Hesborn/Thale. Eisbildhauer Joachim Knorra aus Hallenberg schnitzt selbst phantasievolle Kunstwerke aus Eisblöcken. Jetzt war er sogar Juror beim Weltcup.

Mal eben nach Peine, dann nach Bocholt, an diesem Wochenende nach Medebach auf den Weihnachtsmarkt und dann wieder nach Düsseldorf oder Frankfurt. In die Metropolen lieferte er zuletzt jeden Tag morgens um 5 Uhr im Rahmen einer Fachmesse für eine Firma einen Eisblock, in den ein Ventil eingefroren war. In der eisigen Jahreszeit hat Eisbildhauer Joachim Knorra aus Hesborn besonders viel zu tun. Dass er selbst mit Säge, Meißel, Messer und Geschick aus gefrorenem Wasser vergängliche, aber phantastische Kunstwerke herstellt, ist für ihn seit über 30 Jahren Tagesgeschäft. Dafür ist er weit über die Region hinaus bekannt. Mal schnitzt er eine Violine aus Eis für das Geburtstagsbuffet von Stargeiger Andre Rieu, mal für eine Silvestergala an der Mosel, mal einen Engel aus Eis für eine Beerdigung. Dass der 61-Jährige aber für den Weltcup im Eiscarving – also im Eisskulpturen-Schnitzen - in die Jury berufen wird, das ist schon etwas Besonderes.

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„Vergangenes Jahr wurde dieser Weltcup nach mehreren Auflagen im Ausland erstmals in Deutschland ausgerichtet. Termin war sonst immer der dritte Advent, an dem ich aber anderweitig gebucht war. Diesmal war das Ganze im November; leider hatte ich die Bewerbungsfrist verpasst“, erzählt Knorra. Als er aber mit den Veranstaltern näher ins Gespräch kommt, fragen die ihn, ob er nicht stattdessen Lust habe, in der Jury mitzumachen. Und die Entscheidung hat er gar nicht erst lange auf Eis gelegt. Knorra: „Das ist in der Szene schon ein sehr hochkarätiger Wettkampf mit Teilnehmern u.a. aus Holland, Tschechien, der Mongolei, Italien, Polen, Lettland und sogar aus dem Senegal. Insgesamt waren es 12 Künstler, die an zwei Tagen neun Tonnen Eis verarbeitet haben.“

Eine Frau steht auf dem Eisskulpturen Weltcup neben einem bearbeiteten Eisblock. Zum Eisskupturen Weltcup reisten sechs Teams aus verschiedenen Nationen an. Der Wettbewerb in Thale startete mit einem Teamwettbewerb, bei dem die Teilnehmer eine Figur innerhalb einer vorgeschriebenen Zeit fertigen mussten.
Eine Frau steht auf dem Eisskulpturen Weltcup neben einem bearbeiteten Eisblock. Zum Eisskupturen Weltcup reisten sechs Teams aus verschiedenen Nationen an. Der Wettbewerb in Thale startete mit einem Teamwettbewerb, bei dem die Teilnehmer eine Figur innerhalb einer vorgeschriebenen Zeit fertigen mussten. © dpa | Matthias Bein

1,20 Meter hoch, 50 Zentimeter breit und 25 Zentimeter tief – das sind die Maße der Eisblöcke, die eigens aus einer Fabrik in Polen zu dem Weltcup nach Thale in den Harz geliefert wurden. „Beim Team- und auch beim Einzelwettbewerb bearbeiteten die Künstler ihre Werke zwischen vier und sechs Stunden am Stück. Zum Teil wurden die Blöcke mit Staplern übereinandergelegt, so dass riesige Skulpturen entstanden.“ Als Juror musste Knorra darauf achten, dass die Eis-Kunstwerke auch wirklich dreidimensional und nicht einfach nur ein Relief waren. Abstrakt zu arbeiten, war erlaubt, aber die Arbeit musste einen Wiedererkennungswert haben. Und der Künstler musste für den Juror nachvollziehbar erklären können, was da aus seiner Hand entstanden war“, sagt der Sauerländer. Es ging dabei um richtige Proportionen, um Figürlichkeit, handwerkliche Umsetzung,  Ausnutzung des Blocks oder auch um den Schwierigkeitsgrad. Aus sieben Bewertungskriterien waren maximal 100 Punkte zu holen. „Jeder gab seine eigene Beurteilung ab. Aber im Großen und Ganzen waren wir uns im Endergebnis einig. Qualitativ waren alle sehr gut, dennoch trennte sich nach den ersten Dreien auch die Spreu vom Weizen.“

Ein Teilnehmer des Eisskulpturen Weltcups bearbeitet einen Eisblock mit einem Werkzeug.
Ein Teilnehmer des Eisskulpturen Weltcups bearbeitet einen Eisblock mit einem Werkzeug. © dpa | Matthias Bein

1000 Euro gab es für den Erstplatzierten, der diesmal aus den Niederlanden kommt und sich durch seinen Sieg für die Olympiade 2026 in Italien qualifiziert hat. „Viele Eiskünstler sind über die Arbeit mit Holz und Kettensäge zu dem Hobby gekommen“, erzählt Joachim Knorra. Er selbst hat nach einer Bäckerlehre und mehreren Berufsjahren als Koch 1988 bis 1993 mehrere Lehrgänge im Eisskulpturenschnitzen absolviert. Parallel zu seiner hauptberuflichen Arbeit als Maschineneinrichter oder Hausmeister hat er seiner eisigen Passion im Lauf der Jahre immer mehr Platz eingeräumt. Im Hallenberger Eishäuschen, dem wahrscheinlich kleinsten und zugleich „coolsten“  Eismuseum Deutschlands, bietet er auch Eisschnitzkurse an, die gern von Einzelpersonen aber auch als Firmen-Events gebucht werden.

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Zuletzt zog ihn das ZDF für einen Fernsehfilm zu Rate. Zwei Tage war Knorra als Berater bei den Dreharbeiten in Hamburg tätig, weil in dem Film mit Tom Beck („Alarm für Cobra 11“) auch das Eisschnitzen eine Rolle spielt. Ein Ausstrahlungstermin steht noch nicht fest

Zurück zum Welt-Cup im Harz: Die Teilnahme als Juror war für Joachim Knorra eine wichtige und wertvolle Erfahrung. Beim nächsten Mal möchte er im Harz aber selbst an der Veranstaltung teilnehmen und sich dann für die Olympiade qualifizieren. Die Kuh - sprich den Titel - würde er für sich gern vom Eis holen...