Winterberg. Touristen überrennen Parkplätze und Pisten in Winterberg. Die Stadt kann das Chaos nicht bewältigen. Sauerländer reagieren zunehmend wütend.

In Winterberg ist am Wochenende erneut Chaos auf den Straßen in und rund um den Wintersportort ausgebrochen. Eine Kombination aus technisch erzeugtem Schnee und etwa 15 Zentimetern Neuschnee sorgte für ideale Pistenbedingungen für Ski- und Snowbardfahrer, zogen aber auch zahlreiche Tagesausflügler an. Insgesamt standen den Gästen über 40 Ski- und Rodellifte in neun Gebieten zur Verfügung, darunter auch in Winterberg. Der Besucherandrang allerdings sorgte für chaotische Stauverhältnisse, volle Parkplätze und frustrierte Anwohner. Nadine Schmidt schreibt via Facebook unter einen WP-Beitrag: „The same procedere as every year“ - zu deutsch: Dieselbe Prozedur wie in jedem Jahr. Das fühlen wohl auch zahlreiche andere Sauerländer, die unter der WP-Berichterstattung teils kritische Debatten über fehlende Infrastruktur und unerträgliche Zustände führen.

Chaos in Winterberg: Touristen überrennen Parkplätze und Pisten

So schreibt Anna Stiegler: „Herzlich Willkommen zur zurückgebliebenen Infrastruktur im HSK. Über die B7n wird ja auch erst seit über 20 Jahren diskutiert.“ Dirk Falkner schreibt: „Noch mehr Werbung machen, dann kommt man gar nicht mehr zum Arbeitsplatz oder nach Hause. Vielleicht erst mal die Infrastruktur ausbauen und anpassen.“

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Siglinde Schneider kann nicht verstehen, dass es stets so ein Verkehrschaos an den Wintersportwochenenden gibt. „Seit Wochen lese ich die Werbung für Winterberg. Lifte werden immer weiter ausgebaut. Schneekanonen waren schon sehr früh im Einsatz. Jetzt ist es auf einmal zuviel. Muss man dann mit rechnen, würde ich sagen, oder wem soll nun ‚erlaubt‘ werden, einen Tagesausflug zu machen oder nicht - sollen die morgens anrufen, ob sie losfahren dürfen? Vielleicht auf die Website schauen, wieviele noch ‚reinpassen‘.“ Sie zieht den Vergleich zur Pandemie, damals habe man auf den Webseiten und auch an den Autobahnen schon auf belegte Parkplätze hingewiesen. Auch Anette Koenemann kann nicht verstehen, wieso Hinweise nicht beachtet werden: „Wenn man sich die Fotos anschaut, dann zweifelt man an dem Verstand derer, die offenbar Entspannung im Stau suchen. Aber das ist ja nichts Neues.“ Eine weitere Nutzerin schreibt: „Muss ich nicht haben diese Menschenmassen. Da ist so ein Gedränge auf der Piste, da kann man ja gar nicht richtig Ski fahren oder gar rodeln. Auch die Anfahrt und Parkplatzsuche muss ich nicht haben. Es gibt im Sauerland auch außerhalb von Winterberg schöne Ecken für Wintersport, die nicht so überlaufen sind.“

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Tausende Menschen auf den Pisten rund um Winterberg: Am Samstag waren die Skigebiete voll mit Skifahrern, Snowboardern und Rodlern.  © Mark Clemens | Mark Clemens

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Sauerländer kritisieren unerträgliche Zustände in Winterberg

Carsten Höhle ist indes überzeugt, dass die Politik sich das Problem selbst eingebrockt habe: „Die Situation geht ja nun bereits mehr als genug durch die Medien, da kann ich zum einen kein Mitleid mit denjenigen haben, die sich das antun, zum anderen aber auch nicht mit der Gemeinde Winterberg… Das ist doch von der Politik so gewollt, dass die Anwohner das ernsthaft möchten, kann ich mir nicht vorstellen.“

Fehlende Infrastruktur in Winterberg: Das Problem müsse offener diskutiert werden

Christoph Peters wünscht sich, dass die Thematik der fehlenden Infrastruktur, die so viele bemängeln, mehr in der Öffentlichkeit stattfindet: „Stetig wachsender Tourismus von dem einige wenige massiv profitieren, während die Infrastruktur nicht ausgebaut wurde. Tausende Autos fahren über die gleichen Straßen, die in den 50er und 70er Jahren für sehr viel weniger Touristen gebaut wurden. Die Versuche in Winterberg das mit KI zu lösen, sind süß aber offensichtlich völlig wirkungslos. Denn KI schafft nicht mehr Platz.“ Das gleiche Problem gebe es übrigens auch in Südtirol. „Dort gibt es einen Hotelbettenbaustopp und ohne vorher gebuchte online Tickets kommt man überhaupt nicht in die Nähe touristischer Angebote. Wenn Winterberg nicht aufhört sein Angebot massiv auszuweiten, wird sich das Problem weiter verschärfen.“

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Rene Pla hat einen Vorschlag: „Bessere und neue Zufahrtswege von allen Richtungen, Autobahn verlängern in Richtung Winterberg und bessere oder neue Zuganbindung an Ruhrgebiet, Rheinland und Hessen.“ Entspannung könnten diese Vorschläge bringen, leicht umzusetzen sind diese Initiativen natürlich nicht.

Sauerländer wissen genau: Winterberg braucht die Touristen aber auch

Viele wollen aber auf die Touristen nicht verzichten und wissen um die Wichtigkeit für die Region. So schreibt Erna Bauerfeind: „Wenn keiner kommt, wird auch gejammert. Man kann es keinem Recht machen.“ In einem weiteren Kommentar heißt es: „Ohne den Tourismus wäre unser Sauerland nix. An alle die nur heulen, freut euch über jeden Touristen der kommt.“

Ähnlich argumentiert Stefan Herr: „Tja... Wintertourismus... weinen im Sommer auch alle? Wenn Campingplätze, Hotels und Flüge ausgebucht sind, wie auch die Staus in den Ferien? Wer jammert, wohnt am falschen Ort. Ist ja nicht erst seit paar Jahren so. Wer dahin zieht, weiß was da los sein kann. Und jeder Anreisende weiß, dass nicht nur man selbst auf die Idee kam.“

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