Hochsauerlandkreis. Klimawandel, Käferschäden, Konjunkturschwäche, Rundholzmangel. Die Holzbranche steht unter Druck. Im Raum Meschede geben zwei Sägewerke auf.

Die Holzbranche steht aktuell vor großen Herausforderungen, die auch im Sauerland spürbar sind. Die Gründe für die angespannte wirtschaftliche Lage sind offenbar vielfältig. Wir haben nachgefragt, wo die Probleme liegen und wie die Zukunftsaussichten eingeschätzt werden.

Zwei Sägewerke geben auf

Erst kürzlich hatte die WP-Redaktion Meschede berichtet, dass zwei traditionsreiche Unternehmen einer Branche im Mescheder Stadtgebiet ihren Geschäftsbetrieb eingestellt haben bzw. die Einstellung angekündigt haben. Diese Entwicklung passt zu der Einschätzung des Deutschen Säge- und Holzindustrie-Bundesverbandes, der in einer Pressemitteilung erklärt: „Die schwache Konjunktur und die Krise im Wohnungsbau setzen die Unternehmen stark unter Druck. Gleichzeitig drohen mit Einführung der EU-Entwaldungsverordnung Verwerfungen auf den Holzmärkten und eine Schwächung der heimischen Industrie.“

Lesen Sie auch

Von den 105 befragten Unternehmen sehen rund drei Viertel in der Baukonjunktur die größte wirtschaftliche Herausforderung für ihr Unternehmen.“ Angeführt wird auch die wachsende Belastung durch Bürokratie mit Blick auf die EUDR. Hinter dieser Abkürzung steckt eine EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten.

Ein Bagger transportiert in einem Sägewerk Fichtenstämme. Foto: Volker Hartmann/FUNKE Foto Services
Ein Bagger transportiert in einem Sägewerk Fichtenstämme. Foto: Volker Hartmann/FUNKE Foto Services © Bildredaktion NRW | Volker Hartmann

Vielfältige Herausforderungen

Georg Lingemann, CEO Egger-Sägewerk Brilon, erklärt auf Anfrage der WP: „Die aktuelle wirtschaftliche Lage stellt zweifellos eine Herausforderung dar. Weniger Neubaubeginne, ein zurückhaltendes Konsumverhalten und steigende Lebenshaltungskosten führen zu einer schwachen Nachfrage. Auch die neue EU-Entwaldungsverordnung EUDR bringt für uns und unsere Holzlieferanten neue Anforderungen mit sich.“ Trotzdem komme sei man bei Egger überzeugt, dass Bauen und Arbeiten mit Holz auch in Zukunft von essenzieller Bedeutung sein werde. Holz sei der zentrale Werkstoff im aktiven Klimaschutz.

Er erklärt auch, wie das Unternehmen sich für die Zukunft aufstellt: „Um auf die geringere Rohstoffverfügbarkeit zu reagieren, wird im EGGER Sägewerk Brilon seit Jahren kontinuierlich in die Zukunft investiert. Die Flexibilität der Anlagen wurde erhöht, was dazu führt, dass verschiedene Rundholzsortimente eingekauft und verarbeitet werden können. Zusätzlich wird aktuell in die hochautomatisierte Weiterverarbeitung investiert, die es uns erlaubt die Wertschöpfung noch weiter zu steigern.“ Egger teilte mit, dass aktuell am Sägewerk Brilon ein Investitionsprojekt in Höhe von rund 20 Millionen Euro laufe und zur Verstärkung des Teams weitere Fachkräfte gesucht werden.

„„Die aktuelle wirtschaftliche Lage stellt zweifellos eine Herausforderung dar. Weniger Neubaubeginne, ein zurückhaltendes Konsumverhalten und steigende Lebenshaltungskosten führen zu einer schwachen Nachfrage. Auch die neue EU-Entwaldungsverordnung EUDR bringt für uns und unsere Holzlieferanten neue Anforderungen mit sich.“ “

Georg Lingemann
CEO Egger-Sägewerk Brilon

Rohstoffverknappung, Klimawandel, schwache Konjunktur

Dr. Stefanie Wieland, stellvertretende Leiterin des Zentrums für Wald und Holzwirtschaft von Wald und Holz NRW, beschreibt die aktuelle Situation der heimischen Holzbranche so: „Der Klimawandel ist auch in Nordrhein-Westfalen angekommen. In den vergangenen Jahren sind nach Sturm, Dürre und Borkenkäferbefall mehr als 142.000 ha Wald geschädigt worden. Der Klimawandel und die aktuellen Waldschäden stellen den Cluster Forst und Holz in Nordrhein-Westfalen vor erhebliche Herausforderungen. Dies betrifft sowohl die Wiederbewaldung und Forcierung des Waldumbaus als auch die Anpassung der Holzindustrie an eine sich schneller als bislang prognostizierte Veränderung der Rohstoffbasis Holz. Gleichzeitig ergeben sich im Rahmen der Transformation hin zu einer modernen, ressourceneffizienten und klimaneutralen Wirtschaft eine verstärkte Nachfrage sowie neue Potenziale für den Rohstoff Holz.“

Auch sie macht deutlich, dass die Forst- und Holz-Branche mit vielen Herausforderungen zu kämpfen hat: „Angefangen von der regionalen Rohstoffverknappung durch die Waldschäden der vergangenen Jahre und die sich dadurch immer weiter vergrößernden Beschaffungsradien, über die schwache Konjunktur und die Krise im Bausektor hin zur Einführung der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR), welche zu Verwerfungen auf den Holzmärkten und eine Schwächung der heimischen Industrie führen, setzen die Unternehmen stark unter Druck.“

Die Westfalenpost Brilon auf Social Media

Innovationen sind notwendig

Die Transformation der Forst- und Holzwirtschaft sei ein Prozess, der innovative Ansätze erfordert. Es gehe darum, die gesamte Wertschöpfungskette zu betrachten und wertschöpfende Holzverwendungen zu fördern. Von der nachhaltigen Waldbewirtschaftung über die ressourceneffiziente Holzernte und -verarbeitung bis hin zur Entwicklung von innovativen Holzprodukten - jeder Schritt sei wichtig, um die Potenziale von Holz nachhaltig zu nutzen. Dr. Stefanie Wieland erklärt, vor diesem Hintergrund habe das Team Holzwirtschaft im Zentrum für Wald und Holzwirtschaft von Wald und Holz NRW im Auftrag des NRW-Landwirtschaftsministeriums in 2023 den Dialogprozess zur Transformation der Forst und Holzwirtschaft in NRW gestartet. „Gemeinsam mit den Branchenakteuren werden aktuell fakten- und wissensbasierte Handlungsempfehlungen und Maßnahmenvorschläge erarbeitet, um die Wertschöpfungskette Forst-Holz in Nordrhein-Westfalen zukunftsfit aufzustellen“, so die Expertin.

Waldinventuren sollen wichtige Erkenntnisse liefern

Und wie sieht es mit Blick auf die Rohstoffverfügbarkeit aus? Dazu erklärt Dr. Stefanie Wieland: „Nordrhein-Westfalen und die Region Südwestfalen sind ein bundesweiter Schwerpunkt der aktuellen Waldschäden. Wir gehen aber davon aus, dass im bundesweiten Kontext eine nachhaltige Rohstoffbasis auch zukünftig verfügbar sein wird.“ Die für November geplante Veröffentlichung der Ergebnisse der aktuellen Waldinventuren für den Wald in NRW und auf Bundesebene werden hierzu wichtige Informationen über die Vorratsentwicklung und das zukünftig zu erwartenden Holzaufkommen liefern.“

Um sich mit Blick auf die Zukunft und die sich verändernde Rohstoffbasis vorzubereiten, arbeitet das Team Holzwirtschaft im Zentrum für Wald und Holzwirtschaft von Wald und Holz NRW seit 2020 an der Verwendung von regional verfügbaren und bislang nur wenig genutzten Laub- und Nadelbaumarten wie zum Beispiel der Birke und verschiedener Tannenarten. Dr. Stefanie Wieland sieht Holz als einen wichtigen Klima-Rohstoff der Zukunft: Der nachwachsende Rohstoff Holz bietet eine hervorragende Basis für nachhaltige und kreislaufgerechte Produkte und Materialien mit einer klimafreundlichen Öko-Bilanz. Dabei fungiert die moderne Holzenergie als Koppelprodukt entlang der gesamten Wertschöpfungskette Forst-Holz.“