Hochsauerlandkreis/Brilon. Wir kaufen im Juli 2022 Produkte im Hit Brilon ein. Im November 2024 wiederholen wir exakt diesen Einkauf. Hier das Ergebnis des Inflation-Tests.
Wer dieser Tage durch die Regale des Hit-Markts in Brilon schlendert, der reibt sich verwundert die Augen. Kichererbsen für 2,78 Euro, Aufbackbrötchen für 1,19 Euro - was einst als günstiges Grundnahrungsmittel galt, ist zum Luxusprodukt geworden. Ein Warenkorb, der vor zwei Jahren noch knapp 50 Euro kostete, schlägt heute mit fast 55 Euro zu Buche. Hier, zwischen Konservenregalen und Gemüseauslage, wird deutlich, was die Deutschen derzeit umtreibt: Die schleichende Verteuerung des ganz normalen Lebens.
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Diese Produkte sind deutlich teurer geworden
Besonders stark betroffen bei unserem Experiment in Brilon: Gemüse, Brotprodukte und Konserven. Die Teuerungswelle zeigt sich in allen Preiskategorien und bestätigt damit den europaweiten Trend steigender Lebenshaltungskosten. Laut Eurostat stiegen die Verbraucherpreise in der Eurozone im Oktober um zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr, und der starke Preisdruck wirkt sich auch auf den täglichen Einkauf in Brilon spürbar aus.
Besonders auffällig ist der Anstieg bei bestimmten Grundnahrungsmitteln, die im Hit-Markt Brilon deutlich teurer wurden. Produkte wie Aufbackbrötchen und Kichererbsen haben sich teils verdoppelt oder sogar verdreifacht. Die Kosten für Kichererbsen etwa stiegen von 0,99 Euro im März 2022 auf 2,78 Euro im November 2024 – ein Plus von fast 200 Prozent. Aufbackbrötchen, die im März 2022 noch für 0,49 Euro zu haben waren, kosten jetzt 1,19 Euro. Auch bei Gemüse sind die Anstiege spürbar: Möhren verteuerten sich von 1,99 Euro auf 2,19 Euro pro Kilogramm, und der Preis für Tomaten zeigt Schwankungen, blieb aber im Durchschnitt auf hohem Niveau.
Inflationswelle in Europa
Diese Preissprünge stehen im Kontext einer übergreifenden Inflationswelle, die Europa seit mehreren Jahren belastet. Nach Einschätzungen von Experten tragen mehrere Faktoren zur Kostensteigerung bei. Der Ukraine-Krieg und seine Folgen für die globalen Märkte sowie die wirtschaftlichen Verwerfungen der Corona-Pandemie haben die Lieferketten unter Druck gesetzt und Rohstoffe sowie Energie teurer gemacht. Hinzu kommen die Effekte des Klimawandels: Besonders der Dürresommer in Spanien, einem der Hauptlieferanten für Olivenöl, führte zu einem Rückgang der Ernte. Die Folge: Olivenöl verteuerte sich seit 2020 um 112,6 Prozent, eine Preisspirale, die auch auf andere Lebensmittel wie Zucker und Weizen durchschlug.
Die Entwicklungen sind auch im Alltag spürbar: Einem Bericht des Statistischen Bundesamtes zufolge lagen die durchschnittlichen Kosten für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke im Juli 2024 um mehr als 32 Prozent höher als noch vier Jahre zuvor. Verbraucher sehen sich also mit massiv steigenden Preisen konfrontiert. Das trifft vor allem Haushalte mit niedrigerem Einkommen. Laut einer Umfrage des TeamBank-Liquiditätsbarometers fühlten sich 52 Prozent der Deutschen von den gestiegenen Lebensmittelkosten am stärksten belastet, mehr noch als durch die steigenden Strom- und Heizkosten. Besonders betroffen seien Haushalte mit weniger als 2.000 Euro Nettoeinkommen, von denen sechs von zehn die hohen Lebensmittelpreise als größte Belastung empfinden.
Preise auf hohem Niveau
Eine Reihe von Lebensmitteln, die in der Vergangenheit als erschwinglich galten, werden für Haushalte mit geringem Einkommen zunehmend unerschwinglicher. Auch Brotprodukte und Milchprodukte sind von den Preisanstiegen betroffen: Der Preis für Butter erreichte zwischenzeitlich im Juli 2022 einen Höchststand und liegt aktuell bei 2,39 Euro. Bei Quark stiegen die Preise im Vergleich zu 2020 um über 70 Prozent, getrieben von höheren Produktionskosten und einer geringeren Milchproduktion, die seit 2021 zu beobachten ist.
Dass die Verbraucher immer stärker unter Druck geraten, zeigt sich besonders im Briloner Hit-Markt, wo die täglichen Einkäufe im Vergleich zu 2022 nun merklich teurer ausfallen. Die Teuerung ist allgegenwärtig – auch bei Obst und Gemüse. Zwar flachte der Preisanstieg zuletzt leicht ab, doch liegt das Niveau immer noch weit über dem Stand von vor zwei Jahren. Gemüse wie Zwiebeln und sowie Möhren und Tomaten bleiben trotz leichter Rückgänge gegenüber 2023 auf einem höheren Preisniveau.
Marktbeobachter rechnen damit, dass die Lebensmittelpreise in absehbarer Zeit nicht zurückgehen werden. Klimatische Extremereignisse wie Dürren oder Starkregen könnten die landwirtschaftliche Produktion weiterhin belasten. So bleibt das Einkaufen für viele Haushalte eine Kostenfrage, bei der die finanziellen Spielräume immer enger werden. Experten warnen davor, dass auch in den kommenden Jahren hohe Lebensmittelpreise die Lebenshaltungskosten in Deutschland und Europa stark beeinflussen werden.
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Für die Bürger in Brilon bleibt die Situation im Supermarkt angespannt. Die Ergebnisse des Preisvergleichs im Hit-Markt zeigen, dass selbst Grundnahrungsmittel – die Basis für den täglichen Bedarf – für viele Verbraucher zur finanziellen Herausforderung werden.
Mit Material von DPA