Müschede/Hüsten. Vom Klassenlehrer zum stellvertretenden Schulleiter: Thomas Schulte prägte das Franz-Stock-Gymnasium seit 2008. Heute ist sein letzter Schultag.
FSG sagt Tschüss zu Thomas Schulte
- Der stellvertretende Schulleiter Thomas Schulte verlässt das Franz-Stock-Gymnasium in Hüsten.
- Im Rahmen des FSG-Schulfests zu diesem Anlass wird er offiziell verabschiedet.
- Video: So feierte das FSG seinen Abschied am FSG Hüsten.
Das erste am Morgen, sagt Thomas Schulte, ist ein frischer Kaffee. Filterkaffee, um genau zu sein. Nicht so ein Schnickschnack wie Latte Macchiato. „Ohne Kaffee läuft gar nichts.“ Denn er sei ein Morgenmuffel. Und wie äußert sich das? „Vor 9 Uhr keine Termine“, sagt er und lacht.
Der 66-Jährige zeigt sich lässig, in lockerem Hemd, schwarzer Jeans und Sneakern. Und doch ist eine gewisse Anspannung spürbar. Jetzt steht sein offizieller Abschied am Franz-Stock-Gymnasium auf dem Plan. Eine Zeremonie, die ihm unter die Haut zu gehen scheint. Seit 2008 unterrichtet er dort - übernahm 2019 den Posten des stellvertretenden Schulleiters. „Als Herr Dr. Pallack mir die Stelle damals überraschend anbot, sagte ich innerhalb von zehn Minuten ‚ja‘. Ab dem Tag war ich es dann auch irgendwie schon, auch wenn ich natürlich noch das normale Bewerbungsverfahren durchlaufen musste.“
„Als Herr Dr. Pallack mir die Stelle damals überraschend anbot, sagte ich innerhalb von zehn Minuten ‚ja‘. Ab dem Tag war ich es dann auch irgendwie schon, auch wenn ich natürlich noch das normale Bewerbungsverfahren durchlaufen musste.“
Ein Karrieresprung, der es dem gebürtigen Müscheder ermöglichte, Entscheidungen und Erfolge mitzubestimmen. Aber auch einer, der ihm das nahm, was ihm am Herzen liegt: Unterrichten. „Trotzdem habe ich bis zum Schluss noch einen Physik-Leistungskursus unterrichtet“, sagt er, „das war mir wichtig.“
Etliche Werke zieren sein Bücherregal. Da stehen dicke DinA4-Ordner in den Fächern aus massivem Holz, auch Fachbücher. Mittendrin ein kleiner selbstgebauter Roboter. „Das ist ein programmierbarer, fahrbarer Roboter - den haben die Schüler und ich leider nicht mehr fertig bekommen.“ Er dreht und wendet ihn, erklärt jedes einzelne Teil, die Funktionen. Spürbar, welch begeistertes Herz da in ihm schlägt.
Umwege an „die eigene alte Schule“
Nach seinem Abitur 1977 und vollendetem Wehrdienst studierte er Physik und Mathematik auf Lehramt. „Damals waren alle Lehrerstellen besetzt“, so Schulte. „Aus unserem Jahrgang schaffte es nur einer, relativ kurzfristig an einer Schule arbeiten zu können.“ Thomas Schulte ist es nicht; stattdessen zog es ihn für einige Jahre nach München, Köln und Bochum-Wattenscheid - in die Firma Siemens, später Siemens Nixdorf, als Softwareanalytiker.
Erst 1994 wendete sich sein Blatt. Er unterrichtete zunächst am Pestalozzi-Gymnasium in Unna, danach an der Maria-Sybilla-Merian Gesamtschule-in Bochum-Wattenscheid und zuletzt an der Werner-von-Siemens-Schule in Unna Königsborn. „Das war eine tolle Schule, muss ich wirklich sagen.“ Im Rahmen der Konzeption der zukünftigen Oberstufe der GEK, wie die Schule damals hieß, nahm er an der Entwicklung des Oberstufenprofils Physik-Technik teil und war an der Gründung und Durchführung des Projekts Unit 21 beteiligt. Dieses führte 2004 zur ersten Notebookklasse in Unna.
Auch interessant
Das Herzblut für die sogenannten MINT-Fächer nahm er dann 2008 mit ans Franz-Stock-Gymnasium. „Das Gymnasium war mir nicht ganz unbekannt, auch ich bin früher zum FSG gegangen.“ An seinen ersten Tag als Lehrer am FSG erinnert er sich noch gut. „Ich habe direkt gesagt: Ich will ne Klasse haben!“ Er lacht. „Als Klassenlehrer ist man von morgens bis abends aktiv, man lebt im Grunde mit den Kindern und Jugendlichen.“ Aber genau das sei es, was den Beruf ausmache - ein Miteinander, das auf Vertrauensbasis beruhe. Zwei Jahre lang sei er auch als Beratungslehrer tätig gewesen. „Das hat mir in den letzten fünf Jahren tatsächlich ein bisschen gefehlt.“
KI-Software für ältere Menschen
Aber auch innerhalb der Schulleitung gebe es oft genug „Adrenalinschübe“, meint er. „Wenn Dinge geglückt sind“, sagt er, „das ist toll. Adrenalin pur - wenn man sich freuen kann.“ Er spricht die Pandemiezeit an - die Zeit, in der er (und auch viele seiner Kollegen) tagtäglich Zeit in der Schule verbracht haben, um alles „organisiert zu bekommen“. Fragen zu klären; sich um den Onlineunterricht zu kümmern oder auch abends um 22 Uhr zu klären, ob die just in diesem Moment beginnende Klassenfahrt nach Österreich auch tatsächlich stattfinden darf. „Freitagsabends, das weiß ich noch, mussten wir herumtelefonieren, weil Lehrer und Schüler am Bus warteten und nicht wussten, ob sie abfahren können.“
Auch interessant
All dies Adrenalin soll ihm in Zukunft erspart bleiben. Und dennoch: MINT wird ihn auch in seiner Rente nicht loslassen. „Ich möchte mich mit KI-Software für ältere Menschen beschäftigen“, so Schulte, „da gibt es so viele Dinge, bei denen KI unterstützen könnte.“ Er wird also auch weiterhin sein Wissen mit anderen Menschen teilen.
Das Fahrrad stehe ebenfalls bereit - für ausgiebige Touren. Nicht unbedingt vor Ort in Müschede, da, so müsse er zugeben, sei er aufgrund der Verkehrslage etwas ängstlich. Außerdem spiele er Klarinette. „Da wird man mich sicherlich das ein oder andere Mal auch mit dem Musikverein Müschede unterwegs sehen.“ Er lächelt.
Und: mehr Zeit zum Lesen. „Ich lese gerne auch eBooks in englischer Sprache.“ Hapert es nicht an der Sprache? „Nein, wenn ich mal einen Satz nicht korrekt verstehen oder nachvollziehen kann, markiere ich ihn im eBook und die App übersetzt es mir.“
Abschied: Thomas Schulte wird fehlen
Nachmittags ist es endlich soweit - das lässige Hemd hat er nun gegen ein schmuckes weißes eingetauscht. Das gesamte Lehrerkollegium, viele ehemalige Lehrerinnen und Lehrer des FSG, Schulleiter anderer Schulen, Eltern und Schüler sind zusammengekommen, um Thomas Schulte würdig zu verabschieden. Er ist gerührt von der Kreativität, die das Organisationsteam aufgewendet hat, um ihm dieses Schulfest zu schenken.
Der Lehrerchor singt seinen Wunschsong „Nothing else matter“ von Metallica; Schülerinnen und Schüler führen Tänze auf, singen für ihn und möchten sich auf diese Art und Weise von einem Lehrer verabschieden, der ihnen fehlen wird. „Lieber Herr Schulte, es war schön, so viel Zeit mit Ihnen verbringen zu dürfen. Hatte man Fragen oder Bedenken, konnte man sich immer an Sie wenden. Sie waren immer hilfsbereit und handelten immer im Interesse unserer Schülergemeinschaft. Es ist schade, dass wir Sie nun gehen lassen müssen. Auch wenn sich unsere Wege trennen, werden wir Sie immer vermissen und stets in unserem Herzen mittragen“, sagt Annemarie Linn von der Schülervertretung.
„Es ist schade, dass wir Sie nun gehen lassen müssen. Auch wenn sich unsere Wege trennen, werden wir Sie immer vermissen und stets in unserem Herzen mittragen.“
Auch die Elternvertretung, das Kollegium und der Bürgermeister der Stadt Arnsberg lassen Thomas Schulte nicht ohne ein paar würdevolle Worte gehen. Ein Nachmittag, den der nunmehr „ehemalige stellv. Schulleiter“ so schnell wohl nicht vergessen wird. Denn schon am nächsten Tag soll sein letzter Schultag sein.
„Persönlich habe ich seine ruhige, sachliche und konstruktive Art sehr geschätzt. Es war immer eine gute und zielführende Zusammenarbeit.“
„Als stellvertretender Schulleiter und Lehrer seit 2008 war Thomas Schulte mit viel Herzblut und Engagement tätig. Wir verabschieden ihn mit einem lachenden und einem weinenden Auge und wünschen ihm im Namen der Stadt Arnsberg alles Gute für den wohlverdienten Ruhestand - eine glückliche Zeit voller schöner Erlebnisse“, so Bürgermeister Ralf Paul Bittner. „Persönlich habe ich seine ruhige, sachliche und konstruktive Art sehr geschätzt. Es war immer eine gute und zielführende Zusammenarbeit.“
5 Funfacts über den Herzensmenschen Thomas Schulte
Kaffee oder Tee?
Kaffee, auf jeden Fall.
Morgenmuffel oder Sonnenschein?
Morgenmuffel. Es ist einfach zu früh. (lacht)
Auto oder Fahrrad?
Auto.
Buch oder Fernsehen?
Tatsächlich beides. Ebooks, auch auf Englisch.
Bier oder Wein?
Bier.