Sundern. Ortsvorsteher fordert Bürgerbeteiligung bei Windpark Waldeshöhe, um Schäden durch Laster-Transporte zu dokumentieren. Kritik und Ärger werden bei Info-Abend deutlich.

Eine knappe Stunde war in der Hagener Schützenhalle vergangen, da ergriff Stockums Ortsvorsteher Reimund Klute das Mikrofon und machte seine Position zum Bau des Windparks Waldeshöhe deutlich: „Der Ort Stockum, die Straßen, die Gebäude und auch die Menschen selbst werden durch die angekündigten Lkw-Transporte stark belastet. Ich wünsche mir einen Einbezug der Anwohner, wenn der Zustand von Straßen und Gebäuden im Vorfeld der Bauarbeiten dokumentiert wird.“ Klute fragte außerdem nach, ob es eine Einsicht in die Verträge zwischen der am Bau beteiligten städtischen Energiegesellschaft und den Projektierern gebe. Ihm gehe es vor allem um Transparenz für den Fall, dass Schäden beseitigt werden müssen.

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Es war einer der wenigen Momente an diesem Abend während der Informationsveranstaltung, in denen die Diskussion Fahrt aufnahm und kritische Fragen aus dem Publikum laut wurden. Die beiden Projektierer Trianel und Enertrag sowie die Stadt Sundern, die mit der Sundern Energie GmbH am Bau und Betrieb des Windparks „Waldeshöhe“ zwischen Hagen, Wildewiese und Stockum beteiligt sind, hatten die interessierte Bevölkerung zu diesem Infoabend eingeladen. „Wir wollen heute keine Grundsatzdiskussion über das Befürworten oder das Ablehnen von Windkraft führen, sondern vielmehr konkret aufklären und informieren, wie der Bau des Windparks in den kommenden Monaten ablaufen wird“, sagte Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke in seiner Einführung. Die Entscheidung für den Bau des Parks sei von der Politik längst getroffen worden und für die Stadt bestehe erstmals die Möglichkeit, an solch einem Projekt auch finanziell partizipieren zu können.

Windkraft-Infoveranstaltung Sundern-Hagen
Mehr als 100 Interessierte sind in die Schützenhalle in Hagen gekommen, um sich über die Baupläne zum Windpark „Waldeshöhe" zu informieren und Fragen zu stellen.  © Eric Claßen | Eric Claßen

Der Stadt Sundern sei es durchaus bewusst, dass der Bau dieses gewaltigen Parks mit zwölf Anlagen durch Trianel und zwei weiteren Anlagen durch Enertrag eine große Belastung für die Infrastruktur in den betroffenen Orten über eine gewisse Zeit bedeute. Der Standpunkt von Stockums Ortsvorsteher bestätigte diese Einschätzung. Eine gewaltige Armada an Lkw wird in den nächsten knapp zwei Jahren durch die Dörfer fahren.

Fabian Stöhr, Projektmanager des Aachener Unternehmens Trianel, erklärte, dass allein für den Aufbau der Wegelogistik rund 300 Lkw-Transporte pro Windrad eingeplant seien. Hinzu kämen 180 Transporte für das Fundament aus Stahl und Beton, weitere 50 Transporte seien für den Aufbau der Windräder eingeplant und dann gebe es noch eine nicht weiter definierte Zahl an Transporten für die Großkomponenten. Pro Windkraftanlage müssen die Anwohner also mit mehr als 530 Lkw-Transporten rechnen. Hochgerechnet auf zwölf Anlagen wären es rund 6400 Lkw-Transporte mit Zehntausenden Tonnen an Material.

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Projektleiter Paul Köpke von Enertrag plant für die zwei eigenen Anlagen sogar noch mehr Transporte. „Wir gehen von 850 Lkw-Fahrten pro Windrad aus. Das hängt allerdings auch damit zusammen, dass wir beim Wegebau mehr Erde und Schotter transportieren müssen als die Kollegen von Trianel“, so Köpke. Fabian Stöhr bestätigte, dass die Trianel „Erde intern im Park aufbereiten und auch dort wieder neu verteilen wird“. Das spare Transporte von außerhalb und sei umweltverträglicher. Beide Projektierer führen derzeit Gespräche und Verhandlungen, um sich abzustimmen, wie man Transportwege eventuell gemeinsam nutzen kann, um die Belastung von Straßen, Mensch und Umwelt reduzieren zu können. Fest steht bereits, dass die Anlieferung des Materials über ein Einbahnstraßenprinzip funktionieren soll. Die Einfahrt der beladenen Lkw soll über Stockum und Dörnholthausen erfolgen, in Hagen wiederum verlassen die leeren Lkw das Baugelände.

Wichtige Fakten rund um den Windpark

Im Windpark „Waldeshöhe“ entstehen insgesamt 14 Windkraftanlagen mit jeweils knapp 250 Metern Höhe. Verantwortlich für den Bau zeichnen die beiden Projektierer Trianel aus Aachen und Enertrag aus der Uckermark, wobei Trianel zwölf der 14 Anlagen errichten wird. Dritter Partner im Bunde ist die Sundern Energie GmbH. Die Sundern Energie GmbH ist ein Zusammenschluss der Stadt Sundern, der Stadtwerke Brilon, der Volksbank Sauerland und der Vereinigten Sparkasse im Märkischen Kreis. Als Geschäftsführer fungiert Sunderns Kämmerer Michael Stratmann. Drei der Zwölf Anlagen, die durch Trianel erbaut werden, übernimmt die Sundern Energie GmbH, um diese zu betreiben. Aktuell laufen noch Genehmigungsverfahren für den Bau zwei weiterer Trianel-Anlagen im Windpark Waldeshöhe, so dass er in den nächsten Jahren sogar auf insgesamt 16 Anlagen anwachsen könnte.

Mit den insgesamt zwölf derzeit genehmigten Anlagen von Trianel sollen im Idealfall rund 200 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt werden. Damit könnten rund 55.000 Haushalte versorgt werden. Hinzu kommt noch der Strom aus den zwei Anlagen von Enertrag. Außerdem werden insgesamt noch mehr als 13 Kilometer interne und externe Kabeltrassen sowie ein Umspannwerk in der Nähe von Dörnholthausen gebaut. Die beiden Windräder von Enertrag werden an das Netz der Trianel angeschlossen. Diese Vereinbarung wurde bereits getroffen. Je nach Wetterlage sollen die ersten Bauarbeiten im März beginnen. Die Projektierer rechnen derzeit mit einer Erstinbetriebnahme der Windkraftanlagen für 2026.

Eher schwammig und wenig präzise reagierten die Vertreter von Trianel auf eine Nachfrage, wann täglich die Lkw die Straßen rund um die betroffenen Ortschaften während der Anlieferungszeit belasten würden. Die Trianel antwortete, dass man zehn Stunden am Tag für die Lkw-Transporte einplane. Im Sommer starte man früher aufgrund der klimatischen Belastungen für die Mitarbeiter, im Herbst und Winter dagegen fänden die Transporte später statt. Wann allerdings morgens die ersten Laster durch die Dörfer rollen, darauf wollte der anwesende Bauleiter von Trianel nicht konkret antworten. Richtig zufrieden war das Publikum mit dieser Antwort nicht.

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Klaus Tolle, Ortsvorsteher von Hagen und Wildewiese, sowie weitere Diskussionsteilnehmer, die sich zu Wort meldeten, machten ihren Standpunkt in punkto Bürgerbeteiligung deutlich: „Die Menschen hier in den betroffenen Orten erwarten eine finanzielle Beteiligung an den erwirtschafteten Einnahmen. Die Akzeptanz für Windkraft in Südwestfalen ist bei den meisten Bürgerinnen und Bürgern hoch. Aber es wird finanzielle Beteiligung erwartet.“ Enertrag beabsichtigt 40.000 Euro pro Windrad pro Jahr auszuschütten, bei Trianel ist eher die Rede von einer Einmalzahlung in Höhe von rund 100.000 Euro pro Windrad. Richtig konkret ist allerdings noch nichts verabredet, deutete die Sunderner Verwaltungsspitze an.

Es müsse außerdem noch grundsätzlich geklärt werden, was mit dem ausgeschütteten Geld überhaupt passiert. Werden damit freiwillige Leistungen der Stadt wie Gelder für Vereine oder soziale Projekte unterstützt? Profitieren die durch den Bau der Anlagen beeinträchtigten Dörfer besonders von den Geldern? Oder nutzt die Verwaltung die Einnahmen, um Schulen, Kindergärten und Sportstätten zu sanieren? Auch von verbilligten Stromtarifen für Sunderner Bürger sowie die heimischen Wirtschaftsunternehmen war im Anschluss an die Vorträge spekuliert worden.

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