Marsberg. Viel Leerstand im Kaufhaus Henke: Die neuen Besitzer wollen das Gebäude im Herzen von Marsberg wiederbeleben. Was dort geplant ist:
Das Kaufhaus Henke war einmal das schlagende Herz der Marsberger Innenstadt: Über mehrere Etagen tummelten sich Kunden, Verkaufspersonal, Lieferanten und Schaulustige. Heute stehen große Teile des ersten Obergeschosses leer, erstrecken sich verlassene Flure und Hallen dort, wo früher Waren in den Regalen auf neue Besitzer warteten. Und seit kurzem verläuft quer über die Fensterfront ein Schriftzug: ‚Gewerbeflächen zu vermieten‘. Die Eigentümer Felix Hagelüken, Stefan Karte und Jürgen Jolmes wollen das alte Marsberger Kaufhaus wieder aus der Versenkung holen.
Kaufhaus Henke in Marsberg: Eine Zeitreise
Ein kleiner Holzverschlag und ein paar Meter Parkettboden inmitten einer leeren Halle - das ist alles, was von dem früheren Restaurant im ersten Obergeschoss noch übrig ist. Die Wände sind kahl, aus der Decke ragen Lampenkabel, die ganze Etage ist quasi entkernt und von Leichtbauwänden durchzogen. Heute erinnert nichts mehr an das goldene Zeitalter des Kaufhauses Henke, doch viele Marsberg daran erinnern: An die weitläufigen, in der Adventszeit weihnachtlich dekorierten Verkaufsräume mit Schuhen, Kleidung, Haushaltswaren und Spielsachen. An die Rolltreppen, die Kunden von den Auslagen im Erdgeschoss hoch zur Lederwaren- und Wäscheabteilung transportierten. An das Restaurant mit den großen Fenstern und Blick auf das geschäftige Treiben auf der Hauptstraße. Eine glanzvolle Zeit, die mit der Jahrtausendwende langsam zu Ende ging: Nach und nach zogen sich immer mehr Geschäfte aus dem Kaufhaus zurück, 2007 verkauften Alfons und Christine Henke das Gebäude an eine ausländische Firma. Diese habe sich in den vergangenen 15 Jahren nicht um die Gebäudeentwicklung gekümmert und kaum etwas investiert, erklärt Felix Hagelüken. Der Inhaber der angrenzenden Diemeltal-Apotheke ist einer der drei Gesellschafter, die das alte Kaufhausgebäude übernommen haben. Gemeinsam wollen sie ihm nun nach und nach neues Leben einhauchen: „Wir wollen nicht beim Verfall des Gebäudes zugucken.“
„Wir wollen nicht beim Verfall des Gebäudes zugucken.“
Im Erdgeschoss werden die Räume aktuell bewirtschaftet, dort befinden sich beispielsweise der Schuhhandel Schweizer, der Mobilfunkshop Ashop und eine Tedi-Filiale. Zuletzt eröffnete im vergangenen April eine Woolworth-Filiale im ersten Obergeschoss - ein großer Erfolg für das Gesellschafterteam, findet Felix Hagelüken: „Die gelungene Ansiedlung von Woolworth war ein erster Schritt in die richtige Richtung. Daran wollen wir anknüpfen.“ Zunächst wolle man sich auf die übrigen Flächen im ersten Obergeschoss konzentrieren: hier warten aktuell rund 500 Quadratmeter Raumfläche auf neue Pächter. Um diese zu finden, veröffentlichten die Inhaber Anfang des Monats ein Inserat auf dem Onlineportal Kleinanzeigen.de, mit einem veranschlagten Mietpreis von 10-12 Euro pro Quadratmeter. Das große Areal, das mit mehreren privaten Treppenaufgängen und Aufzügen erreicht werden kann, eigne sich beispielsweise für Lager- oder Büroflächen, aber auch für soziale Dienstleistungsangebote wie eine Tagespflege oder ein Fitnessstudio. „Die Nutzungsmöglichkeiten sind vielfältig, es gibt viel Anpassungs- und Gestaltungsspielraum“, erläutert Felix Hagelüken. So könne man die Räume auch aufteilen und teilnutzen, ausweiten und baulich umgestalten - für interessierte Mieter wollen die Bauherren auch individuelle Wünsche möglich machen.
Absehbar auch Gastronomie und Außenbereich in Marsberg zu vermieten
Gemeinsam plane das Inhaberteam große Investitionen in die Entwicklung des Gebäudes: „Da sprechen wir von einem mittleren sechsstelligen Betrag“, so Felix Hagelüken. Die alte Kaufhausetage werde neu erschlossen, umfassend renoviert, energetisch saniert und isoliert auch neue Brandschutzmaßnahmen würden umgesetzt. Das Vorhaben sei nicht nur ein großer finanzieller und planerischer Aufwand, mit Blick auf die hohen Auslastung der Handwerker- und Fachbetriebe und die damit verbundenen Wartezeiten werde es auch zur Geduldsprobe: „Wir beißen uns durch. Wir sind zuversichtlich, dass wir das Gebäude voranbringen können.“
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Auch für die ungenutzten Flächen in der zweiten Etage wolle das Team in Zukunft neue Nutzungsmöglichkeiten entwickeln, in absehbarer Zeit werde auch die Gastronomie im Erdgeschoss mit dem dazugehörigen Außenbereich frei. „Das hier schon bald ein Nachfolgeangebot geschaffen wird, ist uns sehr wichtig“, sagt Felix Hagelüken und betont weiter, dass neue Pächter auch dort viel Gestaltungsspielraum erhalten: „Umbau, Erweiterungen, Ausweitung der Außengastronomie - wir sind da sehr offen für gute Konzepte.“
Den Standort in Marsberg nicht aufgeben
Für Marsberg und seine Bürger ist es wichtig, dass Gebäude wie das alte Henke-Kaufhaus nicht aufgegeben werden - das findet auch Anja Daoudi. Die Marsberger Citymanagerin sieht in dem großen Haus im Zentrum der Stadt einen wichtigen Bezugspunkt für die Menschen: „Das hier ist für viele Marsberger ein Ort voller Erinnerungen, aber eben auch ein zentraler Bezugsort.“
Früher war das Kaufhaus Henke ein Ort, an dem sich Menschen begegnen konnten und sich ein wichtiger Teil des städtischen Alltags abspielte. Mit Blick auf den zunehmenden Rückzug von Einzelhandelsunternehmen, aber auch von der Stadtverwaltung und dem Archiv aus dem Innenstadtkern drohen solche Orte auszusterben. Daher sei die Bewirtschaftung von Gebäuden wie dem ehemaligen Kaufhaus entscheidend für de Entwicklung der Innenstadt, wie Anja Daoudi betont: „Wir wollen, dass es hier weitergeht. Wenn das Haus belebt ist, ist das auch gut für die umliegende Infrastruktur.“
Damit das funktioniert, gebe es jedoch einige Herausforderungen zu überwinden: Die Größte sei, neue Konzepte für Räume wie die des ehemaligen Kaufhauses zu entwickeln, die auch den Marsberger Bürgern nutzen. „Das Kaufhauskonzept ist nicht mehr zeitgemäß, Einzelhandel hat es hier schwer“, erklärt Anja Daoudi. Das Potenzial des Standorts sei weiterhin groß, mit seiner zentralen Lage und der unmittelbaren Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, dem Angebot an Parkplätzen, Fahrstühlen und Lastenaufzügen. Jetzt gelte es, Unternehmen dafür zu gewinnen, wieder Fuß in der Innenstadt zu fassen und das Potenzial hier zu erkennen. „Wir müssen uns wieder ins Bild bringen.“