Neheim. Eric Bestfater, Rettungssanitäter aus Arnsberg, über den Spagat zwischen nächtlichen Raves und lebensrettenden Einsätzen.
„Ich nehme privat selten ein Blatt vor den Mund. Ich sage, was ich denke. Das kann ich natürlich in meinem Job nicht“, sagt Eric Bestfater. Mit langem Ledermantel steht der 29-Jährige da; trägt Piercings und Schmuck, eine Lederhose und Schuhe mit einer hohen Sohle. Er beschreibt sich selbst als extrovertiert. Laut. Doch wenn er seine Uniform trägt, ändert sich alles - nicht nur, dass er dann kleiner wirkt: „Im Einsatz schraube ich meinen Charakter zurück und habe dann einfach die Rolle von Eric, dem Rettungssanitäter!“
Eric Bestfater ist seit sechs Jahren Rettungssanitäter, kam durch einen eher unkonventionellen Weg zum Rettungsdienst. „Eigentlich hat meine Mutter - sie arbeitet auch hier - mich reingezogen“, sagt er und lacht. „Ich habe ihr damals beim Lernen geholfen und dann selber Interesse daran gefunden.“ 2018 habe er dann „seinen Rettungssanitäter“ gemacht und im Oktober beim Rettungsdienst der Stadt Arnsberg angefangen. Davor sei er „vielfältig“ unterwegs gewesen: eine Friseur-Ausbildung abgebrochen, in Clubs, Diskotheken und Restaurants gearbeitet. „Lange auch im Zero.“
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Vom Partyraver zum Lebensretter
Es ist nicht unbedingt seine Uniform, die „den Schalter“ vom Partyraver zum Lebensretter umlege. „Es ist der Einsatz!“ Denn auf der Dienststelle, unter seinen Kolleginnen und Kollegen, könne er problemlos er selbst sein. Während eines Einsatzes seien es Professionalität und Empathie, die zählten. „Aber es ist schon richtig, dass ich mich in der Uniform anders fühle“, sagt er. Und weiter: „Aber das tue ich auch, wenn ich Jogginghose, Kapuzenpullover und Kappe trage.“ Er bewege sich je nach Kleidung anders, hätten Freunde ihm gesagt.
„Ich nehme privat selten ein Blatt vor den Mund. Ich sage, was ich denke. Das kann ich natürlich in meinem Job nicht.“
Wenn Eric Bestfater seine Uniform trägt, wird er nicht nur zu jemandem, der einem im Notfall hilft - ab und an wird er auch zur Zielscheibe, wird verbal angegangen. „Ich kann verstehen, dass Angehörige manchmal schroffer reagieren - wenn man sich vorstellt, dass sie gerade vielleicht eine geliebte Person verlieren“, sagt er. „Was ich aber nicht verstehe, ist, wenn man jemandem versucht zu helfen und dann sofort angepöbelt wird, dass man gefälligst schneller arbeiten soll.“
Seinen persönlichen Ausgleich findet Eric Bestfater in seiner Freizeit. „Ich bin gerne auch im Dunkeln unterwegs - auch mit meinen Freunden auf Partys, Raves oder Festivals. Da bin ich auch gerne mal der Aufgedrehtere - hebe die Laune an.“ Er liebt Techno-Musik.
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Auch Sport gehört zu seinem Leben als „privater Eric Bestfater“ - Fitness sei ihm wichtig. „Mittlerweile mache ich recht viel Sport, komme auch gerade von dort“, erzählt er. Er habe gemerkt, dass ihm der Sport auch in seinem Job viel helfe. „Ich habe deutlich weniger Rückenschmerzen - ich habe deutlich mehr Kraft beim Heraustragen von Patienten oder auch den ganzen Gerätschaften, die wir immer so dabei haben.“
Ein Job für die Zukunft?
Eric Bestfater ist sich sicher: Er würde den Beruf auch jungen Menschen weiterempfehlen - nicht nur, weil man als Rettungssanitäter eine Uniform trägt. „Prinzipiell würde ich den Job weiterempfehlen. Man muss sich allerdings bewusst darüber sein, dass der Beruf nicht nur daraus besteht, mit Blaulicht und Sirene durch die Straßen zu fahren und nur Leben zu retten. Denn das ist oft auch nicht der Fall. Wir haben oft auch reine Krankentransporte. Dialysefahrten. Und wir fahren in 24-Stunden-Diensten.“ Dass es auch einmal sein könne, dass man des Nachts nicht eine Stunde liegen kann - dass man von jetzt auf gleich in andere Richtungen denken muss.
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Wenn man den ein oder anderen Patienten dann jedoch später mal in der Fußgängerzone sehe, denke man sich auch: Ach, schön. Dir geht‘s gut. „Das sind dann wieder die Punkte, die einem selber viel zurückgeben.“ Daher empfehle er jedem, der Interesse hat und 18 Jahre alt ist, einmal ein Schnupperpraktikum zu machen.
Eric Bestfater mag seinen Job - und dennoch will er sich nicht festnageln lassen. Was wäre sein größter Wunsch? „Mein eigener Chef zu sein“, antwortet er spontan. Vielleicht zieht es den Arnsberger ja doch irgendwann „back to the roots“ und er öffnet seinen ganz eigenen Club.
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