Wildewiese. Praxisorientiertes Lernen im Fokus: Dozent Thomas Bocian leitet intensives Seminar für Fotografie und Videografie in Wildewiese. Premiere bei VHS
Ein Mittwochmorgen im Oktober in Wildewiese. Kalter Wind zieht durch das Sauerland, es regnet an diesem Tag. Eigentlich kein Wetter, um gute Laune zu haben, doch das schockt die sechs Teilnehmerinnen des Seminars „Fotografie, Videografie und Videoschnitt für Social-Media mit dem Smartphone“ nicht. Zum einen sitzen sie in einem warmen Konferenzraum des Hotels Steinbergs, zum anderen liegt ihr Fokus auf den Kursinhalten. Aus ganz Deutschland sind sie extra angereist, um sich von Dozent Thomas Bocian erklären zu lassen, wie man künftig schicke und moderne Kurzfilme - sogenannte Reels - für TikTok und Facebook dreht und schneidet oder das perfekte Foto macht, um Produkte oder Personen bei Instagram in Szene zu setzen.
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Für Simon Kopp ist es der insgesamt zweite sogenannte Bildungsurlaub. Kopp wohnt in der Nähe von Heidelberg und arbeitet beim deutschen Software-Riesen SAP in Walldorf. „Mein Arbeitgeber war ein wenig überrascht, als ich den Bildungsurlaub beantragt habe, weil ich bei meiner Arbeit mit diesen Themen wie Social Media, Videografie und Fotos gar nichts zu tun habe, aber ich sehe das Angebot als persönliche Weiterbildung, berichtet er.“ Sein erster Bildungsurlaub führte den Software-Architekten in die Dominikanische Republik. „Ich habe dort Spanisch gelernt, zugegeben ein exotischer Ort, um das zu tun.“
Simon Kopp hat sich in der Folge dazu entschlossen, bei seinem jetzigen Arbeitgeber zu kündigen und eine lange Reise durch Südamerika zu unternehmen. „Es geht entlang der Westküste mit dem Fahrrad. Kolumbien, Ecuador, Chile, Peru stehen auf meiner Liste. Rund ein bis zwei Jahre habe ich dafür eingeplant. Und das möchte ich mit Videos und Fotos in sozialen Netzwerken dokumentieren. Deshalb habe ich mich für die Teilnahme an diesem Kursus entschlossen.“ Und wer sich nicht davor scheut, für einen Sprachkurs um den halben Erdball herumzureisen, für den ist ein Fotokurs im Sauerland auch keine große Hürde.
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Dozent Thomas Bocian empfindet dies als nichts Ungewöhnliches. „Manche Menschen nehmen an den Kursen teil, um sich beruflich weiterzuentwickeln, andere tun dies aus privatem Interesse.“ Der studierte Fotograf arbeitet neben seiner Referententätigkeit auch für Unternehmen, als Videograf und erstellt Porträtaufnahmen. Bocian stammt gebürtig aus Bochum, lebt mit seiner Familie aber mittlerweile am Niederrhein.
Bundesweit arbeitet er mit mehreren Volkshochschulen zusammen, zum Teil schon seit etlichen Jahren. „Im Grunde setzt sich mein Seminar aus Theorie, Praxis und der Nachbesprechung zusammen. Wobei ich nicht allzu viel Wert auf Frontunterricht lege. Ich finde es besser, wenn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch Praxis lernen. Da ist es zwangsläufig, dass auch einmal Fehler unterlaufen oder etwas nicht so funktioniert, wie man es sich vorgestellt hat. Aber genau dadurch verbessert man sich“, betont Bocian. Dass der Praxisanteil in dem fünftägigen Seminar so groß ist, wird von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausdrücklich gelobt.
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Bildungsurlaubsangebote findet der Fotograf auch deswegen so gut, weil die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Alltag gezogen werden und im Blockunterricht binnen kürzester Zeit Fähigkeiten und Kenntnisse lernen. „Ich weiß, dass die Tage lang sind und man sehr intensiv lernt, aber es wird trotz gut angenommen. Es ist ein intensives Lernen.“
Umso wichtiger sind da die Pausen, in denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusammensitzen, beim gemeinsamen Essen von ihren Erfahrungen berichten oder einfach mal über Privates plaudern. So berichtet Martina Schweizer über ihre Arbeit bei einem Großkonzern, der in Hamburg sitzt und dass sie lange Zeit gar nicht wusste, dass sie Anrecht auf einen Bildungsurlaub habe. „Das ist leider nicht selten der Fall, dass viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer kaum oder sogar gar nichts über diese Angebote wissen“, so Bocian.
Bei Jana Voigt aus Werdohl ist es umgekehrt. Sie arbeitet in der Stadtbücherei Plettenberg und hat von ihrem Arbeitgeber die volle Unterstützung erhalten. „Ich werde dabei sogar finanziell unterstützt. Das ist super und dafür bin ich sehr dankbar.“ Eigentlich befasse sie sich mit dem Bespielen von Social-Media-Kanälen nur hobbymäßig, aber in Absprache mit ihrem Arbeitgeber denke sie bereits darüber nach, auch die Portale der Stadtbücherei bald mit Inhalten wie Videos oder Fotos zu bespielen.“
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Die oftmals sehr heterogenen Gruppen würden im Laufe der Kurswoche immer homogener. Nicht selten bleibt ein Kontakt einzelner Teilnehmerinnen und Teilnehmer über den Bildungsurlaub hinaus bestehen. Man tauscht sich aus, gibt sich Tipps. Bei der VHS Arnsberg-Sundern hat das spezielle Seminar für Videografie und Fotografie dieses Jahr Premiere gefeiert. Doch Carina Middel von der VHS erklärt: „Nächstes Jahr wird der Kurs vom 31 März bis 4. April angeboten, wieder in Wildewiese.“
Möglich, dass dann auch das Wetter deutlich mehr mitspielt und die ein oder andere Praxiseinheit nach draußen verlegt werden kann. Dozent Thomas Bocian ist jedenfalls vom Ort und dem Hotel begeistert. „Ich habe einen positiven Eindruck. Und man kann nach getaner Arbeit am Abend auch nochmal eine Runde durch die Natur wandern.“ Neben Bildung gibt es also doch noch ein bisschen Urlaub zu erleben.
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