Hochsauerlandkreis. Zu wenige lassen sich auf HIV testen. Die AIDS-Beauftragte Christel Blumenstein-Carrara warnt: viele Menschen sind HIV-positiv, ohne es zu wissen
Am 1. Dezember ist Welt-AIDs-Tag. Ein Tag, an dem das Bewusstsein für HIV und AIDS geschärft werden und Solidarität mit jenen Menschen gezeigt werden solle, die mit HIV infiziert oder an den Folgen der Infektion gestorben sind. Das schreibt der Hochsauerlandkreis in einer aktuellen Pressemitteilung. Wie sich die Infektionszahlen entwickeln und warum man mehr über AIDS und den HI-Virus sprechen sollte, erklärt die Kreis-AIDS-Beauftragte Christel Blumenstein-Carrara:
Eine Behandlung im frühen Stadium kann Leben retten
Zunächst einmal muss man bei den Begriffen HIV und AIDs differenzieren: entgegen der Annahme vieler Menschen handelt es sich dabei nicht um dasselbe. Die Abkürzung HIV steht für das „Human Immunodeficiency Virus“, was man im Deutschen mit „menschliches Abwehrschwäche-Virus“ übersetzen kann. Warum eine Infektion mit dem HI-Virus so gefährlich ist, erklärt das Bundesministerium für Gesundheit (BMG): Dabei werde das Immunsystem des Körpers nachhaltig geschädigt, wodurch für einen erkrankten Menschen selbst solche Krankheiten lebensgefährlich werden können, die bei einem nicht infizierten Menschen meist kein großes Problem darstellen. Werde eine HIV-Infektion nicht behandelt, könne sie zu einer AIDS-Erkrankung führen: „AIDS steht für ‚Acquired Immunodeficiency Syndrome‘ und bedeutet ‚Erworbenes Immunschwächesyndrom‘“, erläutert das BMG. Eine AIDS-Erkrankung gilt als nicht heilbar und tödlich für die Betroffenen.
Umso wichtiger sei es deshalb auch, die Gesellschaft für das Thema zu sensibilisieren und zu präventiven Maßnahmen und HIV-Tests zu ermutigen, wie Christel Blumenstein-Carrara erklärt: „Ein HIV-Test kostet nichts - ist aber viel wert.“ Denn wenn eine HIV-Infektion frühzeitig erkannt werde, könne eine Behandlung mit modernen Medikamenten erfolgen. Zwar werde die Infektion dadurch nicht geheilt, aber die Virus-Last würde effektiv unterdrückt und die gesundheitlichen Folgen so gering wie möglich gehalten. Auch das Ansteckungsrisiko werde durch die Behandlung erfolgreich minimiert. „Heute ist es so, dass Menschen, die medikamentös wegen ihrer HIV-Infektion behandelt werden, nur noch sehr selten durch das Virus erkranken“, erklärt die AIDS-Beauftragte.
Lesen Sie auch
- Die K-Frage in der SPD: Doppelte Wende von Dirk Wiese
- Klare Strategie: So schafft Willingen den Party-Tourismus ab
- Trotz Kind: Katharina Bigge gibt ihr Unternehmen nicht auf
- Diese Schützenbruderschaften im Sauerland wollen fusionieren
Viele Menschen wissen nichts von ihrer Infektion
Betrachtet man die HIV-Infektionszahlen in Nordrhein-Westfalen, wird eines jedoch erschreckend deutlich: Für viele Menschen kommen die Tests zu spät. Von schätzungsweise 660 Neuinfektionen im vergangenen Jahr hätten sich mehr als die Hälfte bereits in einem fortgeschrittenen Stadium befunden, bei vielen habe schon eine AIDS-Erkrankung vorgelegen. „Diese Zahl ist deshalb so bedenklich, da durch einen HIV-Test eine frühzeitige Diagnose und Behandlung hätte erfolgen können“, betont Christel Blumenstein-Carrara. Auch die Dunkelziffer von unerkannten HIV-Infektionen schätzt die Kreisbeauftragte als sehr hoch ein: „Laut Robert-Koch-Institut leben ca. 1700 HIV-positive Menschen in NRW, die von ihrer HIV-Infektion nichts wissen.“
Auch im Hochsauerlandkreis würden einige Menschen mit einer HIV-Infektion leben, bestätigt die AIDS-Beauftragte. Genaue Zahlen für den HSK gebe es jedoch nicht. Für ganz Nordrhein-Westfalen belaufe sich die Gesamtzahl der infizierten Menschen auf rund 20.400 Personen. Die AIDS-Beauftragte wirbt für Verständnis und Solidarität in Hinblick auf die Betroffenen, die in der Vergangenheit mit einem großen gesellschaftlichen Stigma zu kämpfen hatten und sich auch heute noch vor der Diskriminierung fürchten. Aufgrund von Scham und der Angst vor Ausgrenzung würden sich viele Menschen erst gar nicht trauen, Testangebote und Präventionsmaßnahmen wahrzunehmen. Dadurch steigt die Gefahr, dass Infektionen erst im späten Stadium erkannt werden, enorm. Die Angst vor der Diskriminierung sei oft größer als die Angst vor den gesundheitlichen Risiken, erklärt Christel Blumenstein-Carrara.
Um eine Beratung zu erhalten oder einen Test zu machen, könne sich jeder an das Kreisgesundheitsamt wenden. Die Tests bei der AIDS-Beratung seien kostenlos, auch Anonymität werde gewährleistet. „Die AIDS-Beratung des Hochsauerlandkreises steht allen für Fragen und individuelle Beratung zur Verfügung.“