Stockum. „Adipositas sollte kein Tabu-Thema sein“ - Maria Hoff erzählt von ihrer erfolgreichen Magenverkleinerung und einem bewussten Lebensstil.
Maria Hoff (59) aus Sundern ist eine selbstbewusste und glückliche Frau. Verheiratet, zwei Kinder und ein Dackel - alles wunderbar. In diesem Jahr wird sie zudem von den Stockumer Dorfbewohnern als Schützenkönigin gefeiert. Es könnte nicht besser laufen. Wenn da nicht der tückische Heißhunger wäre, der sie früher sogar nachts zum Kühlschrank getrieben hat. „Ich muss auf meine Figur aufpassen, ständig auf die Ernährung achten“, sagt sie.
Vor zehn Jahren hat die Sunderanerin rund 150 Kilogramm gewogen. Ständige Diäten, seit ihrer Pubertät, hätten unweigerlich zum „Jojo-Effekt“ geführt. „Nach einer Diät hatte ich die verlorenen Pfunde ruckzuck wieder drauf und wog am Ende mehr als vorher“, erinnert sie sich. Als Maria schließlich mehr als 300 Pfund bei einer Körpergröße von 1,68 Meter auf die Waage brachte, musste sie die Reißleine ziehen. „Ich bekam schlecht Luft, war bei der kleinsten Anstrengung atemlos und litt unter Wassereinlagerungen in den Beinen“, sagt Maria. Sie geht sehr offen mit dem Thema um. „Adipositas ist eine Krankheit, die nicht tabuisiert werden sollte“, meint sie.
Die 59-Jährige leitet seit Jahren eine Selbsthilfegruppe in Arnsberg. Der Austausch mit anderen Betroffenen gibt ihr Kraft. „Jeder muss seinen eigenen Weg finden, um dauerhaft sein Wohlfühlgewicht zu erreichen“, rät sie. Ihr Weg sei nicht unbedingt einer gewesen, der für jeden Übergewichtigen zu empfehlen sei, meint sie.
Operative Magenverkleinerung
Im Jahr 2015 entschied sich Maria für eine operative Magenverkleinerung nach dem sogenannten multimodalen Konzept. Dieses ist nach wissenschaftlichen Prinzipien der Adipositas-Therapie ausgerichtet und vereint die drei Therapiesäulen: Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltensmaßnahmen. Ein Jahr lang dauerte die Vorbereitung bis zur OP. Am 10. November 2016 war es dann so weit. Die Krankenkasse übernahm die Kosten. „Als ich aus der Narkose erwachte, wollte ich so schnell wie möglich zur Ernährungsberatung gehen“, erinnert sie sich. Das sei besonders wichtig, denn: „eine Magenverkleinerung ist kein Garant dafür, dass man für immer schlank bleibt. Mein Kopf ist schließlich nicht operiert worden.“
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Seitdem macht Maria Hoff jede Menge Sport. Hanteltraining, Schwimmen und Hula-Hoop-Übungen gehören dabei zu ihrem favorisierten Programm. „Außerdem versuche ich täglich 10.000 Schritte zu gehen.“ Dabei hilft ihr Dackelrüde Koby, der ausgesprochen gerne mit Frauchen spazieren geht. Und das Essen ist und bleibt natürlich Thema Nummer 1 bei Maria: „Ich wiege mich täglich. Zurzeit beträgt mein Gewicht 60 Kilo. Das ist ok.“
Eine Diät will sie allerdings nicht mehr machen. „Alles, was es gibt, habe ich bereits ausprobiert und nichts davon war von langfristigem Erfolg gekrönt.“ Seitdem versucht es die 59-Jährige es mit kleinen Tricks: „Ich kaufe generell keine Süßigkeiten. Wenn ich eine Packung Schokoküsse im Schrank hätte, dann würde ich sie in kürzester Zeit komplett leer futtern.“
Maria Hoff kennt ihren Körper und vor allem ihren Kopf genau. Ihr fällt der bewusste Verzicht schwer. „Jeder Betroffene geht anders damit um“, meint sie. Ein Patentrezept gebe es nicht. „Ich beginne den Tag mit Obst und Gemüse, esse gerne das Frühstücksbrot mit Gurke, Salz und Pfeffer und verzichte auf gesüßte Getränke.“
Selbst Intervallfasten erziele bei ihr keine großartige Wirkung. „Intervallfasten zeigte in den meisten bisherigen Studien eine mit anderen Diäten vergleichbare, aber nicht überlegene Gewichtsreduktion. In mehreren Studien resultierte die Gewichtsreduktion zudem auf einem starken Verlust an Muskel- statt Fettmasse“, meint auch Prof. Dr. Christian Sina, Direktor des Instituts für Ernährungsmedizin, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. Er leitet regelmäßig Studien zum Thema in seinem Fachbereich.
Adipositaszentrum in Hamm
Daher treibt Maria Hoff Sport und achtet auf vitamin- und mineralreiche Nahrung. „Was nutzt es, wenn ich zwar ein paar Pfunde weniger habe, dafür aber weniger Muskeln und andere Mangelerscheinungen“, sagt die Sundernerin. Vor den Gefahren einer Magenverkleinerung warnen daher selbst erprobte Fachärzte und Experten. Im Adipositaszentrum in Hamm klären sie auf: „Bei allen Adipositas-Operationen ist insbesondere im ersten Jahr nach der OP die Nahrungsaufnahme so gering, dass es zu einem Mangel an bestimmten Nährstoffen kommen kann“, heißt es auf der Infoseite der Barbaraklinik.
In diesem und im nächsten Jahr hat Maria Hoff jedenfalls viel Bewegung und einen ausgewogenen Speiseplan erstellt. Ihre Termine als Königin der Stockumer Schützenbruderschaft halten die 59-Jährige auf Trab. Da kommt sie in Schwung, denkt nicht immer ans Essen, denn auch das Königinnen-Kleid muss natürlich passen.