Arnsberg/Sundern. Während der Fußball-EM schlagen im Sauerland die Fußball-Herzen nicht allein für die deutsche Mannschaft. Was aber sind die größten Fangruppen?
Die Welt zu Gast bei Freunden. Das Motto der Fußball-WM 2006 gilt auch bei der am Freitag beginnenden Europameisterschaft - und es gilt auch für Arnsberg und Sundern. Hier leben neben deutschen Staatsbürgern rund 17.500 Menschen mit dem Pass eines der 23 Länder, die in Deutschland bei der Euro 2024 als Teilnehmer zu Gast sind.
Allein in Arnsberg werden 8865 Bürger gezählt, die nur die Staatsbürgerschaft eines der EM-Teilnehmer zählen. In Sundern sind es 3496. Bei denen ist klar, wem sie bei den Europameisterschaften nun einen Monat lang die Daumen drücken. Weitaus schwieriger ist es bei denen, die neben der deutschen Staatsbürgerschaft auch die Staatsbürgerschaft ihres Heimatlandes besitzen. In Arnsberg sind das weitere 3607 Menschen mit Herkunft aus den anderen EM-Teilnehmerländern und in Sundern ebenso 1357.
Richtig zu trennen ist das meist nicht mehr. So zeigen sie im Vereinsheim des Centro Portugues de Arnsberg am Arnsberger Gutenberg auf Großleinwand sowohl die deutschen als auch die portugiesischen Spiele. „Fußballfieber mit Superbock“, verspricht der Verein und lädt bereits für Freitag beim deutschen Spiel gegen Schottland und zum EM-Auftakt von Ronaldo & Co. am Dienstag, 18. Juni, gegen Tschechien (21 Uhr) zum gemeinsamen Fußballgucken mit portugiesischem Bier und „petiscos“ als Leckereien ein. Mit 775 rein portugiesischen Staatsbürgern plus 208 Deutsch-Portugiesen hat Portugal in Arnsberg die fünftrößte nicht rein deutsche „Fangruppe“.
Zwei Fußball-Herzen unter einer Haut
Ganz stark vertreten sind dabei aber die in Arnsberg lebenden Polen (1834 plus 1317 Deutsch-Polen), Italiener (1330 plus 593 Deutsch-Italiener), Türken (1234 plus 472 Deutsch-Türken) und inzwischen Ukrainer (1053-56 Deutsch-Ukrainer). In Sundern stellen die Italiener (1057 plus 376 Deutsch-Italiener) die stärkste Fraktion vor den Polen (702 plus 401 Deutsch-Polen), Serben (375 plus 274 Deutsch-Serben), Ukrainern (354 plus 14 Deutsch-Ukrainern) und Türken (317 plus 88 Deutsch-Türken).
„Deutschland oder Italien? Ich gewinne immer. Bei mir schlagen zwei Herzen in der Brust!“
Zwei Fußball-Herzen unter einer Haut - das kennt auch Marco Calcagno. Er ist Neheimer mit italienischen Wurzeln. „Deutschland oder Italien? Ich gewinne immer“, sagt er, „bei mir schlagen zwei Herzen in der Brust!“ Als eine der treibenden Kräfte des Fördervereins Arnsberg-Caltagirone und in vielen Vereinen aktiver Bürger ist er ein Musterbeispiel für Integration. Und doch verrät er, dass beim Fußball die Liebe zur Heimat seiner Eltern am Ende doch am stärksten wirkt. „Innerlich bin ich schon für die Azzurri“, sagt er.
„Ich schaue die EM und hoffe, dass Italien den Titel holt - auch wenn es schwer wird, sollte man niemals aufgeben.“
Tatsächlich machen sich italienische Siege bei Welt- und Europameisterschaften so stark bemerkbar wie keine anderen Ergebnisse, wenn sich dann nämlich schnell die Autokorsos in Bewegung setzen. Auch die Portugiesen zeigen hier immer schnell Flagge.
Autokorso gegen die Straßenverkehrsordnung?
„Wir setzen uns rund um die EM für ein Höchstmaß an Sicherheit ein“, so Flavia Lucia Rogge, Polizeisprecherin. „Alle Fans sollen eine gelungene EM erleben. Dazu gehört aber auch die Sicherheit der Teilnahme am Straßenverkehr. In Sachen Autokorso gilt die Straßenverkehrsordnung. In Gefahrensituationen und bei Verstößen gegen rechtliche Regelungen schreiten wir natürlich ein.“
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Eine andere Herkunftsgeschichte hat Tomislav Babic aus dem Neheimer Vorort Bergheim. Er hat serbische Wurzeln. Seine Eltern waren einst während des Tito-Regimes nach England ausgewandert, hatten sich dort kennengelernt und kamen dann nach Ostwestfalen, wo der Vater ab 1975 die Leitung der serbisch-orthodoxe Kirchengemeinde übernahm. Babic, heute in der Arnsberger Politik als SPD-Ratsmitglied aktiv, ist in Bünde geboren. In eine Fußball-Verlegenheit kommt er nicht: „Ich habe serbische Wurzeln und freue mich über jeden Sieg der Serben, aber mein Herz schlägt ganz klar für Deutschland“, sagt er, „hier bin ich groß geworden, hier ist mein Zuhause“.
EM - Public Viewing in Arnsberg und Sundern
Am Ende aber soll es eh ein großes Fußball-Fest für alle werden. Losgelöst von der Herkunft der Menschen. Und dafür gibt es in Arnsberg und Sundern einiges an Angeboten zum gemeinsamen Fußballgucken. So wird in Sundern bei allen deutschen Spielen die Schützenhalle geöffnet - sogar während des Schützenfestes würde die Bruderschaft im kleinen Saal der Halle ein eventuelles deutsches Spiel zeigen.
Bei der Stadt Arnsberg angemeldet wurden ebenfalls auch „Public Viewings“. So gibt es die Kooperation zwischen Sauerlandmuseum und Festhalle. Die deutschen Spiele in der Vorrunde sollen auf dem Hof des Sauerlandmuseums gezeigt werden, ab dann übernimmt die Festhalle. In Neheim machen das „Heiter & Herrlich“ und die Eisdiele Cais gemeinsame Sache: Die beiden starten ihre Eventreihe „Summer Sessions“ am kommenden Freitag mit dem „Public Viewing“ des Eröffnungsspiels in Neheim.
Deutsche mit weiterer Staatsbürgerschaft
Albanien (Arnsberg 8/Sundern 22), Belgien (186/24), Dänemark (4/0), Frankreich (23/5), Georgien (1/0), Italien (593/376), Kroatien (27/18), Niederlande (50/28), Österreich (40/21), Polen (1317/401), Portugal (208/24), Rumänien (75/13), Schweiz (17/3), Serbien (85/254), Slowakei (2/0), Slowenien (0/0), Spanien (99/39), Tschechien (2/4), Türkei (472/88), Ukraine (56/14), Ungarn (36/7), United Kingdom (71/16)