Veranstaltung hatten das Aachener Unternehmen Trianel und die Firma Enertrag aus der Uckermark, beides Projektpartner der städtischen Tochtergesellschaft Sundern Energie GmbH, Zahlen zu den Lkw-Transporten während der Bauphase des Windparks veröffentlicht.

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Besonders die von Trianel genannten Zahlen waren dabei auf Skepsis bei den anwesenden Bürgerinnen und Bürgern gestoßen. Pro Windrad sollen rund 530 Transporte eingeplant sein, Projektierer Enertrag hatte mehr als 850 Transporte genannt. „Das hängt allerdings auch damit zusammen, dass wir beim Wegebau mehr Erde und Schotter transportieren müssen als die Kollegen von Trianel“, so Projektleiter Paul Köpke.

Stockum Dorfmitte
Die Transporte müssen durch die engen Straßen des Dorfs und teilweise sehr nah an den Wohnbebauungen vorbei.  © Eric Claßen | Eric Claßen

Bei der Infoveranstaltung hatte Stockums Ortsvorsteher Reimund Klute Kritik an den Zufahrtswegen durch Stockum und Dörnholthausen geübt und von Politik sowie Projektierern gefordert, dass die Bürger seiner Ortschaften in die Dokumentation bisheriger Schäden an Gebäuden und Straßen einbezogen werden. Nun hat Klute seine Forderungen mit einem offiziellen Schreiben an Sunderns Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke sowie die Stadtverwaltung, das der Redaktion vorliegt, erneuert.

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„Mehrere Häuser, darunter auch das Berghaus, stehen zwischen 0,5 und zwei Meter Entfernung zur Straße, welche an einigen Stellen nur 5,20 breit ist im Ort. Weil der Bach direkt daneben liegt, stehen Straße und Häuser auf Flusskies“, sagt Klute. Hier seien Risse und Verwerfungen quasi programmiert, weil die Belastung potenziert Schäden erzeuge. „Je kürzer die Zeit zwischen den Belastungen ist, umso größer der Schaden“, behauptet der Ortsvorsteher.

Stockum Dorfmitte
Die Häuser und Straßen in unmittelbarer Nähe zum Stockumer Bach stehen zum Teil auf Flusskies.  © Eric Claßen | Eric Claßen

Außerdem sei die Brücke in Stockum ein Gewölbe aus Naturstein. „Sie wird der ständigen Belastung nicht standhalten, wegen der sehr geringen Überdeckung“, glaubt Klute. Hinzu komme die Punktbelastung des Schwerverkehrs - beispielsweise wenn die Rotorblätter oder Teile des Turms angeliefert werden. „Mit der geplanten Kamerafahrt kann nur die Straßenoberfläche gescannt werden, der Schaden entsteht aber tiefer im Untergrund“, sagt der Diplom-Ingenieur Landespflege. Sorgen mache er sich angesichts des zu erwartenden Schwerlastverkehrs auch um die Fußgänger im Ort sowie um den bisherigen Status als „Erholungsort“.

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„Mir ist es jetzt als Ortsvorsteher nur wichtig, dass ein Gutachter den jetzigen Zustand der betroffenen Häuser, der Straße und unserer Brücke mitten in Stockum sowie in Dörnholthausen festhält, damit erstens Gegen- oder Schutzmaßnahmen vor den Transporten vorgenommen werden können und bei Schadenseintritt klar ist, wer die Reparatur zahlt“, heißt es in dem Schreiben an die Verwaltung. Klute regt dabei zusätzlich an, einen Gutachter zu beauftragen - auf Kosten des Verursachers. In diesem Fall sind wohl die am Bau beteiligten Projektierer und die Sundern Energie GmbH als Projektpartner gemeint.

Stockum Dorfmitte
Ortsvorsteher Reimund Klute hat die Sorge, dass bei dem angekündigten Schwerlastverkehr die Brücke beschädigt werden könnte. © Eric Claßen | Eric Claßen

Der Stockumer Ortsvorsteher begründet seine Annahmen auch mit der Anzahl der Lkw-Transporte, wobei er die von Trianel öffentlich genannten Zahlen stark anzweifelt. „Die in der Informationsveranstaltung genannten Zahlen und Mengen waren teilweise geschönt“, behauptet Klute. Über Kontakte sei es ihm gelungen, an die in der offiziellen Ausschreibung genannten Zahlen zu gelangen. Das Pfälzer Unternehmen Bögel soll wohl den Zuschlag für die Transporte erhalten. Reimund Klute will herausgefunden haben, dass für den Bau des Windparks Waldeshöhe insgesamt mehr als 15.000 Lkw-Transporte erwartet werden. Während der Infoveranstaltung Mitte Januar war noch seitens der Projektierer von zirka der Hälfte der Transporte die Rede gewesen. Nach Angaben des Bauleiters sollen diese Fahrzeuge, mit Einzelgewicht bis zu 42 Tonnen, innerhalb von neun Monaten in 2025 im Einsatz sein. Das ergeben bei 166 Arbeitstagen knapp 92 Lkw pro Tag.“ Laut Klute würden aktuell durchschnittlich 5 Lkw mit vergleichbarem Gewicht pro Tag durch Stockum fahren.

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Sunderns Verwaltungsspitze reagiert auf das Anschreiben von Reimund Klute. „Die Errichtung von Windenergieanlagen stellt eine wichtige Maßnahme im Rahmen der Energiewende dar. Sie sind als privilegierte Bauwerke zu betrachten. Gleichzeitig bringt die Errichtung solcher Anlagen allerdings auch verkehrliche Belastungen mit sich. Wir nehmen alle Schäden an den Straßen, die durch den Transport der Anlagenkomponenten entstehen, ernst“, so Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke.

Stockum Dorfmitte
Zwischen der Straße „Im Wienig" und der Mühlenbäckerei führt die Stockumer Straße unmittelbar über dem Stockumer Bach. © Eric Claßen | Eric Claßen

Diese Schäden würden jedoch nicht nur den Windkraftprojekten zugeordnet, sondern bezögen sich auf alle verkehrsbedingten Belastungen durch Lieferverkehre. „Um die Auswirkungen auf das Straßennetz so gering wie möglich zu halten, liegt ein umfassendes Infrastrukturkonzept vor, das eine möglichst hohe Anzahl an Transporten innerhalb des Projektgebietes vorsieht. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass die zusätzlichen Verkehrsbelastungen lokal begrenzt bleiben und die Infrastruktur insgesamt nicht übermäßig beansprucht wird. Viele Investitionen und gewerbliche Aktivitäten in Sundern und nicht zuletzt seit Ende 2021 die Sperrung der A45, führen zu erheblichen Belastungen des Straßennetzes“, sagt Klaus-Rainer Willeke.

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