Brilon. Im Netz ärgern sich Briloner seit Wochen über den Räumdienst. Jetzt gibt die Stadt ihren Kritikern Kontra und räumt mit falschen Gerüchten auf.

Massen an Neuschnee haben das Sauerland ins Chaos gestürzt. Nicht nur gab es mehr als 400 witterungsbedingte Einsätze im Hochsauerlandkreis, zahlreiche Unfälle wurden durch die Polizei registriert, oftmals handelte es sich um Autos, die über glatte oder schneebedeckte Straße gerutscht sind. Tatsächlich häuft sich im Netz, wie immer an den schneereichen Tagen, die Kritik am Räumdienst in den Städten. Insbesondere in Brilon äußern viele ihren Unmut. Die Stadt spricht nun Klartext über die Einsätze und kontert auch Kritik, dass zu wenig Fahrzeuge unterwegs seien.

Brilonerinnen und Briloner kritisieren den Räumdienst der Stadt im Netz

29.11.2023, Wuppertal, Wintereinbruch in Wuppertal und Umgebung...
Wintereinbruch im Sauerland: Kommt der Räumdienst noch hinterher? (Symbolbild) © picture alliance / Maximilian Koch | Maximilian Koch

Viele Nutzer schreiben auf eine WP-Anfrage hin, dass die Räumung der Straßen eine „Katastrophe“ sei. Tabea Wagner: „In Messinghausen, abseits der Hauptstraßen, leider eine absolute Katastrophe.“ In lokalen Facebook-Gruppen wird oft bemängelt, dass zu spät oder zu wenig geschoben werde. Viele kritisieren zudem, dass es nun einen Dienstleister weniger gebe, der für die Stadt eigentlich seit Jahren auf den Straßen unterwegs sei.

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Die Stadtverwaltung und der Bauhof kontern die Kritik nun. Bauhof und Fremdunternehmer seien mit 18 Großfahrzeugen, 6 Kleinfahrzeugen und 6 Handkolonnen im Einsatz. Die Räumung erfolgt gemäß Räum- und Streuplan, der drei Dringlichkeitsstufen aufweist. Unter Priorität 1 fallen wichtige Hauptstraßen, Schulen, Krankenhäuser, gefährliche Steigungs- und Gefällestrecken. Zu Priorität 2 gehören Straßen, die einen Sammelcharakter für dahinter liegende Wohngebiete bzw. kleinere Erschließungsbereiche darstellen. Unter Priorität 3 versteht der Räumungsplan Wohnstraßen. „Bei starkem anhaltendem Schneefall werden vordringlich die Strecken der Kategorie 1 und 2 geräumt und gestreut. Es ist möglich, dass einige Strecken der Kategorie 3 an diesen Tagen nur selten bedient werden können“, erklärt die Stadt auf WP-Anfrage.

Brilon
Der Räumdienst in Brilon wird im Netz seit Wochen kritisiert, kommt die Stadt nicht hinterher? Die Verwaltung gibt nun einen Einblick in die Herausforderungen.  © WP | Jana Naima Schopper

Brilon nennt die Gründe für Probleme beim Räumen in der Innenstadt

Dass der Eindruck entstehe, die Stadt komme beim Schieben nicht hinterher, sei falsch: „Bei stark anhaltendem Schneefall und insbesondere bei Temperaturen um den Gefrierpunkt sind die Straßen nach dem Räumen und Streuen wieder in kurzer Zeit mit Schnee bedeckt und es bleibt “seifig“ oder der Schnee wird durch den Verkehr, trotz Salz-Streuung, festgefahren.“ Insbesondere in der Innenstadt komme es auf Grund der Enge dazu, dass durch z.B. den Begegnungsverkehr, den Anlieferungsverkehr, parkende Autos usw. der Schnee wieder auf die Fahrbahn gelange. „Es sieht oft so aus, als wäre noch nicht geschoben worden.“ Das Ziel in dieser Zeit sei, den Verkehr aufrecht zu halten. „Erst nach Abklingen der Niederschläge können die Straßen und Kreuzungen dann ohne Zeitdruck breiter geschoben werden und das Salz kann seine Wirkung entwickeln.“ An einem Tag wie gestern, an dem es den ganzen Tag durchschneit, lassen sich die Straßen also kaum nachhaltig freischaufeln.

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Dass weniger Räumfahrzeuge unterwegs seien, weil ein Dienstleister nicht mehr für die Stadt unterwegs ist, sei falsch. „Die Anzahl der Räumfahrzeuge hat sich gegenüber den Vorjahren nicht verändert“, betont die Stadtverwaltung und richtet eine Bitte an die Bürgerinnen und Bürger: „Um einen zügigen Winterdienst zu ermöglichen, ist auch die Mithilfe der Bürger/innen gefordert. Die Fahrer der Winterdienstfahrzeuge leisten gerade im innerörtlichen Bereich oft Zentimeterarbeit. Um gefahrlos und beschädigungsfrei räumen zu können, benötigen sie eine Fahrgasse von mindestens 3 Metern. Hier treten aber immer wieder Probleme durch unachtsam abgestellte Fahrzeuge auf.“ Damit beim Räumeinsatz keine unnötigen Zeitverzögerungen und vor allem keine Schäden an Fahrzeugen auftreten, wurden die Fahrer durch die Stadt angewiesen, in solchen Bereichen, in denen die Mindestbreite nicht eingehalten wurde, die Arbeiten umgehend abzubrechen. „Das Personal der Fremdunternehmer und des Bauhofes arbeitet mit großem Einsatz dafür, um die Belastung für die Bürger/innen so gering wie möglich zu halten und einen gefahrlosen und störungsfreien Verkehrsfluss unter den unterschiedlichen und oft schnell wechselnden Witterungsverhältnissen zu ermöglichen, es kann aber nicht an allen Orten gleichzeitig sein“, so die Stadt.

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Sauerländer nehmen die Stadt Brilon beim Räumen nun in Schutz.
Sauerländer nehmen die Stadt Brilon beim Räumen nun in Schutz. © VRD - stock.adobe.com | stock.adobe.com

Nach den beiden schneereichen Tagen nehmen allerdings zahlreiche Brilonerinnen und Briloner den Räumdienst in Schutz. So schreibt Anja Middelmann via Facebook: „Der Schneeräumdienst kann auch nicht überall gleichzeitig sein.“ Anja Heimann betont: „Mit der Sicht vom 9.1. war der Räumdienst rund um die Uhr am arbeiten, wer meint er könnte es besser der sollte sich seine Schneeschaufel nehmen und selbst mal anfangen und zumindest vor seiner Tür anfangen zu schieben.“ Und Sabine Flottmann schreibt: „Wir können froh sein dass dass die rund um die Uhr für uns die Straße frei machen.“

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