Arnsberg. Familie trifft nach Generationenwechsel eine schwierige und hochemotionale Entscheidung über die Zukunft des gastronomischen Betriebes.
Der Tourismus-Standort Arnsberg verliert eine seiner besten Adressen für preisgekrönte Küche. Das Hotel Menge wird seinen öffentlichen Restaurantbetrieb zum Ende des Jahres schließen. Am Samstag, 21. Dezember, wird zum letzten Mal aufgetischt. „Bis dahin läuft der Betrieb ganz normal weiter“, sagt Friederike Menge. Sie erklärt eine schwierige und auch hochemotionale Entscheidung über die Zukunft des Familienunternehmens. Die 33-Jährige, die die Geschäftsführung zu Beginn des Jahres übernommen hat, möchte sich künftig auf den Hotelbetrieb konzentrieren.
„Vielleicht ist es für unsere Gäste schwer zu verstehen“, sagt Friederike Menge, „wir freuen uns auf das, was jetzt kommt. Wissen aber auch, dass es kein Grund zum Feiern ist.“ Immerhin endet mit der Einstellung des à la carte-Restaurants auch ein erfolgreiches Stück Familiengeschichte. Und auch die emotionale Seite sei herausfordernd. „Wir verlieren mit den Gästen ja auch Menschen und Kontakte“, weiß Friederike Menge. Auch sei es natürlich ein schwerer Schritt gewesen, den zwei Stammköchen Ronny Weidlich (41) und Dirk Wilke (43), mit denen Vater Christoph Menge (62) im blinden Vertrauen über 20 Jahre lang zusammen auf höchstem Niveau gekocht hat, zu kündigen. „Sie sind mit Geld nicht zu bezahlen und gehörten ja zur Familie“, so die neue Chefin.
Das Haus Menge hat in Arnsberg Tradition. Gebaut wurde es 1833 an der Ruhr. „Schon mein Urgroßvater hat Schnitzel und Frikadellen gemacht“, erzählt Friederike Menge. Vor etwa 36 Jahren hatten Monika und Christoph Menge den Betrieb übernommen und das Haus und das Restaurant zu einem anerkannten Anlaufpunkt für Gourmets und Liebhaber guten Essens gemacht. „Es war immer der Traum meiner Eltern, ein Restaurant mit einem solchen Ruf zu führen“, sagt Friederike Menge, „es ist aber nicht mein Traum“. Und ohne diese Leidenschaft könne das auf Dauer nicht gelingen. Ihr Vater war nahezu rund um die Uhr im Betrieb und müsste in der Küche perspektivisch durch zwei neue Köche ersetzt werden, ein neu zusammengesetztes Küchenteam müsste sich finden.
Die Eltern - beide 62 Jahre alt - wollen nun etwas kürzertreten, bleiben aber im Betrieb. „Im Hotel wird es für unsere Gäste ja weiterhin etwas zu essen geben, aber sicher kein à la carte“, erklärt Friederike Menge. Wie und welchem Maße das sein wird, werde sich entwickeln und hänge auch von der Nachfrage der Hotelgäste ab. Friederike Menge könne sich auch Aktionstage vorstellen, wo Hotelgäste und Arnsberger kulinarisch zusammengebracht werden. Das aber bleibe abzuwarten. „Und so geht eine Zeit zu Ende, und es beginnt eine Neue“, sagt die junge Arnsbergerin. Sie ist Hotel-Fachfrau und keine Köchin.
Eine neue Zeit hätte nach dem Willen der Junior-Chefin längst beginnen sollen. Sie hat fertige Pläne für den Ausbau des Hotels in der Schublade und hat auch schon eine Baugenehmigung - einzig an der Finanzierung scheitert es derzeit noch. So will sie sich vorerst auf den Kern des Hotels mit 18 Zimmern und 32 Betten konzentrieren. Der Wunsch nach einem eigenständigen, neuen, mit naturnahen Rohstoffen gebauten Gebäude hinter dem jetzigen Hotel mit zwölf weiteren Zimmern und Saunen mit Liegeflächen im Innen- und Außenbereich bleibt momentan noch Zukunftsmusik. „Die Pläne liegen auf Eis“, sagt Menge.
Die neue strategische Ausrichtung der Familie Menge ist auch ein Generationenthema und zugleich die Geschichte einer modernen Betriebsübergabe in jüngere Hände. „Es ist wirklich schön, dass wir gemeinsam nach dem Durchspielen verschiedenster Szenarien eine Entscheidung getroffen haben“, sagt Friederike Menge, „und ich bin sehr stolz, dass meine Eltern mich auch machen lassen.“