Arnsberg/Sundern/HSK. Einrichtungen in Arnsberg und Sundern betroffen: „Wir-Kitas“ halbieren die Zahl ihrer Lehrstellen und schaffen den „Flex-Pool“ für die Teams ab.
Für die 182 katholischen Kitas in Südwestfalen stehen Veränderungen ins Haus: „Die besorgniserregende Finanzlage, an der insbesondere die unauskömmliche Förderung durch das Land NRW schuldig ist, sorgt auch in den Wir-Kitas für immer deutlichere Einschnitte“, stellt Geschäftsführer Josef Mertens im Bericht für die Gesellschaftervertreter der beteiligten katholischen Kirchengemeinden fest. Betroffen sind auch die Hellweg-Region und die Kitas im HSK. Allein in Arnsberg sind dies 15, in Sundern 7 und in Meschede ebenfalls 7.
Mitgeschäftsführer Michael Stratmann von den drei großen katholischen Trägergesellschaften mit Sitz in Meschede wird dazu in einer Mitteilung aus dem Haus zitiert: Die unzureichende staatliche Finanzierung in Nordrhein-Westfalen habe bei den drei großen katholischen Trägern in Südwestfalen in den vergangenen beiden Kitajahren zu einem finanziellen Defizit in Millionenhöhe geführt, so Stratmann. „Konkret bedeutet das: Den Mitarbeiter-Flex-Pool und unsere offensiven Ausbildungsmaßnahmen in den Wir-Kitas werden wir aufgrund der Finanzsituation nicht fortsetzen können.“
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Die Abschaffung des Flex-Pools, durch den z. B. kurzfristige Personalausfälle ausgeglichen werden konnten, werde in den Kitas vor Ort wieder zu höheren Belastungen der Teams sorgen. „Und auch wenn es unseren Überzeugungen komplett widerstrebt, werden wir die Ausbildungsplätze halbieren müssen“, kündigen die Geschäftsführer für die nächsten Kindergartenjahre an. „Angesichts der Personalknappheit und des akuten Fachkräftemangels in der frühkindlichen Bildung wissen wir, dass auch diese Entscheidung kontraproduktiv ist, aber sie ist alternativlos.“
Personalausfall nicht mehr aufzufangen
Durch den Abbau des „Mitarbeiter-Flex-Pools“ fielen im kommenden Kitajahr neun Wochenarbeitsstunden pro Kitagruppe weg, so Stratmann. Bisher hätten damit Personalausfälle, etwa durch Krankheit, aufgefangen werden können. Nun müssten diese Fehlstunden auf die Schultern der verbleibenden Fachkräfte verteilt werden, was sich in Krankheitsphasen auch negativ auf das Betreuungsangebot vor Ort auswirken könne. Denn durch den Personal-Pool sei es bisher möglich gewesen, kurzfristige Mitarbeiter-Ausfälle auch einrichtungsübergreifend zu kompensieren.
Stratmann bedauerte: „Die über den gesetzlich vorgeschriebenen Rahmen hinaus eingesetzten pädagogischen Fachkraftstunden in den katholischen Kitas können aufgrund mangelnder Refinanzierung durch das Land nicht weiter besetzt werden.“ So habe beispielsweise die „Katholische Kindertageseinrichtungen Hellweg gemeinnützige GmbH“ in den vergangenen Geschäftsjahren ein Defizit von mehr als 6 Millionen Euro ausgewiesen, erklärte Stratmann. Für 2022/23 liege der Jahresfehlbetrag allein bei dieser Trägergesellschaft bei 3,4 Millionen Euro. Hinzu kämen die Verluste der beiden anderen großen Kita-Träger in Südwestfalen.
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Neben der „Katholische Kindertageseinrichtungen Hellweg gemeinnützige GmbH“ (Kreis Soest und Stadt Hamm) sind dies die „Kath. Kitas Hochsauerland-Waldeck gGmbH“ (Hochsauerlandkreis) und die „Kath. Kitas Siegerland-Südsauerland gGmbH“ (Kreis Olpe, Kreis Siegen-Wittgenstein und Stadt Siegen). Zusammen beschäftigen diese drei Gesellschaften rund 3300 Mitarbeiter.
Finanzierung des Landes schuld?
Verantwortlich für die Situation mit erheblichen Finanzierungslücken ab dem Kindergartenjahr 2021/2022 machen die Geschäftsführer die Kostensteigerungen durch Inflation und tarifliche Lohnerhöhungen sowie die unzureichende Finanzierung des Kinderbildungsgesetzes durch das Land NRW. Dies führe landesweit zu immer deutlicheren Einschnitten in allen Kindertageseinrichtungen.
Gerne hätte Josef Mertens den Staffelstab der Co-Geschäftsführung in den Trägergesellschaften der Wir-Kitas sowie als Geschäftsführer des Gemeindeverbandes Mitte im Erzbistum Paderborn mit besseren Nachrichten an seinen designierten Nachfolger Sebastian Schrage aus Ense übergeben. Der 45-Jährige will dafür Sorge tragen, dass eine transparentere Kommunikation zur Finanzsituation künftig für alle Beteiligten – Eltern wie Mitarbeitende – noch deutlicher mache, warum manche Entscheidungen unausweichlich seien.
Inzwischen sind die Vorbereitungen zur Fusion von drei katholischen Kita-GmbH zu der Wir-Kitas gem. GmbH weiter vorangegangen. Hier sind künftig die drei oben genannten GmbH unter einem Dach vereint.