Neheim/Voßwinkel. Beim Immobilienprozess in der Pfarrei Neheim und Voßwinkel steht die Zukunft der Kirchen zur Debatte. Eine kaputte Heizung sorgt für Unverständnis.
„Ich habe ehrlich gesagt das Gefühl, dass man sich in Paderborn der Bedeutung der Angelegenheit nicht ganz bewusst ist“, sagt Dagmar Rickenbrock. Sie ist Mitglied der Arbeitsgruppe in Voßwinkel, die sich im Zuge des Immobilienprozesses in der Katholischen Kirchengemeinde St. Johannes Baptist Neheim und Voßwinkel mit der Zukunft von St. Urbanus und dem dazugehörigen Pfarrheim intensiv befasst.
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„Bei der ersten Informationsveranstaltung im Frühjahr, auf der das Prozedere des Immobilienprozesses vorgestellt wurde, war das Pfarrheim rappelvoll. Die Menschen in Voßwinkel haben großes Interesse an der Sache und wollen einfach wissen, wie die Zukunft unserer Kirche aussieht“, so Rickenbrock. Immer wieder gebe es auch im Alltag einen Plausch auf der Straße unter Nachbarn, bei dem das Thema des Gesprächs schnell auf die Kirche falle.
Fahrt aufgenommen hat das Ganze durch die kaputte Heizung in der Kirche. Das Erzbistum Paderborn hatte angesichts des Immobilienprozesses ein sogenanntes Heizungsmoratorium verkündet. Bis ins Jahr 2026 soll demnach keine Reparatur defekter Heizungen im Bistum erfolgen. Mit Folgen für Voßwinkel. Rund 60.000 Euro würde die Reparatur der dortigen Heizungsanlage in der Kirche nach ersten Schätzungen kosten. Das sorgt für reichlich Kritik aus den Reihen der Gemeindemitglieder. Etliche Voßwinkeler hatten zuletzt an einer Informationsveranstaltung der Kirchengemeinde Neheim und Voßwinkel in die Aula des Gymnasiums St. Ursula teilgenommen. Dort sollten die ersten gesammelten Idee für die Veränderung der beteiligten Kirchengemeinden der Öffentlichkeit von der Projektgruppe „Zukunft gestalten - 2033“ vorgestellt werden.
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Die Voßwinkeler nutzten das Plenum um ihr Unverständnis deutlich zu machen. „Wenn die Temperatur unter 13 Grad fällt, gibt es nachweislich Beschädigungen an den Pfeifen der Orgel“, erklärte ein Teilnehmer der Veranstaltung. Ein anderer mahnte, die Bauphysik werde darunter leiden, dass ein Gebäude über mehrere Jahre unbeheizt sei. Es wirke so, als wolle das Erzbistum das Gebäude bewusst aufgeben, um Flächen einzusparen und Kosten zu sparen. Detlef Trompeter, Kirchenvorstandsmitglied und Angehöriger der Projektgruppe „Zukunft gestalten - 2033“ nahm die anwesenden Vertreterinnen und Vertreter des Erzbistums Paderborn in die Pflicht, nach Lösungen zu suchen. „Man darf die Gemeinde nicht kalt werden lassen“, wurde Trompeter deutlich. Zugleich versprach er: „Wir werden alles dafür tun, dass die Voßwinkeler Weihnachten in ihrer Kirche erleben können.“ Dagmar Rieckenbrock, die auch öffentlich das Wort ergriff, stellte die Forderung nach einer Notheizung als Übergangslösung in den Raum.
Für Rieckenbrock sei der Umgang des Erzbistums mit der Reparatur der Heizung auch deshalb unverständlich, weil die Orgel vor nicht allzu langer Zeit erst saniert wurde. „Man stellt sich schon die Frage, ob das alles klappen und gut ausgehen wird.“ Die Teamsprecherin der Kfd Voßwinkel wünscht sich, dass die Kirche als Dorfmittelpunkt erhalten bleibe und zeigt sich offen für die Wünsche einiger Gemeindemitglieder, die das Pfarrheim aufgeben und Teile der Kirche für Veranstaltungen nutzen möchten. Überrascht sei sie grundsätzlich über die große Reduzierung von Kirchenflächen in der Gesamtgemeinde.
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Detlef Trompeter hatte in der Informationsveranstaltung einen Sachstand über die Ideen der Flächenreduzierungen in allen zur Pfarrei gehörigen Standtorten abgegeben. Erste geistige Skizzen sehen Reduzierungen von bis zu 40 Prozent vor. Eigentlich würden 20 oder 30 Prozent reichen, um die vom Bistum in Aussicht gestellten Fördergelder zu erhalten. Doch Trompeter macht deutlich. „Es ist nichts in Stein gemeißelt. Wir haben bislang nur geschaut, wo wir zusammenhängende Flächen effizient abtrennen können. Das heißt nicht, dass das dann auch so passieren wird.
So werde beispielsweise darüber nachgedacht, die Kirche St. Michael in Neheim an die italienische Gemeinde abzutreten. Auch am Standort St. Elisabeth in Moosfelde deuten sich Veränderungen an. Dort ist ein Fortbestand von Kirche und Pfarrheim in der jetzigen Art und Weise kaum noch denkbar. Das Dach des bisherigen Baukörpers ist kaputt und eine Sanierung des Daches wird mit Kosten in Höhe von einer halben Million Euro beziffert. „Hier könnten wir uns den Abriss des alten Gebäudes und einen kleineren Neubau mit multifunktionalem Sakralraum und einem daran angrenzenden kleinen Pfarrheim in der Nähe des Kindergartens vorstellen. Eine Sanierung des derzeitigen Baukörpers ist nicht geplant“, so Trompeter. Ebenfalls über bauliche Veränderungen wird in St. Franziskus im Rusch nachgedacht. Auch dort will man Flächen, wenn möglich, reduzieren.
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Auf Bergheim wiederum deuten sich auch größere Veränderungen an. Die dortige Arbeitsgruppe hatte der Projektgruppe und dem Expertenteam aus Paderborn aufgezeigt, dass man das Pfarrheim gerne behalten möchte und man sich durchaus eine Trennung vom Kirchengebäude vorstellen könne. Allerdings bestehe auf Bergheim der Wunsch danach, den Kirchturm möglichst zu behalten. Wie die Nachnutzung der Kirche und der damit verbundene Erhalt des Kirchturms aussehen könnte, bleibt noch vage. Trompeter deutete an, dass man über verschiedene Optionen nachdenke - darunter karitative und kulturelle Betreibermodelle.
In Bachum blickt derweil Birgit Meßelke interessiert auf das Geschehen. „Das erste Gespräch bei uns im Ort war sehr positiv. Die Menschen wurden von der Projektgruppe gut mitgenommen. Positiv ist, dass unsere Kirche unter Denkmalschutz steht. Aber zugleich wollen wir auch schauen, ob es trotzdem möglich ist, eine kleine Küchenzeile einbauen zu können, damit kleinere Veranstaltungen dort stattfinden können“, sagt das ehemalige Mitglied des Pfarrgemeinderates. Das Interesse an der Zukunft der kirchlichen Gebäude in Bachum sei groß. „Wir wollen mit kreativen Ideen neue Bewegung in das kirchliche Leben bringen“, so Meßelke.