Marsberg. Neuigkeiten im Fall der ausgesetzten Hühner bei Marsberg: Das Untersuchungsergebnis liegt vor. Tierschutzorganisation setzt Belohnung aus.
Es gibt Neuigkeiten im Fall der ausgesetzten Hühner im Raum Marsberg. Auf Anfrage unserer Zeitung bestätigte der Hochsauerlandkreis am Donnerstagmorgen, dass die Tiere negativ auf die sogenannte Aviäre Influenza untersucht worden seien. Kreissprecher Jürgen Uhl: „Damit ist klar, dass der Gesamtbestand keine Vogelgrippe hat.“
Inzwischen ist auch die Tierschutzorganisation PETA auf diesen unglaublichen Fall aufmerksam geworden. Um die Herkunft der Hühner zu ermitteln und deren Besitzer ausfindig zu machen, setzt PETA eine Belohnung in Höhe von 1000 Euro aus, sofern die Hinweise zur rechtskräftigen Verurteilung der tatverantwortlichen Personen führen. Wer etwas beobachtet oder anderweitig mitbekommen hat, wird gebeten, sich bei der Polizei oder telefonisch unter 0711-8605910 oder per E-Mail bei der Tierrechtsorganisation zu melden – auch anonym (whistleblower@peta.de).
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Herzlos und strafwürdig
„Wir möchten helfen aufzuklären, wer die Hühner ausgesetzt und damit ihren Tod in Kauf genommen hat“, schreibt Lisa Bechtloff, Fachreferentin bei PETA, auf deren Homepage. „Der Halter oder die Halterin hätte genug Verantwortungsbewusstsein zeigen und die Tiere in ein sicheres Zuhause abgeben müssen. Sie einfach in einem Waldstück zurückzulassen, ist nicht nur herzlos, sondern auch tierschutzwidrig und muss bestraft werden.“
Die Tierrechtsorganisation weist darauf hin, dass das Aussetzen von Tieren laut Paragraf 3 des Tierschutzgesetzes verboten ist und ebenso den Straftatbestand der Tierquälerei nach Paragraf 17 des Gesetzes erfüllen kann. Dies könne mit einer Geld- oder Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren geahndet werden. Das Tierschutzgesetz greift auch, wenn Halter die Tiere nicht artgerecht unterbringen und versorgen oder notwendige Hilfeleistung unterlassen.
Fall sorgt für Aufsehen
Der Fall hatte am Wochenende für Aufsehen gesorgt. Die 100 Hühner waren am Samstag in einem Waldstück zwischen Oesdorf und Westheim ausgesetzt worden. Nachdem Spaziergänger zunächst die Polizei informiert hatten, war schließlich am frühen Abend die Feuerwehr in Form der Löschgruppen Westheim und Oesdorf ausgerückt. Polizei und andere Helfer waren bereits vor Ort. Die Aufgabe der Wehrleute bestand darin, die noch lebenden Tiere einzufangen. Die Einsatzkräfte arbeiteten mit FFP2-Masken und Handschuhen. Die Kleidung wurde später abgelegt, verpackt und vorsorglich behandelt. Unterstützung beim Einfangen der Tiere gab es aus der benachbarten Vogelstation für Wildvögel. Die Feuerwehrleute gingen äußerst vorsichtig zu Werk, weil zu dem Zeitpunkt der Gesundheitszustand der Hühner ungewiss war. Eine Erkrankung kann nun laut HSK ausgeschlossen werden. Woran die 15 Tiere gestorben sind, ist aber nach wie vor unklar.
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Auch das Motiv für das Aussetzen der Hühner wird immer nebulöser, wenn der/die Besitzer sich der Tiere offenbar nicht aus Krankheitsgründen entledigen wollte. „Möglicherweise war jemand mit den Tieren überfordert. Aber auch das ist keine Entschuldigung“, so die PETA-Sprecherin. Dass Tiere ausgesetzt würden, sei leider keine Seltenheit. Ein solcher Fall sei aber eher ungewöhnlich.
Keine Vogelgrippe
Die Nachricht, dass die Hühner keine Vogelgrippe haben, sorgte beim Ordnungsamt der Stadt Marsberg für Erleichterung. Man wolle nun die weitere Vorgehensweise abstimmen und versuchen, den Halter oder die Halterin zu ermitteln. Nicht zuletzt seien durch den Einsatz auch hohe Kosten entstanden, hieß es auf Nachfrage.
Die Polizei wird dem Fall nicht weiter nachgehen. Hinweise auf eine Straftat gegen das Tierschutzgesetz lägen nach derzeitigen Erkenntnissen nicht vor. Formell sei der Fall eine Ordnungswidrigkeit, um die sich nun das Ordnungsamt weitern kümmern werde, so der Sprecher der Polizei, Michael Schemme.
Noch befinden sich die 85 verbliebenen Tiere in einer Scheune. Das Kreisveterinäramt, so Sprecher Jürgen Uhl, werde versuchen, die Hühner „einer anderen Haltung zuzuführen“.
Ähnlicher Fall in Österreich
Anfang Oktober gab es einen ähnlichen Fall in Österreich. Laut mehreren Medienberichten hatte ein Jäger dort insgesamt 12 Hühner in einem Wald neben der Autobahn gefunden; sieben waren bereits tot. Auch dort vermutete man, dass jemand die Tiere habe loswerden wollte - möglicherweise in der Hoffnung, ein Fuchs werde das schon erledigen.