Arnsberg-Oeventrop. Für die Weiterentwicklung des Klosters Oeventrop gibt es nun eine konkrete Entwicklungsperspektive. Entstehen soll ein Gesundheitszentrum.

Es geht offenbar voran in den Planungen rund um das Kloster Oeventrop - auch bekannt als ehemalige Salus-Klinik. Wie Investor Christoph Kraas mitteilt, soll in dem historischen Gebäude mit 4500 Quadratmeter Nutzfläche ein Gesundheitszentrum mit Wohnbereichen entstehen. „Es geht weiterhin darum, einen Mehrwert für den Ort Oeventrop zu generieren,“ beschreibt Kraas den Ansatz, aus dem ehemaligen Kloster einen Ort des Zusammenlebens und der Gesundheit zu machen.

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In die Diskussion gekommen war das Kloster im vergangenen Jahr, als es von der Bezirksregierung als Unterkunft für geflüchtete Menschen vorgesehen war. Dieses Vorhaben hatte für große Aufregung im Ort gesorgt. Erst auf einer turbulenten Bürgerversammlung in der Schützenhalle hatte Christoph Kraas einen Rückzieher gemacht und der Bezirksregierung erklärt, dass die Immobilie doch nicht mehr zur Verfügung stehe.

Luftbild: Ehemaliges Kloster Oeventrop und frühere Salus-Klinik mit Neubau nach Dachstuhlbrand
Luftbild: Ehemaliges Kloster Oeventrop und frühere Salus-Klinik mit Neubau nach Dachstuhlbrand © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Zugleich hatte Kraas um Unterstützung gebeten, das Kloster und sein Gelände anderweitig entwickeln zu können. Das ist inzwischen passiert - auch auf politischer Ebene. Oeventrop wurde mit Rückendeckung der Politik als Luftkurort vorgeschlagen. Auch sei ein Flächennutzungs- und Bebauungsplan vor dem Abschluss, um Baurecht für die umliegenden Grundstücke zu schaffen. „Sollte es jetzt keine Verzögerung mehr geben, käme dies im Dezember zum Tragen“, hofft Kraas. Entlang der Straße „Auf der Egge“ sowie mittels zwei von der Straße „An den Eichen“ nach Westen abzweigenden neuen Erschließungsstraßen könnten bis zu 34 zusätzliche Baugrundstücke für Einzel-, Doppel- und Mehrfamilienhäuser erschlossen werden. Zu klären seien von Kraas‘ HSK-Invest GmbH noch Fragen der Art und Weise der Vermarktung.

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Luftkurort angestrebt

Und das Kloster? „Die Gespräche mit interessierten Betreibern sind erfolgversprechend wieder aufgenommen worden“, erklärt Kraas. Die Leben Plus GmbH mit Sitz unter anderem in Oeventrop habe als zukünftiger Partner dazu gewonnen werden können. „Angedacht sind nicht nur Wohnangebote, sondern eine breite Palette an Einrichtungen und Angeboten aus den Bereichen, Wohnen, Pflege und Gesundheitsförderung“, so Kraas. Auch ein Café soll entstehen. Zudem könnte Raum für Arztpraxen bereitgestellt werden.

Helfen soll dabei die angestrebte Anerkennung als Luftkurort. Die gute Luftqualität werde derzeit durch Messungen belegt. „So haben wir hier die Möglichkeit, einen Teil der großen Fläche des Klosters gegebenenfalls sogar als Reha-Einrichtung nutzen zu können“, erläutert Kraas. In dieser Woche hatte Kraas einen Besuch von einem Ärzte-Team aus dem Ruhrgebiet, das ein System von Regenerationseinrichtungen für Patienten mit Corona- und Impfnachwirkungen aufbauen möchte.

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„Aber zunächst sind für dieses Jahr noch Abriss- und Entkernungsarbeiten angesagt“, betont Kraas. Parallel dazu würden die angestoßenen Planungen weiter konkretisiert und die räumlichen Bedarfe ermittelt, um im nächsten Jahr mit den eigentlichen Umbauarbeiten nach Erteilung der Baugenehmigung durch die Stadt Arnsberg, beginnen zu können. Ziel ist es, das ambitionierte Bauvorhaben Ende 2026 abzuschließen. 

Mit Rückblick auf die Turbulenzen rund um die Planungen einer Flüchtlingsunterkunft noch vor einem Jahr zeigt sich Christoph Kraas erleichtert. „Wir kriegen was Schönes hin für Oeventrop“, sagt er, „ich bereue zu keiner Sekunde, dass ich vor einem Jahr so entschieden habe.“ Auch Bürgermeister Ralf Bittner zeigt sich beeindruckt: „Wir freuen uns als Stadt sehr über die Belebung“, sagt er, „auch die Wohnbebauung ist für Oeventrop und die Dorfentwicklung sehr attraktiv.“

Geschichte des Klosters

Das Kloster Oeventrop – offiziell Herz-Jesu-Missionshaus Oeventrop – war viele Jahre eine Niederlassung der ursprünglich französischen Ordensgemeinschaft „Missionare vom heiligen Herzen Jesu“. Es diente zwischen 1902 und 1969 als Ausgangspunkt der Mission und als theologische Ausbildungsstätte für angehende Priester. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges endete 1939 die Blütezeit der Einrichtung. Das Gebäude wurde beschlagnahmt und die Priesterschüler nach Kleve verlegt. Das Hauptgebäude wurde ein Lazarett. Es diente als Heil- und Pflegestätte für lungenkranke Soldaten, nach dem Krieg als Unterkunft für ältere und kranke Menschen aus Dortmund. Nach 1945 begann der Wiederaufbau der Lehrtätigkeit. Die Bibliothek bestand seinerzeit aus etwa 45.000 Bänden. Das Ordensseminar schließlich wurde 1969 geschlossen, das alte Kloster zu einem Heim für schwererziehbare Kinder und später zu einer Suchtklinik (Salus-Klinik). Letztere stellte im Oktober 2009 den Betrieb ein. Seither steht das Gebäude leer, galt als „Lost place“. Im Juli 2017 kam es durch Brandstiftung zu einem schweren Dachstuhlbrand. Später übernahm die HSK-Invest GmbH.