Medebach. In Medebach will man sich vor zukünftigen Überschwemmungen schützen. Neue Brückenkonstruktionen sollen dabei helfen, die Menschen zu schützen
Die Stadt Medebach hat in den vergangenen Jahren intensiv an der Verbesserung ihres Hochwasserschutzes gearbeitet. Im Fokus steht derzeit die Fertigstellung eines umfassenden Hochwassermanagementkonzepts, das in der ersten Jahreshälfte 2025 veröffentlicht werden soll. Bürgermeister Thomas Grosche gibt einen Überblick über den Stand der Dinge und die bisherigen Fortschritte.
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Hochwassermanagementkonzept: Eine strukturierte Herangehensweise
Das Konzept basiert auf Starkregensimulationsdaten, die durch das Dezemberhochwasser 2023 verifiziert wurden. Damit konnten wichtige Hochwasserschwerpunkte identifiziert werden. Die daraus resultierenden Maßnahmen, sowohl organisatorisch als auch baulich, werden laut Grosche die kommunale Arbeit in den kommenden Jahren prägen. Besonders die baulichen Maßnahmen sollen priorisiert und schrittweise umgesetzt werden, da begrenzte personelle und finanzielle Ressourcen eine gleichzeitige Umsetzung aller Projekte unmöglich machen.
Bereits umgesetzte Maßnahmen nach dem Hochwasser 2023
Im Jahr 2024 wurden insbesondere kurzfristige Maßnahmen umgesetzt, um die Auswirkungen zukünftiger Hochwasserereignisse zu minimieren. Dazu zählt das Ausbaggern verlandeter Brücken in den besonders betroffenen Ortsteilen Referinghausen und Oberschledorn. Ziel war es, den Durchfluss unter den Brücken zu erhöhen und ein Aufstauen des Wassers bei Hochwasserereignissen zu verhindern. Zusätzlich wird derzeit die Orkebrücke in Medelon erneuert, wobei die neue Konstruktion ohne Mittelpfeiler die Gefahr von Treibgutstaus deutlich reduzieren soll.
Langfristige Projekte: Zeit- und Planungsaufwand
Längerfristige Maßnahmen wie der Bau von Rückhaltebecken, Schutzmauern oder Deichen sind ebenfalls Teil des geplanten Hochwassermanagements. Solche Projekte erfordern jedoch umfangreiche Planungen und müssen zahlreiche Faktoren wie Wasserrecht, Naturschutz und Eigentumsfragen berücksichtigen. Diese komplexen Anforderungen verlängerten die Realisierungszeit erheblich, sagt Grosche
Kanalsystem und mobile Schutzmaßnahmen
Die Dimensionierung des Kanalsystems in Medebach folgt den technischen Normen, die eine Auslegung nur für regelmäßig wiederkehrende Regenereignisse vorsehen. Eine Überdimensionierung für extreme Starkregenereignisse wäre laut Grosche nicht wirtschaftlich und technisch unpraktikabel. Mobile Hochwasserschutzsysteme sind derzeit in der Stadt nicht im Einsatz. Stattdessen setzt Medebach auf dauerhafte Lösungen und renaturierende Maßnahmen, die kleinere Hochwasserwellen abmildern können.
Frühwarnsysteme und Sirenen
Ein eigenes kommunales Frühwarnsystem ist nicht in Planung, da bestehende bundesweite Systeme wie die NINA-App und KATWARN als ausreichend angesehen werden. Statt einer zusätzlichen App setzt Medebach auf die Verbesserung der bestehenden Warnmöglichkeiten. Bis 2025 sollen die Sirenenanlagen der Stadt aufgerüstet werden. Die neuen Sirenen werden mit Sprachmodulen ausgestattet, die im Ernstfall gezielte Warnungen ausgeben können.
Pegelstände und Informationen
Bürgerinnen und Bürger können Echtzeitdaten von Pegelmessungen über die App „Meine Pegel“ abrufen. Die Stadt prüft zudem die Nachrüstung von Pegelmessungen für die Wilde Aa im nördlichen Stadtgebiet, die im Rahmen des Hochwasserrisikomanagements erfolgen soll.
Notfallpläne und Evakuierungen
Für den Fall einer Überschwemmung ist Medebach sei man mit einem strukturierten Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) gut vorbereitet. Evakuierungsrouten und Sammelplätze werden je nach Lage und Situation festgelegt. Häufig kommen Schützenhallen oder andere höher gelegene Gebäude als Sammelplätze zum Einsatz. Beim Dezemberhochwasser 2023 hat sich die gute Zusammenarbeit mit lokalen Vereinen bewährt, wie etwa mit dem Schützenverein Oberschledorn, der eine Schützenhalle für eine geplante, aber letztlich nicht notwendige Evakuierung bereitgestellt hat.
Eigenverantwortung und Informationsangebote
Bürgerinnen und Bürgern wird empfohlen, sich eigenständig über Hochwasserschutzmaßnahmen zu informieren. Das Bundesamt für Katastrophenschutz bietet umfangreiches Informationsmaterial zur Eigenvorsorge. Zudem können Gebäudeeigentümer individuelle Schutzmaßnahmen mit Architekten oder Ingenieuren abstimmen. Nach Abschluss des Hochwassermanagementkonzepts sollen weitere Informationskampagnen auf kommunaler Ebene folgen.