Arnsberg/Voßwinkel. 120 Retter üben für einen Waldbrand in Voßwinkel – eine realistische Simulation zur Vorbereitung auf den Ernstfall auf Arnsberger Gebiet.
Um kurz nach 9 Uhr am Samstagmorgen klingelt der Alarm. Kurze Zeit später sind die Feuerwehrleute aus Voßwinkel schon mit zwei Fahrzeugen unterwegs in das Waldstück unterhalb des Metallverarbeitungsbetriebs Spiekermann. Jetzt zählt jede Minute, denn es ist ein Waldbrand gemeldet worden. Über Funk halten die Wehrkräfte Kontakt mit der Einsatzleitzung, die in der Nähe ihre Zentrale aufgeschlagen hat. Die Feurwehrleute geben Informationen weiter und warten auf Anweisungen.
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Das Szenario hat sich wirklich ereignet. Allerdings ist es kein echter Waldbrand in Voßwinkel gewesen, sondern „nur“ eine Übung. Doch die hat es in sich. Immerhin sind 120 Rettungskräfte der Arnsberger Feuerwehr, des THW und der Stadtwerke Arnsberg beteiligt. Ursprünglich sollte auch noch die DLRG mit einer Spezialtruppe mitmachen, doch die aktuelle Hochwasserlage in Süddeutschland zwang die Lebensretter, auf eine Teilnahme an der Waldbrandübung zu verzichten.
Vier Wochen waren der stellvertretende Kreisbrandmeister Werner Franke und Sascha Ricke, Löschzugführer aus Neheim, damit beschäftigt, das Szenario eines solchen Waldbrandes für eine stundenlange Übung vorzubereiten. Bei dem Training geht es darum, Abläufe zu trainieren, Fehlerquellen zu identifizieren und sich für einen Ernstfall zu rüsten. „Die Waldbrandgefahr hat sich in den letzten Jahren verstärkt. Mit solchen Übungen versuchen wir, alle Beteiligten in eine Spur zu bekommen“, sagt Martin Känzler. Er ist ehrenamtlicher Leiter der Arnsberger Feuerwehr.
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Ein rund 35.000 Quadratmeter großes Waldstück hat sich zum „Brennpunkt“ verwandelt und ist abgesperrt. „Wir können natürlich kein echtes Feuer legen. Die Gefahr, dass der Brand durch den Wind außer Kontrolle gerät, ist einfach zu groß“, sagt Feuerwehrsprecher Thorsten Peithner. Um die „Löscharbeiten“ aber anspruchsvoller zu gestalten, haben sich die Planer eine Herausforderung ausgedacht. 23 Karten sind im Waldboden an imaginären Feuerstellen vergraben. „Während die einen Kollegen mit dem Schlauch die vermeintlich brennenden Bäume löschen, müssen andere den Waldboden aufharken und nach den Karten suchen“, erklärt Peithner. Jede Karte steht dabei für ein potenzielles Brandnest.
Obwohl es gerade einmal 20 Grad sind und kein wirkliches Feuer in dem Waldstück lodert, kommen die Wehrkräfte schnell ins Schwitzen. Hunterte Meter Löschschläuche wollen eilig verlegt werden. Meldepunkte werden eingerichtet, Menschen sind in Bewegung. „Das Löschen eines Waldbrandes ist richtige Knochenarbeit. Das geht an die Reserven“, betont der Sprecher. Der Gruppenführer startet nach der Alarmierung an der Brandstelle die Erkundung und entscheidet das weitere Vorgehen.
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Um die Situation so realistisch wie möglich zu gestalten, verfügen nur einige wenige Personen über sämtliche Infos und den kompletten Überblick. Die restlichen Feuerwehrkräfte müssen sich nach und nach mit Informationen versorgen, um die Situation besser einschätzen zu können. Zum Beispiel was die Windrichtung angeht. Einer der Gruppenführer erklärt in unmittelbarer Nähe zur „Brandfront“: „Man muss den Wind genau beobachten. Denn der Wind facht das Feuer weiter an. Wenn man einen Fehler macht und die Windrichtung falsch einschätzt, kann es passieren, dass man die Rettungskräfte in Gefahr bringt. Schnell wird man vom Feuer eingeschlossen.“
Immer wieder schallen Funksprüche durch den Wald. In einem der Feuerwehrfahrzeuge sitzt ein Assistent an einem Tisch. Vor ihm ist eine große digitale Uhr platziert. Der Assistent notiert sämtliche Funksprüche und Anweisungen. Alles wird minutiös dokumentiert, damit keine Informationen in der Hektik des Einsatzes untergeht. Draußen am Fahrzeug ist eine Magnettafel angebracht, auf der man sehen kann, welche Löschgruppe in diesem Moment an welcher Stelle ist. „Alle Zahnräder müssen ineinander greifen“, betont der Abschnittsleiter für die Brandbekämpfung, Jan Pater.
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Die jeweiligen Gruppenführer sind nicht nur an ihren blauen Westen zu erkennen. Auffälliges Merkmal sind auch die zwei Funkgeräte, die jeweils rechts und links über die Schultern baumeln. Ein Gerät ist für den Einsatzstellenfunk, das andere für den Führungskanal, um mit der Einsatzleitung und den Abschnittsleitern zu kommunizieren. „Man benötigt verschiedene Kanäle, andernfalls würde irgendwann ein großes Chaos ausbrechen“, erklärt Thorsten Peithner.
Die Übung ist in zwei Abschnitte unterteilt. Zum einen die Brandbekämpfung im Wald, zum anderen die Wasserentnahme. Diese befindet sich rund zwei Kilometer entfernt an der Ruhr. Dort ist das Technische Hilfswerk mit einer Schmutzwasserkreiselpumpe im Einsatz. „Wir können bis zu 5000 Liter pro Minute aus dem Fluss pumpen“, sagt Julian Franzen. Er ist Sprecher des THW in Arnsberg. Binnen 40 Minuten haben die THW-Kräfte die Pumpe aufgebaut und Schläuche verlegt. „Wir sind im Ernstfall Dienstleister für die Rettungskräfte und stellen Equipment zur Verfügung. Hier im konkreten Fall sorgen wir für die Wasserentnahme. Wir haben aber auch Notstromaggregate, Netzersatzanlagen zum Beleuchten von Unfallstellen und schweres Gerät wie Radlader oder Telerader“, so Franzen weiter.
Von der Ruhr aus wird das Wasser Hunterte Meter durch dicke Schläuche weitergeleitet bis zu einer Wasserübergabestelle, wo ein Pendelverkehr eingerichtet ist. Dort sind zwei Spülwagen der Stadt Arnsberg im Einsatz, die zwischen der Wasserentnahmestelle und dem Abschnitt zur Brandbekämpfung pendeln. Ein Spülwagen fasst 10.000 Liter Wasser, der andere sogar 11.000 Liter. „Wir können sie im Ernstfall anfordern“, sagt Peithner.
Nach rund sechs Stunden ist die Übung beendet. Und alle Beteiligten sind wieder ein bisschen besser auf den Tag vorbereitet, an dem in Arnsberg der Wald wirklich brennt.