Neheim. Marcel Schomberg, Oberbrandmeister in Arnsberg, spricht über die Herausforderungen und emotionalen Aspekte seines Berufs bei der Feuerwehr.
„Ich guck‘ denen nicht ins Gesicht“, sagt Marcel Schomberg, „denn diese Bilder wirst du nicht mehr los!“ Der 39-Jährige spricht von Menschen, die aufgrund eines Unglücks versterben. Von Menschen, die er, seine Kolleginnen und Kollegen sowie der Rettungsdienst und die Polizei dann an einem Unfallort bergen müssen. Denn genau das ist unter anderem sein Job, sobald er die Feuerwehruniform trägt: Er ist Oberbrandmeister bei der Feuerwehr Arnsberg.
Seit elf Jahren ist der einst gelernte Fliesenleger im Dienste der Feuerwehr unterwegs - absolvierte nach seiner Schulung zum Rettungssanitäter zunächst die 18-monatige Ausbildung bei der Berufsfeuerwehr Hamm und wechselte dann nach Arnsberg. „Zu dem Beruf bin ich eigentlich dadurch gekommen, weil ich immer Menschen helfen wollte“, sagt Marcel Schomberg. Und weiter: „Als ich mal einen Motorradunfall sah, habe ich instinktiv angehalten und mich um die Person gekümmert. Ich habe einfach funktioniert.“
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Das „Funktionieren“ sei eine wichtige Eigenschaft in seinem Beruf. Denn „es ist wichtig, dass du Empathie zeigst und dennoch deine Professionalität wahrst“, sagt er. Jeder Handgriff muss sitzen, das Wissen muss abgerufen und just in diesem Moment kompetent umgesetzt werden. Eine Aufgabe, die nicht immer leicht ist - wie Marcel Schomberg zugibt: „Ich erinnere mich an einen Mann, der sich selbst unter einer Brücke aufgehängt hat. Ich habe ihm nicht ins Gesicht gesehen - sehe aber immer noch das graue Haar in seinem Zopf.“
Kuriose, aber auch ernste Einsätze der Feuerwehr Arnsberg
Manchmal, eben dann, wenn genau so etwas geschieht, stehen einem bei der Feuerwehr Arnsberg aber auch psychologische Profis zur Seite, mit denen man sprechen kann. Marcel Schomberg nutzt für „das Loswerden“ und mal „drüber reden“ gerne seine Freunde, die er regelmäßig beispielsweise zum Darten trifft - seine Partnerin versucht er gezielt rauszuhalten, um sie nicht zu belasten. Außerdem gehe er ehrlich mit sich selbst um. „Die Persönlichkeitsentwicklung insgesamt ist sehr wichtig. Die Resilienz. Man muss auch bewusst mit sich selbst umgehen!“
Zum Glück sei aber nicht jeder Einsatz „so hart“, stellt Marcel Schomberg klar. Das Alltagsgeschehen umfasse oft auch „nur“ die technische Unterstützung - angefangen bei der Beseitigung einer Ölspur über die Tierrettung bis hin zum Löschen eines Brandes natürlich.
Ente gut, Ende gut
Gefragt nach dem kuriosesten oder lustigsten Einsatz erzählt er von einer kleinen Entenfamilie. „Stockenten, wie der Jäger jetzt sagen würde“, sagt er und lacht. „Sie hatte sich samt ihrer Kinder in einer Tiefgarage verirrt und unsere Aufgabe war es, sie in Sicherheit zu bringen. Wir bekamen aber nur die Kleinen zu greifen - nach langem Hin und Her. Die Entenmutter lief uns erst hinterher und dann flog sie. Ich blieb im Einsatzwagen und beobachtete die Entenmutter.“ Allen Enten sei es am Ende gut gegangen - sie seien dann in einer Tierauffangstation untergekommen.
„Sie hatte sich samt ihrer Kinder in einer Tiefgarage verirrt und unsere Aufgabe war es, sie in Sicherheit zu bringen. Wir bekamen aber nur die Kleinen zu greifen - nach langem Hin und Her. Die Entenmutter lief uns erst hinterher und dann flog sie. Ich blieb im Einsatzwagen und beobachtete die Entenmutter.“
Ein weiterer, schöner und erfolgreicher Einsatz sei die Rettung eines Hundes gewesen, der sich in einem Kanalrohr verzettelt hatte. Der Feuerwehrmann und seine Kollegen schippten den Matsch weg und irgendwann lief das Tier einem Kollegen in die Arme. „Das ist dann schön anzusehen.“
Menschen respektieren die Feuerwehruniform
Und wie fühlt sich Marcel Schomberg, wenn er seine Feuerwehruniform trägt? Was ändert es? Er grübelt. „Man fühlt sich im Auftreten selbstbewusster“, sagt er. „Du wirst mehr beachtet, anders wahrgenommen als ohne Uniform.“ Manchmal, so sagt er, fühle es sich an, als fühlten sich die Menschen sicherer, wenn „die Uniformen“ auftauchen.
Die Uniform, und das fällt direkt ins Auge, hat jedoch ein neues Design. „Die Feuerwehr Arnsberg ist seit einiger Zeit dabei, ihre schwere Hupfkleidung zu erneuern“, sagt Thorsten Peithner, Feuerwehrsprecher. Und weiter: „Es handelt sich um die Kleidung, mit der wir im Brandeinsatz die Brände in Gebäuden etc. bekämpfen. Das Modell, das Marcel trägt, ist eines der neueren Kategorie.“
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„Vielleicht fühlen sich die Menschen auch beschützter, wenn sie eine Uniform sehen. Das ist ja beim Rettungsdienst und der Polizei nicht anders“, meint Marcel Schomberg. In seinem Privatumfeld hieße es jedenfalls des Öfteren mal: „Du bist ja Feuerwehrmann, dann passiert auch nichts.“
Apropos Privatleben: Wenn Marcel Schomberg einen Einsatz fährt und den Schwertonner führt, fährt er nicht allein. Neben all seinen Kollegen, für die er in diesem Moment die Verantwortung trägt, ist auch eine Sorge an Bord: „Meine Familie braucht mich auch!“ Denn der Herzblut-Feuerwehrmann und seine Partnerin, mit der er gemeinsam in einem Haus in Bruchhausen lebt, haben einen zweieinhalb Jahre alten Sohn. „Der Mensch braucht in dem Moment Hilfe - aber meine Familie braucht mich auch“, so der Hobby-Jäger. Daher fahre er immer sorgsam und bewusst - und handele auch in Einsätzen ebenso.
Marcel Schomberg liebt seinen Beruf, augenscheinlich, aber lebt nicht ausschließlich für das Feuerwehrmanndasein. Denn er hält sich zum Ausgleich ebenso gerne im Wald auf - oder ist bei seiner Familie. „Nebenbei treibe ich auch Sport - aber nicht mehr so viel wie früher tatsächlich. Früher bin ich auch Mountainbike-Marathons gefahren.“ Und Sport sei auch etwas, was er oft mit seinen Kollegen der Feuerwehrwache unternehme. Einen „ruhigeren“ Job kann er sich jedoch nicht vorstellen: „Ich möchte etwas Praktisches machen“, sagt er, „weil ich raus will, mich bewegen und etwas sehen will.“ Und genau das tut er - während alle anderen „nur“ seine Feuerwehruniform sehen.
Alle Gesichter unserer „Menschen in Uniform“
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