Sundern. Mara zieht für Träume ins Ausland, Tom bleibt daheim. Kann man heimatverbunden und weltoffen sein? Uns erzählen die beiden ihre Geschichten.

Tom Schwohnke (21) aus Amecke und Mara Vorhoff (22) aus Stockum-Dörnholthausen sind nur weniger Kilometer voneinander entfernt aufgewachsen, haben beide ihr Abitur im gleichen Jahrgang auf dem Städtischen Gymnasium Sundern gemacht. Ähnlich großgeworden, ähnliches Umfeld und Interessen gehabt - doch heute sieht beider Leben sehr verschieden aus. Und vor allem liegt es sehr weit auseinander. 

Auslandsjahr als Auslöser

Mara Vorhoff ist für ihre Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau 2020 zunächst in die Großstadt München gezogen, ist danach nach Wiesbaden gezogen, wo sie noch immer wohnt. Tom Schwohnke hat im selbem Jahr ein Studium der angewandten Informatik in Dortmund angefangen, ist dort hingezogen und hat dann schnell gemerkt, dass dieses Leben und der Studiengang nichts für ihn ist. Er zog zurück ins Sauerland und begann mit einem Wirtsschaftsinformatik-Studium an der FH Südwestfalen in Meschede.

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Für Mara Vorhoff habe immer schon festgestanden, dass sie einst nach dem Abitur ihre Heimat verlassen würde. 2017 ging die damals 15-Jährige für ein Auslandsjahr zehn Monate nach Kanada. ,,Dadurch habe ich das Gefühl bekommen, dass es noch sehr viel mehr gibt‘‘, erklärt Mara Vorhoff mit einem Lächeln im Gesicht. Die Gewissheit, dass es noch so viele Orte zu sehen und Menschen zum Kennenlernen gibt, habe sie immer angespornt, in die Ferne zu gehen. ,,Ich wollte einfach meinen Horizont erweitern.‘‘ Ganz im Gegensatz zu Tom Schohnke. Denn dieser erzählt, dass er schon immer sicher gewesen sei, für sein Studium nicht weiter als bis Dortmund zu ziehen. „Meine Freunde sind hier und mein Fußballverein.“ Mit seinem Umfeld im Sauerland seien viele Dinge entspannter und Probleme einfacher zu lösen.

Schade sei für den baldigen Wirtschaftsinformatiker nur gewesen, dass er auf Grund von Corona nach dem Abitur nicht ins Ausland gehen konnte. „Das hätte ich wirklich gerne gemacht.“ Ansonsten bereue er seine Wahl keineswegs. Bereut hat die 22-Jährige Veranstaltungskaufrau ihre Entscheidung, ihr Zuhause mehr oder weniger hinter sich zu lassen, auch nie. Hin und wieder wäre sie aber trotzdem gerne öfter in ihrer Heimat gewesen. ,,Da wird man manchmal doch sehr wehmütig. Vor allem wenn man Bilder von Schützenfesten oder anderen Feiern sieht.‘‘

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,,Ich bin definitiv sehr heimatverbunden“, betont Tom Schwohnke. Er ist in seinem Fußballverein, SSV Allendorf, sehr engagiert. Ist im Vorstand und auch als Co-Trainer tätig. Aber auch Mara Vorhoff würde sich ohne Zweifel als heimatverbunden beschreiben. „Ich erzähle auch meinen Freuden immer sehr viel über meine Heimat“, sagt sie. Das Sauerland sei ein Ort, an dem sie stets ihre Batterie aufladen könne. ,,Es ist so als hätte ich zwei Leben. Eins in meiner Heimat in Dörnholthausen. Und eins in meinem Zuhause in Wiesbaden.“ Beide schätze sie sehr.

Die Ferne reizt

Darüber nachgedacht, in naher oder ferner Zukunft wieder ins Sauerland zu ziehen, habe sie noch nicht. „Ich würde es natürlich niemals ausschließen, aber ich weiß, dass ich aktuell auf jeden Fall nicht dazu bereit wäre.“ Tom Schwohnke allerding hat sich schon konkretere Gedanken über die nächsten Jahre gemacht. ,,Ich möchte auf jeden Fall für fünf bis zehn Jahre wegziehen.“ Und das auch nicht innerhalb, sondern fraglos außerhalb der deutschen Landesgrenzen. Danach soll es aber für ihn wieder zurück ins Sauerland gehen, beziehungsweise: ,,Ziemlich sicher zurück nach Amecke.“

Anderen jungen Menschen, die selber vor dieser Entscheidung stehen, können die beiden jungen Erwachsenen ein wenig die Angst nehmen. „Man verliert seine Wurzeln nicht, auch wenn man Angst hat, das könnte passieren“, sagt Mara Vorhoff - und Tom Schwohnke ergänzt: „Es gibt sowieso nicht die eine richtige Lösung.“