Antfeld. Lennard Adam fährt zweimal täglich durch das Sauerländer Dorf, er will gegen das neue Tempolimit kämpfen. Was er Anwohnern nun vorschlägt.

Seit rund zwei Wochen gilt in Antfeld auf der B7 Tempo 30 während der gesamten Ortsdurchfahrt. Während einige Anwohner endlich aufatmen aufgrund der Lärmminderung und des ruhigeren Tempos der LKW und Autos, sind andere erzürnt. Im Netz wird angemerkt, dass nicht alle Anwohner die neue Regelung befürworten, sie zog gar einen regelrechten Shitstorm in manchen Whatsapp-Gruppen nach sich, wie Ortsvorsteher Martin Aleff gegenüber der WP schildert. Jetzt gibt es sogar eine Petition gegen Tempo 30. Lennard Adam, der sich selbst als Pendler bezeichnet, sammelt im Netz Unterschriften, um die Geschwindigkeitsbegrenzung wieder aufzuheben. Der WP sagt er, wieso er diesen Schritt geht.

Auf change.org unterschreiben Hunderte gegen Tempo 30 in Antfeld

Auf change.org haben bereits 269 Menschen dafür unterschrieben, dass Tempo 30 durch Antfeld aufgehoben wird. Zum Vergleich: Antfeld hat rund 780 Einwohner. Lennard Adam selbst sei beruflich bedingter Pendler, der täglich zweimal durch Antfeld fahre. „Vor der Einführung des Tempolimits habe ich die Erfahrung gemacht, dass weder übermäßige Geschwindigkeitsüberschreitungen noch besondere Lärmbelästigungen oder kritische Verkehrssituationen an der Tagesordnung waren – im Gegensatz zur aktuellen Situation mit Tempo 30“, betont er gegenüber der WP. Durch das Tempolimit habe sich die Ortsdurchfahrt dahingehend verändert, dass der übliche Verkehrsfluss nun künstlich verlangsamt werde, was zu Rückstaus führe. „Zudem entstehen Probleme an der Kreuzung und bei der Überquerung der B7, da der gestauchte Verkehr die Situation erheblich erschwert.“ Er habe mit einer kleinen Gruppe direkter Anwohner der B7 in Antfeld gesprochen. Diese Personen haben laut Adam bisher keine spürbare positive Veränderung des Geräuschpegels wahrgenommen. Lennard Adam betont, dass die Reduzierung auf Tempo 30 in keinem Verhältnis zur marginalen Lärmminderung stehe.

Antfeld
In Antfeld stehen nun die Tempo 30-Schilder.  © WP | Jana Naima Schopper

Vier Gründe gegen Tempo 30 in Antfeld

Vier Gründe nennt Adam in seiner Petition zur Abschaffung des Limits. Da sei zum einen die nur geringfügige Lärmminderung. Diese war ursprünglich der Grund, wieso das Tempolimit durch den Rat der Stadt Olsberg beschlossen worden war. Adam schreibt: „Tatsächlich wurde festgestellt, dass die Motorgeräusche der Fahrzeuge lauter sind als die Reifenrollgeräusche, was zu einer nur marginalen Lärmminderung von maximal 2 dB führt. Diese Reduktion ist im Alltag praktisch nicht wahrnehmbar und stellt somit das eigentliche Ziel, den Lärm zu reduzieren, in Frage.“ Weiterer Punkt auf seiner Liste: Wirtschaftliche Belastungen. Die Geschwindigkeitsbegrenzung führe zu jährlichen Zeitverlusten von etwa 10 Arbeitsstunden pro Pendler. Dies beeinträchtige die Effizienz und wirtschaftliche Leistung der Region. Die aktuelle Verkehrssituation gebe Tempo 30 ebenfalls nicht mehr her. Nach der Öffnung des Langenbergs hätte das Verkehrsaufkommen in Antfeld deutlich abgenommen. Frühere Lärmmessungen seien daher nicht mehr aussagekräftig, und die Tempo-30-Zone erscheine nicht mehr notwendig. Langsam fahrende Lkw würden zudem durch Herunterschalten den Geräuschpegel zusätzlich erhöhen, der stockende Verkehr durch die LKW in der Tempo-30-Zone behindere den Verkehrsfluss und das Einfädeln auf die Bundesstraße.

Pendler durch Antfeld: Hupkonzert befürwortet er nicht

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Obwohl ihm das Tempolimit nicht passt, betont der Pendler aber, dass er mit den übermäßig negativen Reaktionen nichts anfangen kann. „Ich heiße es ausdrücklich nicht gut, dass einige Pendler nun hupend durch den Ort fahren. Allerdings habe ich Verständnis dafür, dass sie sich machtlos fühlen und ihrem Ärger auf diese Weise Ausdruck verleihen. Eine Lösung kann dies jedoch nicht sein – auch deshalb wurde die Petition ins Leben gerufen.“ Er habe zudem vollstes Verständnis für die Anwohner, die sich um die Sicherheit der Kinder sorgen würden. „Diese Sicherheit könnte jedoch ebenso durch gut ausgeschilderte Fußgängerüberwege (z. B. Zebrastreifen am Ortseingang aus Richtung Nuttlar) gewährleistet werden.“

Lennard Adam hat für Antfeld eine andere Idee

Autoverkehr durch Antfeld: Das Dorf erstickt zeitweise im Verkehr.
Autoverkehr durch Antfeld: Das Dorf erstickt zeitweise im Verkehr. © Joachim Aue | Joachim Aue

Eine vollständige Abschaffung des Lärmschutzes (Tempo 30) würde laut Adam nicht alle Beteiligten zufriedenstellen. „Daher schlagen wir in der Petition als Kompromiss vor, das Tempolimit lediglich zwischen 22 und 6 Uhr beizubehalten. So würde der Berufs- und Logistikverkehr nicht übermäßig eingeschränkt, während die Anwohner in ihren Ruhezeiten nicht gestört würden.“ Die beste Lösung für ihn wäre der geplante Neubau der B7n in Richtung Brilon, „da hierdurch insbesondere der Lkw-Verkehr erheblich abnehmen würde. Somit ließe sich auch mit Tempo 50 eine deutliche Lärmminderung erreichen. Da diese in absehbarer Zeit nicht fertig werden kann, bieten wir den vorläufigen Kompromiss von 22 bis 6 Uhr an.“ Die Petition wird an die dafür zuständigen Behörden/Institutionen gesendet. Kurz gefasst, an die Stadt Olsberg, Straßen.NRW und die Kreispolizeibehörde.

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