Winterberg. Wie bleibt der Kirmesplatz zukunftsfähig? Bürger brachten zahlreiche Ideen ein – nun stehen die ersten Maßnahmen zur Umsetzung fest.

Der Kirmesplatz in Winterberg soll zukunftsfähig gestaltet werden, doch wie genau? Diese Frage stand im Mittelpunkt des intensiven Bürgerbeteiligungsprozesses, dessen Ergebnisse nun im Rahmen eines Bürgerdialogs am 29. Januar im Rathaus vorgestellt wurden. Eingeladen hatte Bürgermeister Michael Beckmann. Rund 70 interessierte Bürgerinnen und Bürger folgten der Einladung und sorgten für einen gut gefüllten Ratssaal.

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Breite Beteiligung im Planungsprozess

Das Planungsbüro „plan lokal“ aus Dortmund, vertreten durch Olaf Kasper (Dipl.-Ing. Raumplanung) und Anke Stuhldreier (Stadtplanerin), präsentierte die wesentlichen Ergebnisse des Beteiligungsverfahrens. Der Prozess war breit angelegt: Neben mehreren Bürgerveranstaltungen, darunter eine Perspektivenwerkstatt mit bis zu 180 Teilnehmenden, gab es eine Online-Beteiligung über ein Planportal sowie Gespräche mit Akteuren wie Anliegern, der freiwilligen Feuerwehr Winterberg und den umliegenden Bildungsstätten.

Kirmesplatz Winterberg Bürgerdialog 2025
Das Planungsbüro "plan lokal" aus Dortmund: Olaf Kasper (Dipl.-Ing. Raumplanung) und Anke Stuhldreier. © WP | Bastian Honekamp

„Die Beteiligung war außergewöhnlich hoch. Wir erleben oft in Großstädten, dass solche Verfahren weniger Resonanz bekommen“, betont Anke Stuhldreier. Insgesamt gaben die Bürgerinnen und Bürger 150 Kommentare in der Werkstatt sowie weitere 208 über das Planportal ab. „Man merkt, dass es sich beim Kirmesplatz um einen ganz wichtigen Ort im städtischen Leben handelt. Das dieser nicht einfach zugebaut werden darf und gleichzeitig der Wunsch nach einem Bürgerhaus groß ist, hat der Planungsprozess deutlich gezeigt,“ beschreibt Olaf Kasper seine Erkenntnisse aus dem Austausch der vergangenen Monate.

Ergebnisse: Kirmes bleibt Kirmes – aber der Platz soll attraktiver werden

Ein zentrales Ergebnis des Beteiligungsprozesses: Die Kirmes bleibt weiterhin auf dem Platz bestehen. „Seit 2012 werde ich jeden Kirmesmontag im Landwirtschaftlichen angesprochen: Wie lange gibt es denn die Kirmes noch in Winterberg?“ Diese Frage haben wir nun final beantwortet: Diese Kirmes wird auf diesem Platz noch jahrelang stattfinden“, erklärt das Stadtoberhaupt feierlich. Allerdings besteht breiter Konsens darüber, dass der Platz gestalterisch aufgewertet und in seiner Funktion als Veranstaltungsfläche verbessert werden soll.

„Die haben eigentlich alle gesagt: Die Kirmes muss bleiben.“

Michael Beckmann
Bürgermeister

In Bezug auf die bauliche Entwicklung wurden verschiedene Nutzungsszenarien erörtert, darunter die Errichtung eines Bürger- und Vereinshauses sowie eines Ärztehauses oder seniorengerechten Wohnraums. Besonders das Bürgerhaus stieß während des Planungsprozesses auf große Zustimmung, während zum Ärztehaus unterschiedliche Meinungen vertreten wurden. Auch die Feuerwehrerweiterung am aktuellen Standort wurde mehrheitlich befürwortet. Laut Beckmann steht inzwischen fest, dass die Feuerwehr am aktuellen Standort bleibt und eine Erweiterungsfläche auf dem Kirmesplatz für zukünftige Ausbaumaßnahmen des Feuerwehrhauses reserviert wird.

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Auch skeptische Stimmen kamen zu Wort

Beim Bürgerdialog kamen aber auch skeptische Stimmen zu Wort. „Der Rat hat in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass die Stadt ihr Schwimmbad, die Eissporthalle und die Stadthalle verloren hat, was aus tourismuspolitischer Sicht großen Schaden angerichtet hat. Da die Mehrheit der Ratsmitglieder aus den Dörfern kommt, habe ich große Sorge, dass sie mehr daran interessiert sind, was vor ihrer eigenen Haustür passiert, als daran, was aus unserem Kirmesplatz wird“, äußerte ein Winterberger seine Bedenken.

Diese Sorge konnte Bürgermeister Beckmann schnell entkräften und betonte die breite Zustimmung für den Erhalt der Winterberger Kirmes bei Diskussionen mit Bewohnern und Ratsmitgliedern aus den anderen Ortsteilen der Stadt. „Die haben eigentlich alle gesagt: Die Kirmes muss bleiben“, so Beckmann.

Währenddessen äußerte ein weiterer Teilnehmer des Bürgerdialogs die Sorge, dass es mit der Begrünung übertrieben werden könnte: „Wo später ein Baum steht, kann kein Karussell stehen.“ Ein anderer Anwohner befürchtete hingegen, dass die Parkmöglichkeiten zu drastisch reduziert würden.

Zur Begrünungsfrage versprach der Bürgermeister, dass die Stadt hier planvoll und sorgfältig vorgehen werde. Beim Thema Parkplätze schaltete sich Anke Stuhldreier ein und erklärte, dass die Parkplatzkapazitäten in allen drei Szenarien die Anzahl von 150 bis 200 Parkmöglichkeiten nicht unterschreiten würden. Das entspräche in etwa dem aktuellen täglichen Bedarf.

Flexible Entwicklungsstrategie und nächste Schritte

Die vorgestellten Entwicklungskonzepte sehen eine schrittweise bauliche Entwicklung in definierten Baufeldern vor. „Wir behalten uns aufgrund des Wandels im Umfeld des Kirmesplatzes eine gewisse Flexibilität vor. Es gibt jedoch in allen drei Varianten Konstanten, die dafür sorgen, dass wir uns nicht verbauen. Wir können also jetzt mit ersten Maßnahmen beginnen, ohne bereits genau zu wissen, wie es in 15 bis 20 Jahren auf der Gebäudeseite aussehen wird“, hieß es von den Planern.

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Politisch wurde das Konzept bereits Ende des vergangenen Jahres beschlossen. Nun folgen die Prüfung von Fördermöglichkeiten und die Erarbeitung detaillierter Entwürfe für die Platzgestaltung. Erste Maßnahmen wie die Schulwegsicherung und der Bodenbelag können kurzfristig in Angriff genommen werden. Gleichzeitig wird die Entwässerungsproblematik geprüft, die im bisherigen Planungsprozess als offene Frage identifiziert wurde.

„Der Rat hat uns als Verwaltung beauftragt, die Aufwertung der Fläche konkret zu prüfen und erste Maßnahmen umzusetzen“, erklärte Beckmann. „Wir gehen davon aus, dass wir frühestens 2026 Fördermittel beantragen können.“

Parallel zur Planung für den Kirmesplatz wird im Rahmen des Projekts Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) – Unser Winterberg 2035 ein größerer Blick auf die Innenstadtentwicklung geworfen. Hier sollen auch offene Fragen aus dem Kirmesplatz-Prozess weiter diskutiert werden. Laut Ratsmitglied Timo Bundkirchen sollten die Szenarien aus dem Planungsprozess zudem größer gedacht werden: „Die Ideen, die beim Bürgerbeteiligungsprozess entstanden sind, sehe ich nicht nur für den Kirmesplatz. Diese Ideen sind Ausdruck der Bedürfnisse und Wünsche der Bürger, die gegebenenfalls auch an anderer Stelle umgesetzt werden könnten. Wenn wir beispielsweise auf dem Kirmesplatz wieder eine Schützenhalle hätten, wäre der Platz am Oversum frei und könnte wiederum anderweitig genutzt werden.“

Fazit: Großer Zuspruch für die Neugestaltung

Kirmesplatz Winterberg Bürgerdialog 2025
Der Kirmesplatz in Winterberg soll zukunftsfähig gestaltet werden – doch in welcher Form? Genau diese Frage stand im Fokus eines umfassenden Bürgerbeteiligungsprozesses. © WP | Bastian Honekamp

Der Bürgerbeteiligungsprozess hat gezeigt, dass die Winterbergerinnen und Winterberger großes Interesse an der Entwicklung ihres Kirmesplatzes haben. Der Wunsch für ist da, jedoch mit Bedacht und unter Berücksichtigung der vielseitigen Bedürfnisse.

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Während einige Planungsdetails noch geklärt werden müssen, sind die Grundzüge der Neugestaltung nun festgelegt. Die Verwaltung und der Stadtrat stehen nun vor der Aufgabe, die Impulse aus der Bürgerbeteiligung in konkrete Projekte für die nächsten Jahre zu überführen und die Umsetzbarkeit der vorgeschlagenen Maßnahmen weiter auszuarbeiten und entsprechende Fördermittelanträge zu stellen. Klar ist: Der Kirmesplatz wird sich verändern – aber seine Funktion als zentraler Veranstaltungsort für die Stadt Winterberg bleibt erhalten.