Arnsberg. UEFA wählt Tiroler Currywurst für Stadien, lokale Metzgerei setzt auf deutsche Qualität und Natalia Amaral vom portugiesischen Laden tischt auf.

Ab Freitag, 14. Juni, geht es bei der Fußball-Europameisterschaft um die Wurst - in Arnsberg und Sundern liegt selbige zum Anpfiff bestimmt auf dem Grill. Dazu ein „kühles Blondes“ und das Fanfest kann steigen. Die Metzgerei der „Genussfreunde“ in Arnsberg ist jedenfalls auf schnelle „Stürmer“ bzw. auf Kunden-Ansturm vorbereitet. „Der Klassiker ist natürlich die Rostbratwurst“, erklärt Metzger und Geschäftsführer Peter Taprogge. Aber auch Tomahawk-Steaks, Husarenspieße, Bauchfleisch und marinierte Koteletts gingen wie „warme Semmeln“ über die Theke. „Nebenbei werden noch Kräuterbutter, diverse Salate und vegetarischer Grillkäse stark nachgefragt“, erklärt der Fachmann. Im Grunde könnte man den kompletten EM-Partyeinkauf in seiner Metzgerei erledigen.

Natalia Amaral vom portugiesischen Supermarkt in Niedereimer freut sich auf die Fußball-EM:
Natalia Amaral vom portugiesischen Supermarkt in Niedereimer freut sich auf die Fußball-EM: "Ein Fest, das die Nationen verbindet", meint sie. © Anja Jungvogel | Anja Jungvogel

Denn Geselligkeit und das Thema Grillen scheinen der perfekter „Doppelpass“ zum großen Fußball-Ereignis zu sein: Besonders beliebt ist das Zelebrieren der Spiele in privater Runde mit Freunden, Nachbarn oder der Familie. „Würde ich auch gerne“, gibt Peter Taprogge zu. Doch er hat in den Sommermonaten alle Hände voll zu tun. „Da ist die erhöhte Nachfrage nach Grillfleisch, dann der Partyservice und natürlich die noch anstehenden Schützenfeste“, sagt er. Die Saison lief bislang übrigens gut - obwohl es mit dem Juni-Wetter aktuell nicht zum Besten steht. „Dafür haben wir im Monat Mai Top-Umsätze gemacht.“

Bei der Fußball-EM werden wieder jede Menge private Fanfeste in Sundern und Arnsberg gefeiert. Auch Vegetarisches kommt auf den Grill.
Bei der Fußball-EM werden wieder jede Menge private Fanfeste in Sundern und Arnsberg gefeiert. Auch Vegetarisches kommt auf den Grill. © Anja Jungvogel | Anja Jungvogel

Ihn stört als Metzger von regionalen Qualitätsprodukten, dass sich die UEFA in ausgewählten Bereichen der Fußball-Stadien für Currywurst aus Tirol (Österreich) entschieden hat. „Natürlich will jeder am EM-Spektakel verdienen“, sagt der Genussfreund. „Für mich ist es jedoch völlig unverständlich, warum nicht ein deutsches Produkt den Zuschlag erhalten hat.“ Tiroler Würstchen seien nämlich ganz anders gewürzt als die beliebte Stadionwurst.

Alle wollen am EM-Hype verdienen.
Alle wollen am EM-Hype verdienen. © Anja Jungvogel | Anja Jungvogel
Alle wollen am EM-Hype verdienen.
Alle wollen am EM-Hype verdienen. © Anja Jungvogel | Anja Jungvogel

Zum Spiel gegen Österreich würde das ja vielleicht noch einen Sinn ergeben, doch für die anderen Spiele leuchtet ihm die UEFA-Entscheidung nicht ein. „Für Spiele gegen Polen können wir Krakauer Würstchen empfehlen und für die türkischen Fans hätten wir eine Dönerbratwurst im Angebot.“ Denn auch ländertypische Grillvariationen seien zu den Fanfesten sehr beliebt. Und in manchen Supermärkten in Arnsberg und Sundern gibt es sogar zum Auftaktspiel schottischen Whisky im Angebot.

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Bei der Europameisterschaft im Jahre 2012 kam die UEFA-Stadionwurst übrigens aus Portugal, obwohl „Rostbratwurst“ für die Portugiesen eher ein Fremdwort ist. „Kenne ich gar nicht“, sagt Natalia Amaral vom portugiesischen Supermarkt in Niedereimer. Die Stadionkulinarik der Südeuropäer sei nämlich nicht mit der deutschen zu vergleichen – und doch lassen sich Gemeinsamkeiten erkennen: In den Fankurven von Benfica Lissabon oder der des FC Porto essen die Fans das, was sie fast jeden Tag essen – gegrilltes Fleisch.

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Die Portugiesin Natalia Amaral führt mit ihrem Mann Hugo seit neun Jahren das Feinkostgeschäft „Mercado Portugal Tradicional“ in Niedereimer und verkauft nicht nur zur EM landestypische Spezialitäten. Der Laden bietet auch Wein, verschiedene Biersorten und andere Leckereien an, die zu Fanfesten rund um den Altstar Cristiano Ronaldo bestimmt gefragt sein werden. Und das erste Spiel der Gruppe F (Türkei gegen Portugal) findet am 22. Juni statt. „Mein Mann wollte unbedingt dabei sein, hat aber leider keine Tickets bekommen“, sagt sie. Und so findet das private „Rudelgucken“ bei gutem Wetter im heimischen Garten mit Freunden und Bekannten statt. „Wir grillen aber kein Fleisch, sondern lieber Fisch“, sagt sie.

Zum Spiel „Türkei gegen Portugal“ kommt natürlich Bier auf den Tisch.
Zum Spiel „Türkei gegen Portugal“ kommt natürlich Bier auf den Tisch. © Anja Jungvogel | Anja Jungvogel

Natalia will dazu alles vorbereiten, damit sie keine Minute vom Spiel verpasst. „Eine Käseplatte, Lupinien und Oliven als Snacks sind dabei sehr beliebt“, so die Portugiesin. In der Halbzeitpause wird der Fisch auf dem Grill schnell gar. „Dabei eignen sich Sardinen und Garnelen“, aber auch Stockfisch lasse sich rasch zubereiten. Neben ihren kulinarischen Tipps will sie noch eines sagen: „Möge die beste Mannschaft gewinnen. Ich gönne es jeder Mannschaft!“

Metzger Peter Taprogge von den Genussfreunden: „Für mich ist jedoch völlig unverständlich, warum nicht ein deutsches Produkt den Zuschlag erhalten hat.“
Metzger Peter Taprogge von den Genussfreunden: „Für mich ist jedoch völlig unverständlich, warum nicht ein deutsches Produkt den Zuschlag erhalten hat.“ © Anja Jungvogel | Anja Jungvogel